25-12-20 oudèn rheî (wenn Harry met Sally)

Mit Lichterketten und leuchtenden Kugeln behängte Frauen fahren durch die Gegend.

Während ich dies schreibe, läuft im Hintergrund eine CD des finnischen A-cappella-Ensembles Rajaton.

Einst vor einigen Jahren waren wir zugegen als der Kaptain einen Teppich von der Teppichreinigung zurück bekam. Kurzfristig waren wir geschockt, was das kostet. Langfristig sind wir immer noch beeidruckt, wie sauber und toll der gereinigte Teppich aussah.

Lange Geschichte kurz: Anlässlich des Umzugs landeten alle Erbteppiche bei Teppichreinigung Abbasi zum säubern und ausbessern. Wir lernten: es handelt sich um einen Wollteppich Kazak, einen indischen Seidenteppich und irgendwas dahingemurmeltes mit Pakistan.

Im Kino lernte ich: im New York des Jahres 1987 wurden Weihnachtsbäume noch ohne Netz verkauft und mussten in voller Auskragung transportiert werden.

Ich war das erste mal seit Jahren war in einem Karstadt und hatte nicht das Gefühl, einem Geschäft beim Sterben zuzusehen. Entweder es war ein Advents-Sondereffekt, oder aber ausnahmsweise macht jemand in dem Konzern etwas richtig.

Es gab sogar eine schöne Auswahl. Wir bekamen dort, was wir in diversen anderen Geschäften zuvor vergeblich gesucht hatten.

Es waren zwei Tage zwischen Arbeit, dem Auftreiben von Handwerkern und Besuch.

Wie jedes Jahr strebe ich an, zwischen dem 22.12. und dem 6.1. einfach zwei Wochen lang mit Büchern auf dem Sofa zu liegen und nichts mit Außenwelt zu machen. Das wird dieses Jahr noch weniger funktionieren als die letzten.

Aber 2026! Da wird es eine Woche Urlaub in einer Stadt am Meer Ende November/Anfang Dezember geben. Unbedingt,

Gänsekeule und Kaviarei

Am Freitagabend fand der traditionelle Adventsbesuch von Dr.D. und Dr.E. statt. Alle in Jahresenderschöpfung; schön, wenn es Menschen gibt, mit denen man sich alle umfassender allumfassender Erschöpfung treffen kann, und es wird einfach nett.

Die ersten Blumen

Wir wollten natürlich die neue Wohnung vorführen. Leider war es aufgrund der aktuellen Unpässlichkeit der Küche schwierig, Menschen zu bewirten, so dass wir in den den Berliner Hof auswichen: Deutsche Küche von Menschen, die sich ein Beispiel an französischer Restaurantkultur nehmen. Oder wie Madame mit höchster Wertschätzung sagte: „Das Lokal könnte sich sowohl im Service wie auch von der Küche her auch in Baden behaupten.“

Wenn das Hirschgulasch kommt und wir schon den Wildgeruch riechen bevor der Teller auf dem Tisch steht, läuft alles richtig.

Am Samstagmorgen kam Miss Bilanz zum Frühstück. Auch sie mit Wohnungsstress, wenn auch anders als bei uns. In ihrer Schmuckschatulle leben seit neuestem vier Frauen.

Sie hatte Brötchen mitgebracht, Madame hatte beim ukrainischen Kaviarimporteur-wird-Supermarkt-Ledo (Forellen)kaviar besorgt. Sie hatte lustige Geschichten zu erzählen, von der langen Schlange am Freitag am Kaviarstand, wo Menschen vor ihr, die Bedienung aufgrund ihrer Anforderungen ins Lager schickten.

Weiterhin geplant: bei Ledo das gigantische Fischangebot austesten. Und das Fleich von Rinderherz bis Schweinefuss von dort in den Crocky werfen. Wenn denn je die Küche komplett einsatzfähig ist.

Der Mobilempfang im Keller als Thema

Deadlines Ende des Jahrs haben die unangenehme Eigenschaft, im Dezember Arbeit zu machen. In diesem Falle immerhin mit der netten Nebenwirkung, mir Schwimmbadexkursionen zu ermöglichen. Auf zum Teamtag/Unterweisungstag ins Stadtbad Märkisches Viertel, unterweisen und erklären.

Ich mag die Schwimmbadleute als Typ einfach zutiefst – die Mischung der Anforderungen aus Dienstleister-an-Menschen, Techniker-Handwerker für Wasseraufbereitung und Lüftung im Industriemaßstab und was-mit-Sport zieht einen spannenden Menschenschlag an. Und auf jeden Fall sehr anders als die übliche linksliberal-universitäre Bubble, die mich sonst meist umgibt. Die Leute im Bad sind cool Socken.

Spannend natürlich auch in den Berliner Bädern, die ich als Besucher ja alle kenne. Aber mit Teamräumen, Büros und dem ganzen „versteckten“ Gangsystem noch eine ganz neue Ebene in den Bädern entdecke. Es wird wohl eine Sondersituation bleiben (zweieinhalb Stunden reale Fahrzeit Südkreuz-MärkischesViertel-Südkreuz müssen erst mal gerechtfertigt sein), aber wenn sich die Chance ergibt, freue ich mich sehr.

Der Router blinkt, die Leitung tropft

Beim Nachumzug sind wir in der Zwei-Schritte-vor-ein-Schritt-zurück-Phase.

Vor: Mein Rechner, der Wlan-Router, Rombitombi und der Drucker sind provisorisch aufgebaut. Ebenso ist die Spülmaschine mit Zu- und Abfluss mit der Wasserleitung verbunden.

Zurück: Der Internetanschluss ist theoretisch freigeschaltet. Praktisch allerdings funktioniert er nicht. Und nach diversen Runden mit automatisierten Telekom-Störsystemen und einer echten Technikerin im Chat kommt Dienstag ein leibhaftiger Telekom-Mensch vorbei und schaut nach – vorausgesetzt ich finde bis dahin heraus, wo in diesem Schwimmbad der Hausanschluss liegt und wer die dazu gehörigen Schlüssel besitzt.

Zurück: Alles hängt an der Wasserleitung. Dafür ist weiter oben eine undichte Stelle an einer Rohrverbindung aufgetaucht. Alle paar Sekunden quetscht sich ein Tropfen durch eine Dichtung. Das ist in dem Moment nicht dramatisch – aber würde sich über Stunden/Tage/Wochen natürlich trotzdem zu gigantischen Strömen summieren. Also Küchenwasser komplett zu, und zu ausgewählten Zwecken (Waschmaschine) unter Beobachtung auf. Sanitärmenschen sind beauftragt. Ob und wie sie vor Weihnachten noch kommen, werden wir erfahren.

Nichts fließt.

University of Chicago, 1977

Nach dem Feiertagsfilmerlebnis dritter Art am letzten Mittwoch, sahen wir noch einen altersangemesseneren Film im Odeon-Kino, wenn auch aus traurigem Anlass. Odeon-Betreiberin Yorck Kinos hatte nach dem Tod von Regisseur Rob Reiner spontan When Harry met Sally einige Sondervorstellungen gewidmet.

Es war schön. Es war spannend. Auf dem großen Screen entdeckten wir doch Details, die wir vorher noch nie gesehen hatten. Auch war natürlich die Konzentration größer, mir fiel zum Beispiel erstmals wirklich der Soundtrack auf. Dabei ist der Film einmal sehr nostalisch (in der Musik), Kind seiner Zeit (die 1980s sind allgegenwärtig) und in seiner Grundkonstellation zeitlos.

Auch wenn die Telefone und Computer im Film inzwischen nach Kostümdrama aussehen, überall Zeitungen und Bücher gelesen werden und dieser unglaubliche Wagenrad-Tisch einem mit 1987! gerade anschreit – die Konstellation, das Drama, die Grundfragen – haben nichts an Menschlichkeit und Aktualität verloren.

Einfach ein schöner Film.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert