25-12-06 Bohren and the Club of Klemmlampen

In der S-Bahn: eine junge Frau mit Plüsch-Rentiergeweih.

In der U-Bahn: Ein Junge, der bellte. Drei Stationen lang. Es klang überzeugend, mal wuffte er höher, mal tiefer, mal schnüffelte er, und eins, zwei mal war auch ein Winseln zu hören. Ich hörte schon Hunde, die klangen deutlich weniger überzeugend.

Auch in der U-Bahn: der große Mann im rustikalen Business attire, dessen Handy mit der Ein-Colt-für-alle-Fälle-Melodie erklang und der mit bayerischem Akzent erst vom Taxi zum ITDZ redet und dann von den Millionenkosten für die Sensoren. Da gehen sie hin, die Berliner Steuergelder, umgewandelt in Einfamilienhäuser im Münchner Umland.

Im Restaurant: Die Touristin, die ein traditionelles Berliner Eisbein bestellt hatte und beim Essen nicht so wirklich glücklich aussah.

Vor dem Gemüsli-Schrank: ein southpark, der versuchte bei seiner um einen Tag verspäteten Gemüseabholung den riesigen Weißkohl, seine Handy-Taschenlampe, die Schranktür und die Taschen gleichzeitig zu handeln. Zum Glück war es zu dunkel, damit Zuschauende mein Gesichtsausdruck hätten ausmachen können.

Es waren Tage des Nachumzugs, unterbrochen von Erwerbsarbeit.

Entdeckt: wir schauen von unserem Fenster aus auf die Rettungswagen-Ausfahrt des benachbarten Krankenhauses. Rettungswagen in allen Farben und Bemalungen fahren in einer quasi-Karawane sichtlich langsam und entspannt an uns vorbei. Deutlich angenehmer als wenn wir auf die Einfahrt zur Notaufnahme schauen würden.

Auch in Sichtweite ist die Packstation und der DHL-Laster. Was eine gewisse Ironie hat, denn mittlerweile sind sowohl Hermes- wie auch DHL-Pakete zurückgegangen mit „Empfänger nicht auffindbar.“ Meine je, wir haben Hausnummer und Klingelschild mit Namen. Nur weil das hier ein Schwimmbad ist, heißt es nicht, dass man da nicht wohnen kann.

Ich fürchte, dieses Thema wird uns noch länger beschäftigen. Auf jeden Fall werden wir bei nächster Gelegenheit den Paketmenschen an der Packstation ansprechen.

Auf dem Parkplatz: ein Mercedes-Sprinter. Entweder kamen Menschen mit PKWs, gaben Kartons und Geld ab. Oder es kamen Menschen zu Fuß und holten Pakete. Ich hätte fragen können, was los ist, aber ich finde es fast spannender mit wilde Geschichten auszudenken, welche Umverteilung dort stattfand.

An der Kreuzung gegenüber: Die Autowaschstraße, die in mir lange vergessene Kindheitserinnerungen weckte. Früher war allerdings weniger LED. Zeitweise fühlte ich mich wie im Friedrichstadtpalast. Das ist ein Kompliment.

Wir waren noch einmal in der Wohnung, ein paar am Tag des Umzugs benötigte Kleinigkeiten abholen und „huch, was ist da noch im Kühlschrank, das nehmen wir aber nicht mit“ wegschmeissen. Dabei festgestellt – die Eumelhallodris veranstalten weiterhin Besichtigungen ihrer zu verkaufenden Liegenschaften, waren aber weiterhin nicht in der Lage, ihr selbst erzeugtes BSR-Problem zu lösen. Denn was sagt mehr „ein begehrenswertes Kaufobjekt“ als überquellende Müllcontainer und ausgemustere Möbel (nicht unsere!), die quer über den kleinen Grünbereich des Hofs verteilt wurden.

Auspacken

Nachteile einer Arbeitswohnung: Ich rollere den Müll zur Straße und habe bis zur Rückkehr schon drei IT-Störungstickets eingesammelt. Aber das wusste ich ja vorher.

Solange wir in der Wohnung sind, ist allerdings das einzige des echten Schwimmbadbetriebs, was wir mitbekommen, ein leises Echo des Gongsignals zum Ende der Badezeit. Aber bald, sobald wir wieder etwas klarer sehen vor lauter Kisten, wird hier morgens, mittags und abends Schwimmen gegangen.

Auspackstand: Wir haben noch zu viele unausgepackte Kisten, um sie zu zählen. Aber auch schon zu viele ausgepackt, um sie noch sinnvoll zählen zu können. Wir schätzen, wir sind ungefähr auf der Hälfte der Erstentkistung. Mit etwas Recken können wir das Canapee hinter dem Umzugskartonberg schon sehen und auch eines von zwei Fenstern in Arbeitszimmer war zwischenzeitlich erreichbar.

Noch verschollen sind Öl und Essig sowie die komplette Musikanlage mit Lautsprechern.

Entdeckung des Auspackens: Meine Güte haben wir viele Klemmlampen. Die alte Wohnung muss doch sehr dunkel gewesen sein, angesichts dessen, wie viele der Lampen jetzt in Kisten auftauchen.

Der wichtigste Helfer: Billy. Denn genau wie ein Billy-Regal unzählige Umzugskarton füllen kann, so kann ein aufgebautes Billy-Regal auch unzählige Umzugskartons leeren.

Beim Aufbauen der erste Gedanke: Ist es nicht zu spät zum Bohren? Ist ja laut. Dann der nächste: Moment, du bist in einem Schwimmbad. Entweder es ist Badebetrieb, dann stört das auch nicht mehr. Oder es ist kein Badebetrieb, dann ist auch niemand da, den es stören könnte, denn ihr seid allein.

Für Bewohner von Einfamilienhäusern ein normaler Gedanke. Für etwas, das eine Mietwohnung ist und sich auch so anführt, reichlich seltsam.

Berliner Luft zum Löffel und Trinken

Und damit ich vom Schwimmbadwesen gar nicht mehr wegkommen, verbrachte ich den Freitagabend auf der Weihnachtsfeier. Eigentlich nur halb den Kopf haben, für längere Aushäusigkeiten privater Vergnüglichkeit. Aber nachdem ich erst vor kurzem ausführlich erläuterte, wie wichtig so was für den sozialen Zusammenhalt ist, wollte ich dann auch nicht fehlen.

Wie immer: im Nikolaiviertel. Wie fast immer: in der Gerichtslaube. Denn die vielen eingeborenen Berliner des Teams wollen wenigstens einmal im Jahr zum Alex und dann deutsch-traditionell essen. Außerdem haben sie Spezialbier, Kräuterlikör und Berliner Luft als Dessert (Vanüllepudding mit Beeren) und Getränk (Pfeffi).

Teils wurden die besten Geschichten erzählt, die schon die Weihnachtsfeiern 2022, 2023 und 2024 bereichert hatten (denn es gab ja eine neue Kollegin, die sie noch nicht kannte), teils erfuhr ich Neues, spannendes aus Umfeld, Träumen und Familie der Kolleg*innen.

Zum Ende, nach doch einigen Kräuterlikören, wurde es geradezu rührend: Kollegen sind wie Familie. Oft kann man sie nicht leiden, man kann sie nicht aussuchen und doch ist man auf die angewiesen.

Sie ist wichtig, so eine Weihnachtsfeier.

Braunerzwerg Bacon Burrata Badetagebuch

Ein Blogpost, der mit dem Gemüseturnir auf Mastodon einsteigt, hat schon gewonnen: Rosenkohlpizza mit Bacon und Burrata klingt auch wirklich spannend.

Flusskiesel schiebt ein Saarbrücker Original und freut sich.

Will ich noch sehen: The Peasants (2023) – Widerstand gegen Ikonen

Aleks Scholz kenne ich vor allem als Autor des geschätzten Badetagebuchs. Irgendwie wusste ich schon, dass er eigentlich Astrophysiker ist und nicht Nordseebadender, aber ich staunte doch, als ich bei der Kaltmamsell las, dass er wirklich, wirklich Astrophysik macht: “Braune Zwerge: Diese seltsamen Himmelsgestalten”.

Nobody is as cool as kim deal!

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