Büsum feiert Jubiläum: 125 Jahre Wattenlaufen mit Musik.
Am Kaiser-Richard-Platz eröffnet ein neues Nagelstudio. Ich versuche, mich daran zu erinnern, was dort vorher war: KfZ-Sachverständigenbüro?
Orange.the.fruit.dude möchte sich mit mir auf Discord anfreunden. Das wirkt vertrauenswürdiger als 90% der LinkedIn-Teilnehmer.
Auf dem Balkon Scherben und Taubeneier.
Seit Tagen vergessen wir Schwarztee zu kaufen und trinken zwangsweise Ingwer-Guacamole-Bockshornklee-Tee. Als ich beim Umstieg von Arbeitsbus auf Blutspendebus an Istanbul Supermarket vorbeilief, machte es endlich mal zur richtigen Zeit „dringelingeling“ im Hirn und ich ging zum Teeregal. Wer winkte mir freundlich entgegen: Madame.
Madame klärte mich auf über das Tagesgeschehen auf: Die laut Zeit „Schlimmste Schule Deutschlands“, liegt zwar in Laufweite. Eigentlich ist ihre direkte Umgebung, und ihr potenzielles Einzugsgebiet, sehr viel puschliger als direkt um unsere Wohnung herum. Aber die Schule besuchen gar nicht die Kinder, die dort wohnen.
Aus Gründen hat die Schule ihr gesamtes natürliches Klientel verloren. Dort landen nur noch Schüler*innen, die anderswo gar nicht erst genommen wurden oder rausgeflogen sind. Und die echten Schüler*innen müssen dann noch jeden Tag stundenlang quer durch Berlin anreisen. Ich würde jetzt mal behaupten, die Schulprobleme haben am wenigsten damit zu tun, wie die Schule intern organisiert ist.
Es sind Fernuni-entspannte Zeiten. Auch alle Feiertage und Urlaube liegen noch ein Stück entfernt. Zeit für das andere Pflichtprogramm wie Zahnarzt und Blutspende.
Auf dem Weg zur Zahnärtzin passiere ich das Kugelbombenhaus. Immer noch sind dort gerade Glaser aktiv. Wenig später lese ich von heutigen Razzien mit 150 Polizit*innen zum Thema.
Geben und Nehmen 1
Sie gaben Häckerle und nahmen Blut. Das DRK zählt mich inzwischen bei Blutspende 19. Obwohl zwischen den einzelnen Terminen Wochen oder Monate liegen, habe ich langsam den Eindruck, ich werde wiedererkannt.
Also wieder nach Arbeit mit dem M85 nach Süden gefahren; an der Schloßstraße die immerwährende Querdenkerdemo passiert und bis zum Klinikum Benjamin Franklin gefahren. Offenbar gab es viele kurzfristige Absagen: So leer war es dort noch nie. So schnell kam ich noch nie durch.
Kaum hatte ich den Zettel ausgefüllt (nein, immer noch keine Tattoos, ja immer noch langer außereuropäischer Auslandsaufenthalt 1993, nein, keine Zahreingung in den letzten Tagen) saß ich auch schon beim Arzt, ließ Temperatur, Blutdruck und Eisengehalt im Blut messen. Adern und Krankenschwester verstanden sich diesmal auch deutlich besser als oft – alles ein Träumchen.
Schließlich saß ich allein am Häckerle-Buffet und konnte mich verwöhnen lassen.
Und weil ich so schnell war, hielt ich auf dem Rückweg noch an der Schloßstraße an, Kreuzkümmel und anderes kaufen.
Es war eine gute Gelegenheit, die Querdenkerdemo näher zu besichtigen. Sie ließen ein Art Podcast laufen zu Corona – ich glaube derselbe wie jede Woche. Die Plakate wabern immer mehr ins Unkonkrete. Teilweise sind sie unverständlich (irgendwas mit Julia Klöckner) teilweise noch unverständlicher (Selensky go home!). Ich beobachte die Verwandlung einer die-Corona-Maßnahmen-sind-uns-zu-heftig-Demo in eine Neonazi-Demo in Superzeitlupe über mehrere Jahre.
Rein persönlich scheint den Demonstrant*innen das ganze übrigens auch nicht gut zu tun. Wirkten die am Anfang wie halt so leicht irres Bildungsbürgertum aus dem reichen Südwesten Berlins, sind sie inzwischen in einem Zustand, in dem man spontan Hilfe anbieten würde, wenn man sie (ohne Plakate) auf der Straße trifft.
Geben und Nehmen 2
Sie gab Zahnpolitur und nahm per Sandstrahler etwas von den Zähnen. Die Uni-Urlaubs-Feiertagsfreie Zeit eignet sich für Sonstiges. Und so lagen Blutspende und Zahnprophlaxe innerhalb einer Woche. (Und natürlich erst Blut, dann Zahn, weil sonst Komplikationen).
Der BVG-Streik vereinfachte die Wahl des Verkehrsmittels: Fahrrad.
Anscheinend hat sich das medizinische Personal diese Woche abgesprochen: Es ging schnell, flüssig und voller Lob wie selten. Und wo wir schon mal alle schnell durch waren und gute Laune hatten, überlegten wir schnell und konstruktiv an einer schon länger währenden Unbequemlichkeit herum.
So schnell hatte ich die Praxis wieder verlassen, und war zurück beim Gefährt, dass ich fast aus lauter Überschwang gleich am Kaiser-Richard-Platz Kreuzkümmel gekauft hätte.

Hauptsache soft
Der Zahnärztin-Termin versprach zwar unkompliziert zu werden. Aber ich freute mich, dass ich für alle Fälle in Vorbereitung schon mal Ilkas Zahn-OP-freundlichen Mahlzeiten nachlesen konnte: Kein Shepherd’s Pie und Dal-Suppe. Nur die pürierte Nudelsuppe klang jetzt nicht ganz so lecker. Von mir gute Besserung!
Danke dir, ich bin schon wieder bei Käsebrot.