25-12-11 In Hausschuhen zur Packstation

Die Gemüslichkeit bescherte uns Yacón. Eine offenbar in einschlägigen Foodfluencer-Kreisen begehrte Knolle, die wenig überraschend sehr gesund sein soll. Geschmack, roh: überraschend süß, am Ende ein vorbeihuschen von Ingwerwasser. Geschmack, aus dem Backofen. Äh, wässrig-neutral?

Durch Berlin fuhr eine S-Bahn mit der Anzeige Rentier-Express.

Kollege Jean aus dem Controlling wurde Dritter bei der Excel-Weltmeisterschaft. This is peak nerdness – in meinem Büro! Nicht nur, dass es Excel-Weltmeisterschaften gibt, ich arbeite mit einem Meister seines Fachs zusammen. Wie unbelievable ist das? Ich stelle mir die Ganggespräche in Las Vegas vor: „What is your job? Goldman Sachs? KPMG? Google? – No. It’s Berliner Bäder AöR.“ Hier der Link zum kompletten Halbfinale und Finale, Jeans Finaleinlauf beginnt bei 2:55:06h.

In wesentlichem kleineren Maßstab: Ich setze gerade eine Ankündigung aus meinem „Hallo southpark, Willkommen-im-Job“-Gespräch von 2022 um. Damals hatte ich schon gesagt, irgendwann lasse ich die ganzen Ticketsystemdaten durch R laufen und bekomme automatisiert tolle Statistiken. Naja, erstmal galt Gigo1 und das langfristige Projekt der Daten- und Kategorienbereinigung. Dann brauchte ich ein wenig mehr R-Vertrautheit. Aber jetzt wird es und ich freue mich.

Gut: Ich lernte, wo im Wohnschwimmbad der Team-Raum ist und wer die einladenden Gerüche aus der Teamküche hervorruft. Ungewohnt: Ich weiß das wegen eines abendlichen IT-Supporteinsatzes. Aber c’est la vie – es kommt nicht überraschend.

Es waren drei Tage zwischen Nachumzug und Erwerbsarbeit.

Wir stellten fest: Die neue Wohnung fühlt sich deutlich mehr nach Latifundien/Bungalow an als die alte: Raumgrößen und Schnitt sind ähnlich, wir blicken jetzt aus niedriger Höhe (1. Stock) ins Grüne. Durch die Lage, getrennt durch den grünen Parkplatz von der Straße, wirkt es überraschend ruhig und dunkel. Und der Sozialzusammenhalt und die soziale Kontrolle innerhalb eines Schwimmbadteams sind mindestens so ausgeprägt wie in der Dauergartenkolonie. Wenn ich spätabends am Küchenfenster auf der Leiter stehe, weiß das am nächsten Morgen das halbe Bad.

Aber auch: Wenn wir mal einige Tage nicht gesehen werden, fällt es auf und Leute werden nachforschen.

Selbst das Autobahngeräusch zwischen Latifundien und Wohnung hat gewisse Ähnlichkeiten. Allerdings fehlt dem Bungalow der Gong, der das Ende der Badezeit ankündigt und die benachbarte Autowaschanlage.

Paketzustellgeschichten

Lobend sei erwähnt: UPS war der erste Paketdienst, der auf Anhieb in der Lage war, uns an der neuen Adresse ein Paket zukommen zu lassen.

Geschichten aus Schöneberg. Ein DHL-Paket kam noch an der alten Adresse an und wurde an eine Späti-Post geliefert. In der türmten sich gut sichtbar die Pakete. Allerdings hing im Fenster ein handgeschriebener Zettel: „Post aus technischen Gründen außer Betrieb. Wir wissen nicht, wann sie wieder funktioniert.“ Das Späti-Personal mochte auch keine Fragen dazu beantworten, weigerte sich allerdinsg beharrlich etwas aus dem prominent platzierten Paketstapel auszugeben, denn „Post außer Betrieb.“

In Wilmersdorf gelang es mir, das erste Paket in Hausschuhen und nur notdürftigen ausgehfeinem Dress aus der grundstückseigenen Packstation zu bergen. Es hat Vorteile, die Paketstation in 10 Metern Entfernung von der eigenen Haustür stehen zu haben.

Wahrhaftig ist die Packstation näher an unserer Haustür als unser eigener Briefkasten. Dieser hängt am Schwimmbad-Haupteingang. Damit hat er eine andere Straßenadresse als die Haustür und als unsere Meldeadresse. Und, wie Madame erfuhr, liegt er zu allem Drama auch noch räumlich in einem anderen Briefzustellbezirk als unsere Meldeadresse. Der bisherige Stand ist, dass „unser“ Briefträger (Zuständig für den Eingang Meldeadresse), die Post an seinen Kollegen (Zuständig für den Haupteingang Schwimmbad) übergeben müsste, der sie dann in den Briefkasten wirft.

Mir scheint, das Thema ist noch nicht beendet.

Bordsteinkantengeschichten

Die Nachfragen im Bad werden häufiger, wenn ich denn mal schwimmen kommen. Und es ist absurd. Seitdem ich im Schwimmbad wohne, war ich noch nicht einmal baden. So sehr rufen Kartons und unaufgebaute Regale in der Nachumzugswohnung nach Liebe und Aufmerksamkeit als dass ich es über mich brächte, diese noch einmal zu verlassen und dann mit mehr Chaos (nasse Klamotten, nasse Handtücher – wohin?) zurückzukommen.

Überhaupt bleiben es Wohnungstage. Gut dabei: die CDs sind gefunden und im Regal, dabei sogar besser erreichbar als in der alten Wohnung, das Küchenradio (mit CD-Player) ist eingerichtet und ich kann einfach so CDs rausziehen.

Aktueller Zufallsfund: muff.potter – Bordsteinkantengeschichten. Melancholisch-poetischer Poppunk aus dem Münsterland der späten 1990er. Manchmal denke ich „Jo, schmerzt ein bißchen das Klischee, aber sie waren jung.“ Oft denke ich: „Hat sich überraschend gut gehalten, diese Provinzjugendverzweiflung und alles was sie dazu singen.“ Ich entdecke: Sänger und Texter Nagel schreibt mittlerweile recht erfolgreich Romane. Ich bin nicht überrascht.

Es werde Dunkelheit

Am Wochenende war das Canapee nicht einmal sichtbar, jetzt kann ich schon regelmäßig darauf sitzen! Jetzt kommt aber die Zeit des Denkens. Es sind noch viele Bücherkartons übrig. Diese müssen in Regale. Die können wir aber sinnvoll erst einräumen, wenn wir wissen, wo sie hinsollen. Das wissen wir erst, wenn wir wissen wie die Schreibtisch im Kaminzimmer stehen werden. Um die Schreibtisch im Kaminzimmer zu stellen, ist aber kein Platz, weil alles voller Kartons ist.

Immerhin gelang es Madame, die Schrankschlüssel in einem Karton zu finden deren Fehlen bisher verhindert hatte, dass wir die Kartons auspacken können, in denen dann die Schlüssel lagen.

Jeden Tag herrscht etwas weniger Sonderzustand und etwas mehr Alltag. Zum Entertainment aller Vorübergehenden stieg ich in der Küche auf die Leiter, hangelte hinter die Verkleidung vom Dunstabzug und mit viel Balance und wenig Fluchen gelang es mir, die IKEA-Fernbedienung Rodred mit der IKEA Unterbaubeleuchtung Irsta zu koppeln. Das ist gut, denn bisher konnten wir das Licht nur über die Sicherung an und ausschalten.

Das war misslich. Noch misslicher war es, wenn der Sicherungskasten einen Großteil der Zeit von Umzugskartons versperrt ist.

Anmerkungen

  1. Garbage in – garbage out. Oder anders gesagt: wenn die zugrunde liegenden Daten unvollständig, fehlerhaft und zufällig sind, dann kann die beste Datenauswertung nicht mehr viel machen. ↩︎

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