T minus 3. Noch drei Tage bis zur Abgabefrist der Bachelorarbeit.
Im Bus fragte mich eine Frau: „Entschuldigung, aber heißt Du Bernd?“. Äh, nein. Ich bilde mir ein, diese Frage vor ein paar Jahren schon mal bekommen zu haben. Anscheinend habe ich einen Doppelgänger in Berlin.
Madame zeigte Fotos aus Halle und berichtete von einem Ministeriumsvorbereitungsgespräch. Später kaufte sie einen italienischen Terrassenvorhang und fuhr damit auf eine Party nach Hamburg.
Im Motzkiez ist Folsom Europe. Ich fuhr zufällig mit dem Bus vorhin und freute mich sehr an den ganzen Männern in Leder, Latex und anderen phantasievollen Anzügen. Nachdem meine Wahrnehmung entsprechend ausgerichtet war, erfreute ich mich fast noch mehr daran, auch im ganzen weiteren Stadtgebiet Männer in eher kurzen Lederoutfits zu sehen. Meine Lieblinge aber war das Pärchen in Ganzkörperleder mit Hundemasken am Bahnhof Zoo. Mehr Folsom wagen!
Unabhängig vom Folsom(?) eine Frau mit zerrissene-Strumpfhose-Tattoo am Bein. Spannend.
Am Steinplatz wunderte ich mich über eine aparte aber am Ort überraschende Statue einer Kröte auf der Rasenfläche. Bis sie sich bewegte und sich als liegender Mops herausstellte.
Es war ein Freitag und ein Samstag des Bachelurlaubs.
Das Hygrometer im Wohnzimmer zeigt bei geöffneter Balkontür knapp 80% Luftfeuchtigkeit. Das erklärt das tropische schweißfreundliche Feeling, selbst bei gemäßigten Temperaturen.
Freitag führte der Weg ins Insulanerbad. Alle Wege waren noch regennass. Aber ich kam trocken ins Becken. Wir teilten uns eine Doppelbahn zu zweit und damit war natürlich alles wunderbar. Sogar ein weiterer Regenschauer war mir vergönnt. Denn es gibt kaum etwas jauchzerinduzierendes als eh schon im Wasser zu sein und dann im Regen zu schwimmen. Nur das Handtuch litt etwas.
Wann führt Berlin endlich ein Badeschluss-Lied ein? Zu den vielen, vielen Sachen, die Wien besser hinbekommt als jede deutsche Stadt, gehört der Schwimmbadbetrieb eindeutig dazu.
Samstag ein kleiner Spaziergang wieder auf den Spuren von Carlo Levi und Håkan Nesser.
10961
Zum Soundtrack der Arbeitet entwickelt sich deutlich der Song Occhi a Spillo auf Dauerschleife.
Aktueller Stand: 10961 Worte. Wortvorgabe des Lehrstuhls sind 9000 bis 11000. Für die Zählung von Formeln etc. bin ich gerade zu erschöpft.
Aber: Die Wörter stimmen. Es gibt ein Fazit und ein echtes Literaturverzeichnis. Ich finde keine Fehlrechnungen mehr. Die Arbeit ist quasi fertig. Ich könnte sie mit gutem Gewissen so einreichen.
Jetzt habe ich noch drei Tage Zeit, um den Text noch ein wenig schöner machen.
Das Literaturverzeichnis wurde spannend. Der Lehrstuhl sagt „Hardvard-Stil.“ Menschen, die sich damit auskennen, werden jetzt kurz auflachen. Es gibt ungefähr zwei Dutzend Zitierstile, die sich „Harvard“ nennen. Das vom Lehrstuhl gegebene Paxisbeispiel einer Literaturangabe entsprach keinem dieser zwei Dutzend Stile.
Zum Glück besitzt eine Suchoption, bei der ich einstellen kann „Namen in Kapitälchen – Check.“, „Jahreszahl in Klammern – Check“, „Keine typographische Auszeichnung des Aufsatztitels – Check“. Und so weiter. Es fanden sich drei ungefähr passende Stile: „Berichte über Landwirtschaft“, „geoLoge“ und „HNI-Berlag“. Ich entschied mich für einen modifizierten geoLoge.
Erudiendae Artibus Iuventuti
Es funktioniert recht gut, den Kopf im Wechsel mit Schwimm- und Spaziereinheiten freizubekommen. Nachdem Freitag Swimming in the rain angesagt war, also am Samstag wieder ein längerer Spaziergang. Erstmals im Bachelurlaub hatte ich alle 46 Seiten (35 Text, 11 Seiten Klimbim wie diverse Verzeichnisse) ausgedruckt und wollte diese in anderer Umgebung – einem Café – mit Stift in der Hand korrekturlesen.
Die Fortsetzung der Levi/Nesser-Tour bot sich an. Denn so grundverschieden deren Bücher „Die doppelte Nacht“ und „Elf Tage in Berlin“ sind – sie spielen in sich überlappenden Teilen Berlins.
Die Route führte vom Zoo (beide) über die Hardenbergstraße zur Fasanenstraße. Dort die Fasanenstraße hinauf und hinunter, auf den Spuren von Nesser. Mit tiefem Durchatmen und Platz-genießen am Fasanenplatz.
Zurück in der Hardenbergstraße folgten ein paar Meter zum Steinplatz. Hier hatte Levi 1958 in der Intellektuellenkneipe Volle Pulle so manchen Abend verbracht. Auch dieser Platz war einladend. Ich strich spontan den Korrektur-im-Café-Plan. Immerhin saß ich direkt im Schatten der Hauptgebäudes der Universität der Künste. Über mir der Spruch Erudiendae Artibus Iuventuti/Der in den Künsten zu unterrichtenden Jugend, nahm den einladenden Platz und das gute Karme der UdK als gutes Omen und korrigierte hier.

Zurück dann über den Savigny-Platz (Levi) und den Ku’damm (auch hier war Levi ein eifriger Bummler). Am Hard-Rock-Café strich ich einen weiteren Punkt von der könnte-ich-mal-Liste. Der Ausblick von dort auf die Ku’damm-Bummelant*innen war nett, der Rest nicht wiederholenswert. Dann weiter Reste des 1950er-Ku’Damm suchen, den Levi beschrieb. Am Europa-Center stieg ich wieder in den Bus zurück an den Rechner.
Lieber Bücher als Scooter
Weil ich so tapfer Wörter strich, nehme ich damit an der Blogparade „Weniger ist mehr“ teil. Oder auch nicht. Bildchen und Blogtitelmodifikation überfordert mich.
Weniger ist mehr gilt auch oft für E-Scooter. Via Mastodon entdeckt: der Melder für unmögliche abgestellte Jeräte: Scooter-Melder.
Daniel besorgte sich seinen ersten Bibliotheksausweis. Und das ich finde ich töfte!
Margrit und Wally besuchten das Poet*innenfest Erlangen, das seit einigen Jahren auch in die Heime kommt.
Campcatatonia sang Strada da Sole in Leipzig.
Spannender System-Admin-Kram trifft Mastodon: Die Rettung vom Troet.Cafe (via onli blogging)
Ob Bernd oder nicht, vielen Dank fürs verlinken und ebenso gutes Gelingen für die Bachelorarbeit. Wird schon werden! =)
Ich stelle mir vor, es gibt Menschen, die gehen durch Busse und fragen, ob man Bernd heißt. Oder Elvira. Es gibt ja für alles Menschen. Mit bisschen Glück oder Pech kann man so jemandem schon zweimal begegnen im Laufe der Jahre.
T minus 1. Halte durch.
Danke fürs Rüberschicken zum Poet:innenfest.