Blick auf den Schreibtisch. Ein aufgeschlagenes Buch Wirtschaftsmathematoik von 1973, zwei Zetteln mit Notizen dazu und eine Kaffeetasse und ein Stift.

25-08-14 La Chimera

Reminder to myself: Handfächer besorgen.

Auch wichtig: Minrozendud. Sagen zumindest meine Notizen.

Madame kaufte einen Koffer im Farbton Eiscafé-Stuhl.

Ich erinnerte mich an die Worte meines ehemaligen Professors. Dieser sagte, dass ein Politikwissenschaftler immer ein Grundgesetz in der Tasche haben sollte. Mit einiger Verspätung folgte ich seinen Worten und installierte die Grundgesetz-App.

Ich bin Mitglied von DB Kundenblick – dort kann ich immer mal wieder Umfragen zu meinen Erlebnissen mit der Bahn ausfüllen oder meine Meinung zu zukünftigen Entwicklungen geben. Bei der aktuellen Umfrage wurde erschreckend oft danach gefragt, ob man das Mitbringen eines Koffers (neben dem Handgepäck) für essenziell hält oder für einen Luxus, der auch extra kosten darf. Liebe Bahn – komme mir nicht auf schlechte Ideen!

Der Segafredo im Bahnhof Südkreuz hat geschlossen. Das ist schade. Das war der einzige Ort des Bahnhofs an dem mensch halbwegs nett einen Kaffee trinken konnte.

Bessere Nachricht: Im September startet die neue Show im Friedrichstadtpalast.

An der Autowaschanlage: Ein Mann putzte seinen BMW mit etwas, das verdächtig nach Slimy aussah. Seine Partnerin stand andächtig daneben und reichte Slimy an.

In der Buchhandlung: Otto Waalkes hat einen Spiegel-Bestseller über bildende Kunst geschrieben. Warum?

Es waren zwei Tage des Bachelurlaubs und eine erste Rückkehr zur Arbeit – noch mobil.

Wenn mensch soviel abwesend ist bei der Arbeit wie ich derzeit, und so wenige Stunden anwesend – dann werden die wenigen Stunden der Anwesenheit doch recht intensiv.

Ci sono cose che non sono fatte per gli occhi umani

Zum Abschied des Bachelurlaubs ging es noch einmal ins Kino. Im Kant-Kino lief ein Sommerfestival mit Klassikern und Kultfilmen und zum Abschluss sollte es einen Überraschungsfilm geben.

Erstmal gab es aber ein Überraschungsgeschenk zum Ende des Festivals: ein Freigetränk. Und eine Anmoderation, die den Film nicht erwähnte, aber sie erwähnte, dass viele Besucher*innen sich den Film gewünscht haben. Obwohl er noch viel zu jung ist, um Kultfilm oder Klassiker zu werden.

Und dann begann der Film. Die erste Szene öffnete in einem italienischen Zug der 1980er mit einem rauchenden Schaffner und ich war hin und weg. Dann folgten die ersten Dialoge und ich fragte mich „Was ist das? Warum? Warum ist das so großartig?“ und zwei Stunden später war ich darüber noch nicht hinaus. Ich hatte viele Fragen, die ich seitdem versuche, mir soweit wie möglich zu beantworten.

Alice Rohrwachers La Chimera wird in Besprechungen immer als magischer Realismus beschrieben. Mir kommt es so vor, als hätte sie die Realität genommen, einmal kräftig dagegen getreten und dann aus den Bruchstücken etwas zusammengesetzt was irgendwie real ist, irgendwie auch eine unwirkliche Traumlandschaft.

Deshalb fehlen mir auch etwas die klaren Worte, um die Geschichte von Arthur, Beniamina, Italia und den Grabräubern wirklich wiederzugeben. Ich sammle noch Eindrücke:

  • Ist der Film traurig? – Durchgehend.
  • Ist er lustig? – Ziemlich oft.
  • Erinnerte er an Gaunerklamotten der 1970er von der Olsenbande bis zu französischen Gangsterfilmen? – Auf jeden Fall.
  • Ist der Film politisch? – Aber hallo!
  • Ist er vielschichtig? – Unbedingt.
  • Ist das Zentrum des Verbrechens ein Tierheim? – Ja.
  • Werden Teile der Handlung als gesungene Ballade erzählt? – Aber ja.
  • Hat die Figur, die am realsten wirkt, den irrealsten Namen, nämlich Italia – ja.
  • Hast du schon je so eindrückliche Handlungsorte in einem spielt-auf-dieser-Welt-Film gesehen? – Vermutlich nicht.
  • Spielen Schlüsselszenen im Zug und auf dem Schiff? – Ja.
  • Ist der einzige Ort, der nicht traurig ist, ein halb verfallener besetzter Bahnhof? – Ja.
  • Bleiben die Bilder aus den etruskischen Gräbern im Gedächtnis? – Aber ja.
  • Kommen im Soundtrack Claudio Monteverdis Orfeo (Unterwelt!), eine Mozart-Arie, Kraftwerk, Tito Puente, ein Tango und Franco Battiatos Gli Uccelli vor? – ja.

Weiter in ihrer Wortfindung sind das Magazin Strandgut (Wem gehört die Geschichte Italiens? »La chimera« von Alice Rohrwacher) aber auch sie kämpfen noch:

Aber noch zwischen diesen Geschehnissen passiert so viel, manches davon bleibt rätselhaft und offen, dass man kaum mitkommt. Jede Einstellung hat drei Bedeutungen, mindestens.

Ganz gut trifft den Film meines Erachtens bohema wien: La Chimera: Zwischen Fabel und harter Realität

Ein, für ihre Filme charakteristisches, märchenhaftes Je-ne-sais-quoi lädt dazu ein mit den Figuren mit zu träumen und der Abbildung einer eigentlich sehr harten Realität ein Stück weit den Rücken zu kehren.

Primal = Dual nicht egal

Um in Radfahrmetaphern zu reden, befindet sich die Bachelorarbeit gerade auf einem steilen Anstieg zum nächsten Gipfel und es geht im Schritttempo vor sich. Tatsächlich bin ich mal wieder zurück am rechnerfreuen Schreibtisch mit Stift und Papier und versuche, Gleichungen zu verstehen. Aber ich habe die Hoffnung: wenn ich oben angekommen bin, öffnet sich mir eine weite fruchtbare Ebene weiterer Erkenntnisse.

Aktueller Endgegner: \[ ^\rho\Delta c_j \] Wobei gilt: \[ ^\rho\Delta c_j = (c^T_B * \rho a^j) – c_j \]

Und noch verstehe ich nicht wirklich, wo das a herkommt und warum dann später relevant ist, dass c undabhängig von b ist. Aber das wird

Blick auf den Schreibtisch. Ein aufgeschlagenes Buch Wirtschaftsmathematoik von 1973, zwei Zetteln mit Notizen dazu und eine Kaffeetasse und ein Stift.

Spandau-Sarajevo

Vor dem Konzert aßen wir in der Innenstadt von Spandau eine Kleinigkeit. Das war für mich ein bißchen skurril, da man sich wie in einer typischen Kleinstadt vorkommt, aber von Berlinern umgeben ist, die aussehen, wie man sich Berliner eben so vorstellt und sich dort hinzu dann noch die ganzen Konzertbesucher gesellen, die auch noch einen Happen essen wollten. Das war interessant.

Mit dem Zug von Mostar nach Sarajevo: Turku-Sarajevo mit dem Zug: (13) Mostar – Sarajevo

Falls ihr eine Woche Zeit habt, das Internet nachzulesen: The Curious About Everything Newsletter #53