Die Tage werden kurz. Menschen tragen Stehlampen durch die Straßen.
Berlin bleibt stabil. Während die Fahrbahn auch der letzten Nebenstraße geräumt ist, schlittern wir zur Staatsoper. Unter den Linden. An der Oper. Gegenüber der Neuen Wache und damit „Repräsentativ as repräsentativer Prachtboulevard can be.“ Warum auch sollte man dort Fußwege räumen?
Von den Radwegen, die derzeit auch mal aus blankem Eis bestehen können, will ich gar nicht reden.
Das Geräusch des Wochenendes: Madames Telefon pingt mit überraschenden Zusagen. Wir sind erfreut aber auch etwas überfordert. Madame erwarb vorsichtshalber vier Kissen.
In vorhersehbareren Bahnen verläuft das Studium: Zurück am Schreibtisch, konnte ich Entscheidungen treffen, welche Module ich nächstes Semester belege. Aber dazu später mehr. Später die Meldung, dass ich Einsendeaufgabe 1 („Modellierung betrieblicher Informationssysteme“) bestanden habe. Damit darf ich an der entsprechenden Prüfung teilnehmen.
Frau Dr. S. unternahm eine Vitalprobe. Zusammen fanden wir Leben. Langsam wird der 106er mein Stammbus.
Das Wochenende war so inhaltsreich. Ich bewege mich von hinten nach vorne: MMK -> Städel -> Médée.
Door. Open now! Look left! Right! Back! Leaving door behind.
Das MMK Frankfurt. Eröffnet 1991. Das Museum für die Moderne Kunst.
Meinem Verständnis nach sagt keine andere Museumsart so sehr „Jetzt!“ und „Gegenwart!“.
Die Museumsbauer sahen es offensichtlich anders: Das Gebäude ist um zwei Kunstwerke herum gebaut, die sich ohne Teilabriss des Museums nicht mehr entfernen lassen. Nichts sagt so sehr „Ewigkeit!“.
Beide Kunstwerke stammen natürlich von repräsentativen Vertretern der Gruppe „Alter weißer Mann mit Geniestatus“. Dazu muss man sich als Kultureinrichtung im Jahr 2023 verhalten.
„Channeling“ die aktuelle Ausstellung im Museum verhält sich. „Klassische Objekte“ aus der Sammlung in je einem Raum mit relativen Neuanschaffungen. Zum Beispiel minimalistische Objekte (von 1986/1989) von Donald Judd („Denke: Leeres quadratisches Wandregal, ohne Inhalt) zusammen mit der Skulptur „Polyurethane Foam“ von Park McArthur: ein mehrere Meter großer Block schwarz-graues Polyurethan für Industriekunden. Einerseits genauso minimalistisch, ein millionfach reproduzierbares Industrieprodukt, in seiner Anmutung aber unwirklich, massiv, aus der Welt gefallen – die Führerin verglich zurecht mit dem Objekt in 2001: Space Odyssee.
Andere neue Ausstellungsstücke. Ins Museum gekommen durch die Beschäftigung mit dem NSU. Eindrucksvoll: The Murder of Halit Yozgat von Forensic Architecture. Auch unwirklich: Henrike Naumann „14 words.“ Die leere ehemalige 1990er-Jahre-Einrichtung eines sächsischen Blumenladens erinnert sowohl an die direkte Nachwende-DDR, in der der NSU groß wurde und sich sozialisierte als auch die oftmals verlassenen Ladengeschäfte der NSU-Opfer. Geisterland. Das Objekt unter einem Titel, der auf einen bekannten Schwur von Neonazis anspielt.
Maxie Eisen is gone
In Frankfurt des Nachts auf der Straße vor dem Hotel. Ein Mann singt laut und stockbetrunken „Deutschland Deutschland über alles!“ In einer Gegend, in der der Anteil biodeutsch aussehender Passanten auf der Straße unter einem Viertel liegen dürfte. Aber ich bin zu sehr im Halbschlaf, um nachzusehen.
Als Madame noch in Frankfurt wohnte, und auch noch während unseres letzten Besuchs knapp vor Corona, hieß es „das Bahnhofsviertel gentrifiziert sich“. Die Zahl schicker Läden nahm zu, die Mieten stiegen. Die alte Szene verschwand aus dem Sichtfeld.
No more. Vielleicht steigen die Mieten weiterhin. Aber „die Szene“ ist in voller Wucht zurück. Schicke Läden verschwanden. Der Stadtteil wirkt wie erfunden von Sozialdramareportagen-Regisseuren bei Spiegel.tv. Dass wir beim letzten Besuch kurz vor Abfahrt noch vor einem arg hisperesken aber kompetenten Pastrami-Reuben-Sandwich-Laden einkehrten, scheint wie aus einer anderen Zeit.
Madame erinnert sich an Gespräche mit Polizisten noch vor ihrem Wegzug: Crack. Die Droge, die Verrückte schafft. Gefährlich für sich selbst und für die Umwelt. Die Droge, die anscheinend eine komplette Innenstadt-Gentrifizierungsdynamik aufhalten kann.
Postkartenfotovorratshaltung
Poupou sitzt in einem Zoom-Hintergrundbild.
Lila über einen verlorenen Traum von friedlicher Koexistenz zwischen Israel und Gaza.
Die Kaltmamsell postet Postkartenbilder en masse aus München, Karen welche aus Finnland. In Norwegen ist es vor allem kalt.
Einmal so durch eine Fahrkartenkontrolle wie Frau Novemberregen.
Der Neugier halber suchte ich nach den PISA-Mathefragen. So trivial sind die gar nicht. (Und haben sich seit meiner Schulzeit doch deutlich verändert, auch in den Themengebieten). Nebenfund: Bei PISA 2018 Beispiel Lesekompetenz/Feldtest ging um es um Beiträge aus einem Hühnergesundheitsforum.