In der Südkreuz-Offices-Tiefgarage wurden die Belüftungsanlagen gereinigt. Zur Feier des Tages setzten sich alle Tauben auf dazugehörigen blitzsauberen Rohre.
Aus überraschend vielen Ecken höre ich etwas von einer Mückenplage.
Madame töpferte eine Trinkschale für Vögel und Insekten mit einer Ausstiegshilfe für gewässerte Insekten. Werktäglich war sie im Meta-Projektmanagement unterwegs.
Irgendeine nächtliche Musiksendung des Deutschlandfunks präsentierte Postpunk-Coverversionen von klassischem Anadolu-Rock der 1970er und vielleicht möchte ich mehr von Sinem hören.
Mein neuer Streamingdienst Qobuz hingegen schlägt mir Last Christmas vor – der will mich doch trollen!
Ganz langsam bin ich wieder in der Lage, Welt wahrzunehmen, die weder Klausur noch Arbeitsbezug besitzt.
Das Nettobarwert-Konzept hatte ich auch schon mehrfach
Es war ein eigentümliches Lernen für die Informationsmanagement-Klausur, denn dies war das Modul in das ich mit dem meisten Vorwissen ging. Als Beispiele:
ITIL – ich arbeitete einst in einer Organisationseinheit, die lehrbuchmäßig nach ITIL 3 aufgebaut war. Zumindest die ganzen Begriffe habe ich schon mal gehört und eine ziemlich klare Vorstellung, wie sie in der Praxis aussehen.
Allgemeine Modelltheorie – ich hatte vor einem Jahr ein ganzes Modul zum Thema „Modellierung betrieblicher Informationssysteme“; natürlich kam die Modelltheorie darin ausführlich vor.
Datenschutz – in den letzten Monaten haben wir intern eine Datenschutzfolgeabschätzung mit TOMs (Technisch-organisatorischen Maßnahmen) durchgeführt. An der war ich nur sporadisch beteiligt, aber dann doch gut genug, um das ganze Prozedere zu verstehen.
Leider allerdings war absehbar, dass die Klausurfragen nicht nach dem Motto ablaufen würden „Haben sie den Begriff schon mal gehört ja/nein“, sondern etwas tiefer reichen würde.
Und ein paar Themenbereiche blieben mir auch fremd. Das ganze IT-Architekturmanagement zum Beispiel. Vermutlich hatte ich damit auch schon im Leben zu tun, habe es aber sofort vergessen, weil mir Zweifel an der Sinnhaftigkeit kamen. Also lernte ich noch mal von Grund auf.
Wieder mit dem bösen Hintergedanken „Vermutlich ist der Hauptzweck, der IT-Unternehmensarchitektur, Manager abzulenken, damit die ihre Untergebenen nicht von der Arbeit abhalten können.“
Und wie das so ist, wenn ich bei Sachen den Sinn nur so halb sehe, ist es schwierig, sie komplett im Kopf zu behalten.
Opportunities and Solutions
Schräg war es, sehr schräg. Die Onlineklausur war auf zwei Stunden angesetzt. Da einige Zeit verloren geht, in der ich meiner Videoaufsicht Personalausweis und Taschenrechnermodell in die Kamera halte, war die offizielle Schreibzeit von 8:55h bis 11:00h.
Ich dachte: Gut gelernt. Bis 9:01h hatte ich sämtliche Single-Choice und richtig/falsch-Aufgaben angekreuzt. Damit hatte ich mir in sechs Minuten potenziell 60% der möglichen Punkte erarbeitet, und war mir meiner Antworten auch ziemlich sicher.
Bis 9:10h hatte ich die erste Textaufgabe durch. Es ging den Unterschied zwischen Business Process Automation (ein ganzer Prozess wird von Grund auf neu gestaltet, so dass er automatisch im Hintergrund ablaufen kann) und Robot Process Automation. (Ein Software-Bot tut so als wäre er ein Mensch und bearbeitet eine Oberfläche so, wie es ein Mensch machen würde. Ist natürlich sehr viel schneller und einfacher zu machen als den Prozess neu aufzusetzen, aber halt auch eher die Baumarktlösung.)
Also in 15 Minuten genug Fragen für 80% der Punkte bearbeitet.
In den nächsten 40 Minuten kratzte ich mühselig im Vorrat meines Hirns herum für die nächsten möglichen 8%. „Fünf Mythen des Architekturmanagements“ Arrgs! Da war es. Ich wusste, dass ich die exzerpiert und gelernt hatte. Ich wusste, dass mein Exzerpt ungefähr zwei Mausclicks entfernt war.
Aber was waren die Mythen denn nun? In geistiger Griffweite lagen sie und doch so weit entfernt. 40 Minuten lang Augen geschlossen halten, versuchen mich zu erinnern, und wenn der Geist stockte, mir kurz vorstellen, dass ich im Mittelmeer schwimme.1 Mühsamst kratzte ich mir vier plausibe Mythen und ihre Widerlegung zusammen. Nummer fünf blieb unbeantwortet.
Ebenso wie die letzt Aufgabe: die 9 Schritte der Architecture Development nach TOGAF. Noch mal Architekturmanagement..
Ich wusste, ich hatte es gelesen.
Ich wusste, ich hatte es nicht vertieft gelernt, weil es der Unterpunkt eines Unterpunkts eines Unterpunkts war, und ich weigerte, das ganze Skript auswendig zu lernen. Aber ich hatte es gelesen! Vielleicht kam noch etwas?
Und nachdem ich dann 40 Minuten lang auf den Bildschirm geschaut hatte, oder auch nicht, ehrlich gesagt, hatte ich meist die Augen geschlossen, und versuchte die Reise ins Innere zu den verschütteten Infos anzutreten, strich ich die Segel.
Sechs Minuten für die ersten 60% und am Ende 80 Minuten für 8%.. das Modul blieb bis zum Ende komisch.
Ich habe übrigens immer noch nicht geschaut, was die fünf Mythen oder die neun Schritte sind. Ich weigere mich, dem Thema IT-Unternehmensarchitektur weiteren Hirnplatz einzuräumen.
Speibecken an der Hallenwand
Da nun weder Nordsee noch Mittelmeer in Reichweise lagen, mir Schwimmen und Abenteuer aber dennoch als gute Idee erschienen, veranstaltete ich eine kleine Berlin-Expedition:
Mit Ringbahn, U8 und 221er Bus über Gesundbrunnen und Rathaus Reinickendorf bis zur Märkischen Zeile. Dann in das lustige Stadtbad Märkisches Viertel mit seinem aufmunternden Gelb und den „Behalten sie ihre Badekleidung bloß an!“-Schildern.
Was soll ich sagen: die Umkleidekabine war relativ groß, die Bank relativ gemütlich, die Belüftung rauschte beruhigend, es war schön warm, ich war durch – um Haaresbreite hätte ich einen kleinen Mittagsschlaf in der Umkleidekabine absolviert.
Aber dann ins kalte Wasser. Ausplantschen auf der 50-Meter-Bahn und einem Jugendsportgruppe beim Sprungtraining vom 3er zuschauen.
Extrabonus: Beim Rausgehen noch einen Kaffee beim Badleiter geschnorrt, der mir vom letzten Urlaub und den Zuständen in seinem ruhigen, schönen Bad erzählte.
Zum eigenwilligen Bad passte, dass das nicht-kleine Schwimmbad am Rande einer gigantischen Baugrube stand.

Dann zurück mit 221, U6 und M46 wieder nach Hause.
Abends: Abschluss einer anstrengenden Zeit feiern, mit Madame ins Robbengatter laufen, Schnitzel und Leberkäse essen, und das laute Gespräch am Nachbartisch hören, wo sich zwei Damen über die Arbeitsbedingungen bei einer recht bekannten deutschen NGO beschwerten.
Take a walk on the soft side
Die Probleme mit Software-Cloud-Lösungen auch beim Krieg: You Don’t Need A Kill Switch To Hobble Exported F-35s
Internet-Surfen für Plantschflanierende: Taking an Internet Walk (via Messynessychic)
Ich bin ja freund unverbastelter Hard- und Software und versuche, an meinen eigenen Sachen möglichst im Out-of-the-box-Zustand zu betreiben. Das gilt natrülich auch für WordPress, das ich möglichst Plug-in-frei halten möchte. Aber die Plugins von Lorenzo klingen zumindest überlegenswert.
So wird es kommen. Warum sollte das Internet anders werden als anderswo? Es wird ein halbwegs schönes Internet geben zum Bezahlen, es wird ein freies Ramsch-Internet geben, und eine handvoll staatliche und gemeinnützige Initiativen, die versuchen, allen was vom guten Internet zu verschaffen: Das Plebs-Web und das Premium-Web
Wir staunen bei jedem Auslandsbesuch, wieviel Alltagsmedikamente man dort in jeder Drogeriehandlung bekommt. DM staunte auch, und will das deutsche System ändern. Ich sehe einen gigantischen Markt für Aspirin aus der Drogerie. Der Paracetamol-Plan: So könnte die Markenstrategie für die dm-Apotheke aussehen
Anmerkungen
- Zuerst versuchte ich es mit „in der Nordsee schwimmen.“ Aber da mir eh grad etwas fröstelte, stieg ich auf Mittelmeer um. ↩︎