25-10-23 Öömrang in Dahlem

Die wilden Tauben machen Randale. Sie wurden einmal wieder aus der Dachbodenbaustelle geworfen, und versuchen fast mit Gewalt zurückzukommen. Dazu haben sie sich vor allem unsere Fenster auserkoren. Sie sind kurz davor, mit Anlauf dagegen zu fliegen. Es gilt auf jeden Fall: „Augen auf und Zimmertür zu beim Lüften, sonst haben wir drei Taubenpaare, die zu Fuß unsere Wohnung erkunden.“

Madame ist kurz davor, in der Thomas-Dehler-Bibliothek ein „Stammkundin“-T-Shirt zu bekommen und gleich Kaffee angeboten zu kriegen sobald sie die Tür durchschreitet. Jetzt lieh sie sogar ein zweites Buch (Marcie R. Rendon) und eine DVD (Elizabeth George).

Von der Gemüslichkeit brachte Madame, Schwarzkohl (Schwarzkohl!! Bester Kohl!!!), Brie und Hartkäse einer Prignitzer Schafherde mit, und auch das scheint mir wiederholenswert.

Unterwegs aß ich einen Jackfruit-Burger (die erste Jackfruit meines Lebens) und würde sagen: War gut, aber nichts wofür ich Umwege fahren würde.

Ich bekam eine private Mail mit Schilderung eines IT-Problems. Halb hatte ich sie schon an das Ticketsystem weitergeleitet, bevor mir auffiel, dass ich privat gar kein Ticketsystem betreibe.

Es waren drei Tage der Arbeit.

Die Kompetenzvermutung der TL VM gegenüber IKEA-Mitarbeiter*innen befindet sich in einem stetigen Sinkflug.

Beim Vorbeilaufen aufgeschappte Satzfetzen „Wenn eine Bierdose im Schaltschrank umgefallen ist, dann wird das keiner zugeben.“ Das kann ich sicher als geflügeltes Wort übernehmen, muss nur noch ein Einsatzgebiet finden.

Ich hätte fast einen Blog in meinen Feedreader gepackt, habe dann aber beschlossen, dass ich Schreibende, die ihre Posts regelmäßig vom Halluzinator bebildern lassen, leider nicht ernst nehmen kann.

Schoki + Butter + Ei = Begeisterung

MMB, der gerade neben mir sitzt, beschwerte sich: „Alle fünf Minuten rufen Menschen bei southpark an. Das wäre ja noch erträglich. Wenn er nicht immer 4:45 min mit ihnen reden würde.“ Die Arbeit verlagert sich gerade von Projekt 1 auf Projekt 2, aber es wird nicht weniger. Immerhin ist No. 2 inhaltlich spannender, ab Montag ist auch der Lankwitzer Lackmeister wieder anwesend, dann wird alles besser.

Immerhin hat der Ansturm am Dienstag eine kurze Pause eingeleckt. Das war sehr freundlich, denn Dienstag war Sachertortentag.

Voll dem Nerdgeist des Teams habe ich mich verschrieben beim Thema Geburts- und Jahrestage, bei denen ich eine große Neigung habe, sie zu vergessen oder nicht weiter ernst zu nehmen. Ein dementsprechend schlechter Geburtstagsgratulant bin ich – und dementsprechend war meine Motivation zum Geburtstagstorte backen auch wenig glückwunschwunschgetrieben sondern eher ein schlichtes „ich habe Lust zu backen und das ist ein schöner Anlass“.

Naja, trotz meiner eigenen Glückwunschsaumseligkeit wurde ich wirklich exorbitant von Gratulant*innen (mehr *innen ehrlich gesagt) bepuschelt und war das doch ganz erfreulich. Zumal die Torte richtig gut war, mit Sicherheit meinen eigenen Bepuschelungsfaktor für nächstes Jahr nochmal gesteigert hat.

Eine Villa mit Rüschenvorhang

Das Capitol Dahlem ist eines der spannenderen Kinos Berlins. Es befindet sich in einer 1920er-Jahre-Villa im beschaulichen Grünen im Berliner Nobel-Außenbezirk mit Universitätsanbindung. Im Jahr 1941 übernahm der Präsident der Nazi-„Reichsfilmkammer“ Carl Fröhlich die Villa und ließ sich dort seinen privaten Filmsaal einbauen.

Nach dem Krieg kam Gerhard Klein an das Kino – Klein, einst Kinderschauspieler, der im Berliner Ensemble in Kästners Emil und die Detektive mitspielte, dann im Max-Ophüls-Film Lebertran, wurden von ebenjenen Nazis des Carl Fröhlich nach Polen deportiert. Kleins Eltern starben im Konzentrationslager, er selbst konnte nach Palästina fliehen.

Nach dem Krieg kam er zurück nach Berlin, und in ebenjener Zentrale des Grauens, eröffnete er ein Programmkino mit legendärem Programm, das er bis in die 1980er hinein betrieb.

Mittlerweile gehört das Gebäude der FU Berlin, wird betrieben von den Yorck Kinos, die zum Beispiel auch das Odeon in unserer Nachbarschaft betreiben. Leider, und das war dann der endgültige Stupser, endlich mal in die U3 zu steigen und nach Dahlem zu fahren: Die Freie Universität bekommt Etatkürzungen, und überlegt die Villa samt Kino zu verkaufen. Was vermutlich das Ende des Kinos bedeuten würde.

Mehr zum Kino im studentischen Campusmagazin der FU: Once Upon a Time in … Dahlem

Die Kaninchen waren künstlich

Es lief Amrum. Ein Film von Fatih Akin/ Hark Bohm, der auf Bohms Kindheitserinnerungen auf Amrum fußt. Im Wesentlichen erzählt er die Tage Ende April/ Anfang Mai 1945 als Hitler Suizid beging, der Zweite Weltkrieg endete und Nanning (Bohms Alter Ego im Film) eine kleine Schwester geboren wird.

In diesem Bezug auf eine Realgeschichte liegt Stärke und Schwäche des Films.

Seine Stärke: Es kommen Themen zusammen, die vermutlich niemand fiktional gemischt hätte: Nazis, Amrumer Natur, Familiendrama, Coming-of-Age, Jagd, Friesische Inseltraditionen, Friesisch, Hunger, die Trennung zwischen Inselbewohnern, Festländern und Flüchtlingen.

Seine Schwäche: So viele Themen. Manchen Themen wird der Film eher gerecht, anderen nicht so.

So mittelgut behandlet wird das Thema Nazis. Er widmet sich dem Thema solide und angemessen, aber im Vergleich zu anderen Filmen des Themas fällt Amrum weder in guter noch in schlechter Hinsicht auf.

Ich fange mit dem an, womit ich im Film haderte: Den Naturaufnahmen. Ich habe nicht auf Amrum gelebt, aber an der DIthmarscher Nordseeküste. Ich war viel draußen, ich weiß wie diese Art der Landschaft bei Sonne und Regen, Nebel und Matsch, am Meer, im Hinterland und im Watt aussieht und wie sie sich anfühlt. Und immer wenn ruhige athmosphärische Naturszenen im Film vorkamen dachte ich nicht an Nordsee, sondern an die Motivauswahl in einer mittelguten NDR-Doku „Unsere Küste“. Das war alles so vorhersehbar, die Motive so offensichtlich und irgendwie auch wenig sinnlich. Das war Küste zum Anschauen, nicht zum Fühlen. Inmitten eines sonst überzeugendes Filmes störend.

Deutlich besser war es, wenn Charakter in der Natur waren. Nanning sammelt Nachts unter dem Sternenhimmel Treibholz. Die beiden Jungs laufen durch die Hundsrosen. Sie jagen Kaninchen und Robben, Nanning kämpft sich bei auflaufendem Wasser durch den Priel. Das fühlte sich überzeugend an, und damit sind wir bei der großen Stärke: den Schauspielern. Durchgehend ein intensiver Cast, der die Intensivität dieser letzten Kriegs- und ersten Friedenstage überzeugend verkörperte.

Überhaupt die Menschen: Die aus Hamburg geflohenen Nazi-Bildungsbürger aus Nannings Familie, die Einheimischen mit ihrem Misstrauen gegenüber den Festländern; die Diskussion, ob jemand, der neun Generationen Vorfahren aus Amrum hat, aber selbst nur schlecht Öömrang redet, überhaupt Amrumer ist. In der den Film durchziehenden Diskussion „Wer ist wir?“ liegt fast die größte Stärke des Films.

Die größte Stärke für mich: Sie reden Öömrang, die Amrumer Version des Nordfriesischen. Großartige Schauspieler*innen reden auf großer Leinwand lange Dialoge auf Nordfriesisch. Offiziell auf „Deutsch, Friesisch“, wird schon nach den ersten Worten klar, dass Öömrang kein Dialekt sondern eine eigene Sprache ist. Inselleute reden Friesisch, Hamburger hochdeutsch und im Dialog zwischen den Gruppen geht es mal so und mal so. Die Schauspieler*innen, die alles hochdeutsch-Muttersprachler*innen sind, bringen das mal so und mal so rüber. Aber gerade Diane Kruger (= Bäurin Tessa Bendixen) und Detlev Buck (= Fischer Sam Gangsters) würde ich sofort die friesisch-Muttersprachlerin abnehmen.

Fermentieren haselieren

Weil ich den Capitol-Dahlen-Artikel im Campusmagazin überraschend gut geschrieben fand für eine Studierendenpostille, war ich neugierig, was aus der Autorin seitdem wurde; durchaus spannend.

Ein gutes Interview mit Akin zum Film und dessen Hintergründen: Fatih Akin über sein NS-Drama „Amrum“: „Wir alle haben mit dieser Zeit zu tun“

Gerne hadere ich mit Heim-Software-Basteleien, weil ich denke, das ist großer Aufwand für ein komplett bedeutungsloses Ergebnis. Hier dachte ich, das möchte ich auch machen: „Designing Software for Things that Rot“

Eine extrem hohe Kompetenzvermutung habe ich wenn Frau Pane-Bistecca asiatisch kocht. Ihr Nasi Goreng sollte ich nachmachen, allein um zu wissen, wie ein echtes Nasi Goreng schmecken könnte.

Frankfurt Osten – beste Stadtgegend: Industriekultur im Frankfurter Osten: Eine fotosoziologische Spurensuche

Herr Rau fand ein Spiel, bei dem es darum geht, den Halluzinator beim Haselieren zu schlagen: Links: Python, Scratch, KI

Wenn einem Kolleginnen Fehlermeldungsbildschirme beschreiben, erinnert mich das mitunter frappant an die Fernsehsendung „Dingdsa“.

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