Die Welt auf den Straßen ist verworren geworden. Selbst wenn jemand morgens um 6.30h wild rufend und schwankend über die Bürgersteige läuft, kann es sein, dass er einfach nur mit Headset telefoniert.
Madame fuhr das letzte Mal aus der Schöneberger Wohnung in die Hafenstadt.
Ich schaute bei LinkedIn vorbei. Ich lachte, als mir ein Post eines angehenden Fernuni-Hagen-Wirtschaftsinformatik-Bachelors gezeigt wurde, der über seine zweistündige Lernsession schrieb:
„Erfolg ist nur gemietet … während viele langsam in den Sonntag starten, investiere ich die nächsten zwei Stunden in meine Zukunft … Disziplin, Ausdauer und Sitzfleisch … Voller Fokus. Keine Ausreden … der Unterschied zwischen ‚Ich würde gerne‘ und ‚ich habe es geschafft‘ #mindset #Disziplin #Focus“
Ich weiß selber, dass es den Bachelor in Hagen wahrlich nicht geschenkt gibt, war aber trotzdem sehr kurz davor ein „Yo, Brother, chill mal“ unter den Post zu setzen. Meine Güte.
Bei uns im neuen Briefkasten landete ein handgeschriebener Zettel in Kinderschrift, dass die Wassertemperatur im Stadtbad zu niedrig ist. Pflichtbewusst habe ich den beim Kollegen an der Kasse abgegeben – obwohl mich sein Niedlichkeitsfaktor schon sehr zum Behalten animierte.
Wir beide haben Erinnerungen daran, dass man während und nach einem Umzug in den 1990ern/2000ern monatelang weder Telefon noch Internet hatte, weil das damals alles so lange dauerte mit dem Umschalten. Heute nicht mehr. Außer bei uns. Mit einer schon fast handgeschriebenen (auf jeden Fall selbst geschriebenen und individuell formulierten) Entschuldigung der Sachbearbeiterin. Im Gegensatz zu damals kann ich mir heute aber wenigstens einfach unlimited Daten zum Handy dazu buchen. Es wird ein Monat des Hotspots werden.
Es waren zweieinhalb Tage des Arbeits und Prä-Umziehens.
Reise in eine strahlende Zukunft
Ausgelesen: Rainer Erler: Reise in eine strahlende Zukunft – ein Skandalroman aus den 1980ern, um Atomabfälle, die über dunkle Kanäle über alle Weltmeere verbracht und dann zum Verschwinden gebracht werden.
Der Roman ist schlimm geschrieben. Es ist ein klarer Plotgetriebener Unterhaltungsroman, allerdings mit einem Plot, der nur durch seine Löcher überraschend wirkt. Darin bewegen sich Charaktere, die mit „wandelne Klischees“ noch sehr nett beschrieben wären.
Was am Buch oft nett ist: Das Buch ist Kind seiner Zeit, der 1980er: Atommülltransporte in Castor-Behältern, heldenhafte, draufgängerische Journalisten, Exotismus und am Ende sind Greenpeace die Guten. Was mir das Buch verleidet: Ein Nebencharakter vergewaltigt fast die Protagonistin, sagt zwei Seiten später „ey, tut mir echt leid“ und alles ist wieder gut – auch da ist der Roman ein Kind der 1980er in ihrer schlimmen Gestalt.
Vor allem scheint mir das Buch aber eine Ausrede für den Autor gewesen zu sein, eine Weltreise zu unternehmen: Die engen Gassen von Marseille, der Blick auf dem New Yorker Hotelzimmer, der Hafen in Singapur, die Fahrt durch das australische Outback; hier wird der Roman plötzlich detailliert und entwickelt Leben. Vor meinem inneren Auge habe ich sofort den Autor, der genau dies als Tourist in diesen Städten erlebt hat.
Kein Platz für dieses Buch im Regal.
Sie ist da
Auf jeden Fall einen Ehrenplatz im Regal, oder an der Wand, erhält die Urkunde, die kam. Seit dem 11. November darf ich mich offiziell Wirtschaftsinfornatik-Bachelor seit dem 16. September nennen. Oder so. Bachelor-Urkunde und Zeugnis kamen mit der Post.
Denn ich habe es jetzt amtlich bestätigt geschafft. Natürlich nur dank Mindset, Motivation und Fokus.
Das Bachelorstudium ist endgültig vorbei, und wenn ich nicht nächste Woche umziehen würde, könnte ich jetzt feiern und noch mal in mich gehen, wie es eigentlich war und was hängen bleibt. Ich hoffe sehr auf einen ruhigen Januar dafür.
Aber egal: Erst mal ist die Urkunde gekommen. Quantitativ herrscht damit Uni-Abschluss-Gleichstand in diesem Haushalt und ich bin das erste mal seit vielen Jahren auch punktgenau formal dafür qualifiziert, was ich schon die ganze Zeit mache.

Feiern kommt noch.
R522
Ich war zweieinhalb Stunden bei IKEA und alles was ich bekam, war eine Vorgangsnummer.
Außerdem konnte ich inzwischen durch ausgiebige Beobachtung das Organisationssysteme des Kundendienstcenters ganz gut verstanden. Inzwischen weiß ich, dass R-Nummern Reklamationen sind, X steht für eXpress, S für allgemeiner Service, K für Krückgaben (ich vermute K wegen Kulanz), nur was E ist, weiß ich noch nicht.
Abgesehen von der Warterei war die ganze Geschichte eher unerfreulich:
Wir und IKEA sind uns einig. Die Küche ist gebaut, das Küchenfenster geht nicht mehr, auf ist ein Fehler.
IKEA sagt: „Das ist so offensichtlich eine Fehlplanung, dem müsst ihr zugestimmt haben, sonst hätten wir ja nicht fehlgeplant.“
Wir sagen: Das sehen wir leider ein wenig anders. Tatsächlich haben wir mehrfach darauf hingewiesen, dass wir eine Küche mit öffnendem Fenster bevorzugen.
Jetzt halt die Ticketnummer.