23-12-10 Let’s talk about Faxgeräte

Elite Kickboxing zieht um. Was schade ist. Elite Kickboxing ist entgegen seines Namens immer Kinder- und Jugendsport gewesen, mit vielen Mädchen und jungen Frauen im Kickboxring. Elite Kickboxing spülte mitsamt der Eltern ein angenehmes Laufpublikum in diese hallodrihafte Geschäftsgegend.

Neulich beim Gang durch die Straßen: Eine Apotheke, die groß im Schaufenster „Lösungen“ gegen Wlan, 5G und andere Strahlungen anbietet. Ich frage mich dann immer: Innere Überzeugung oder zynischer Kundenfang im Schwurbelmillieu? Und was von Beidem ist schlimmer?

Im Supermarkt entdeckt: Navel negra. Dunkelgrün-beige Orangen. Farblich mal was anderes, vielleicht keine Verbesserung. Im Innenleben entdeckten wir noch keinen Unterschied zu Normalorangen.

Die Jahres-Stromabrechnung kam. 2,5% gespart. Zwei neue Verbraucher (das Spielzeug, Rombitombi), zweimal effizienter geworden (Waschmaschine ersetzt, die letzten Energiesparbirnen alter Prägung durch LEDs ersetzt). Vermutlich bestand der entscheidende Unterschied in den 10 Tagen Urlaub, die wir gar nicht in der Wohnung waren.

Überhaupt: 2023 bot den ersten gemeinsamen Urlaub, der über ein verlängertes Wochenende hinausging, seit 2019.

Ich lese Jahresrückblickaufforderungen „Welches Ziel hast Du dir gesetzt und nicht erreicht?“ Ich war ehrlich gesagt so eingebunden in „im Job komplett ankommen“ und „Fernstudienmodule“, dass ich nichtmal dazu kam, mir andere Ziele zu setzen. Also schon am Ziel gescheitert, mir Ziele zu setzen.

Weihnachtspakete abgeholt. Dieses Jahr nicht so sehr über die Nachbarschaft verteilt, sondern größtenteils bei einem Späti. Immer mit der Frage: wie viele Pakete von uns liegen beim Späti? Übersehen wir wieder eines, dass dann zurück geht als nicht-abgeholt? Aber wir sind fast vollständig.

Madame musste eine längere Exkursion machen. „Pano Bakery“ in der Monumentenstraße verkauft keinerlei Backwaren. Es handelt sich um den ungünstigst gelegenen Späti, der dafür den nettesten und zuvorkommensten Späti-Betreiber südlich der Spree behaust.

Weihnachtsbücher bestellt und abgeholt. Vom Hammett-Buchhändler gelobt worden für die schöne Bestellung. Leider kann ich keine Titel nennen. Spion*innen lesen mit.

Nach Hammett der Versuch mit dem 248er nach Hause zu fahren. Der Bus fuhr durch enge Straßen im Fliegerviertel und dann war es passiert. Vor uns blockierte ein Rettungswagen im Einsatz die Straße. PKWs konnten sich vorbeiquetschen. Für einen Linienbus allerdings war die Lücke zu schmal. Der Bus kam nicht vor und nicht zurück. Viele Fahrgäst*innen stiegen aus.

Ich hatte keine Lust, 192 Euro Buch durch Tempelhof zu tragen und blieb. Fahrgäste rauchten. Durch die Tür beschwerten sich gescheiterte Fahrgäste, die von weiter entfernt liegenden Haltstellen herbeigelaufen waren. Die Busfahrerin versuchte den Abstand auszumessen, ob es vielleicht doch geht. Als sich nach 30 MInuten ein 248er-Bus-Stau an dieser Stelle zu bilden begann, gab ich auf.

Direkt gegenüber vom Bus sah ich eine Kneipe. Name. „Keine Eile.“

Nasenadapter

Zwei Advents-Essen. Die Team-Weihnachtsfeier am Freitag, das traditionelle Cousin/Cousinen-Essen am Samstag, dieses Jahr mit Gastzugängen. Das Samstag-Essen (Sauerteigbrot mit veganem Schmalz, geräucherte Selleriesuppe, Sicilian Style Citrus Fruit Salad, als Hauptgang, Linsen Stroganoff, Käseplatte, selbstgebackener Stolle) war kulinarisch das überlegene Erlebnis gegenüber Freitag (Gänsekeule mit Sparbeilage).

Beide Abende sehr schön. Spannend der Unterschied zwischen einer Gruppe aus Fachinformatikern und einer der Gruppe der Akademiker*innen des Wortes. Themen über die beiden Abende verteilt: Kann man lernen lernen? Umlaufmappen. Besuch aus den USA. Wer ist zuständig für’s Kassenwesen? Unterwegs in Georgien und Armenien. Kirchenfunk. DECT-Telefone.

Bei beiden Veranstaltungen gingen die Gespräche unter anderem um Verwaltungsdigitalisierung. Einmal mehr aus Sicht der Digitalisierer, einmal mehr aus Sicht der Verwaltung und Nutzenden.

Eines der spannenderen Erkenntnisse des Wirtschaftsinformatik-Studiums: Mein Bauchgefühl trügt nicht. Es gibt umfangreiche Forschung zum „Produktivitätsparadoxon der Digitalisierung“. Und der Frage: „In vielen Organisationen wurde massiv in Digitalisierung investiert. Aber die Organisationen werden dadurch nicht produktiver. Warum?“ Nachdem Unternehmen die Erkenntnis in den 1980ern und 1990ern gewannen, kommt sie so langsam auch in Behörden an. Nur weil etwas digital läuft, läuft es noch nicht besser. Gerade in den ersten Jahren werden massive Umstellungsschmerzen auftreten.

Kunsthandwerker

Die erwähnte Frankfurter Holbein-Ausstellung findet statt als Kooperation zwischen dem Frankfurter Städel (Fachmuseum für Hans Holbein d.Ä.) und dem Kunsthistorischen Museum Wien (Fachmuseum für Hans Burgkmair d.Ä.). Beide Künstler waren im 15./16. Jahrhundert in der damaligen Weltmetropole Augsburg tätig. Die war eine der wichtigsten Handelsstädte der damaligen Zeit, was auch Künstler anzog.

Holbein d.Ä. und Burgkmair d.Ä. waren zwei der renommiertesten Künstler, fertigten sowohl Porträts wie religiöse Kunst. Die Ausstellung vertritt die These: Holbein der Ältere war durch die realistische niederländische Landschaftsmalerei geprägt. Burgkmair prägte die auftrebende italienische Renaissancemalerei. Sie beide vertraten in Augsburg ihren jeweiligen Stil. Holbein der Jüngere wuchs in diesem Kunstklima auf, verstand es daher beide Stilwelten zu verknüpfen und zu transzendieren.

Die Ausstellung ist umfangreich. Sie lebt davon, dass Augsburg zu dieser Zeit Kunstmekka war und bietet weitere Werke anderer Künstler der Zeit. Sie geht in die Tiefe und lässt einen in die Renaissance nördlich der Alpen einsteigen.

Wieder in Erinnerung gerufen: Diejenigen Künstler, die auch nach 500 Jahren noch im Museum hängen, teilweise als Genies verehrt werden, waren damals (reiche, angesehene) Handwerker; die in der Handwerkszunft organisiert waren und natürlich im Standesgefüge der damaligen Stadtgesellschaft die Handwerkerrolle ausfüllten. Welch Unterschied zum künstlerischen Selbstbild 2023.

Ergänzt werden die zahlreichen Bilder mit umfangreiches digitales Begleitmaterial und einen empfehlenswerten Audio-Guide. (der ebenso wie das Begleitmaterial auch ohne Ausstellungsbesuch nutzbar ist).

Hans Holbein d.Ä.: Katharina Schwarz als Hl. Katharina.

BSR-Orange und Hertha-Blau

Kellerkind geht ins Kloster

Frau Catonique zwischen Dunkelheit und Konzert.

Wer „Silver Spinning“ mochte, mag vielleicht auch diese Bücher. Cory Doctorows Buch-Jahresrückblick.

Wichtiges Wissen für Berliner*innen: Wo gibt es Wolle in den Farben BSR-Orange und Hertha-Blau?

Spannendes Wissen für Berliner*innen: Wie funktioniert die Fahrdienstleitung der S-Bahn?

Für eventuell mitlesende Journalist*innen: die Berliner Bäder suchen eine Leitung Kommunikation/Pressesprecher*in. Erfahrungen in der Krisenkommunikation sind wünschenswert.

2 Gedanken zu „23-12-10 Let’s talk about Faxgeräte“

  1. Beim Hammett zwei Ecken weiter war ich mal in einem Hotel und habe mich sehr gefreut, einen bekannten Namen zu sehen. War leider hauptsächlich Sonntag und Feiertag, ich hatte keine Gelegenheit, hineinzuschauen.

    1. Spannend. Dann muss es vielleicht mal wieder das Hotel sein. Zumal an der Ecke noch zwei andere nette Buchhandlungen sind.

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