25-12-18 Wegfindungen (oben unten/ Türzu, Türauf / aus Süd oder Ost)

Die Schweine. Seit zweieinhalb Jahren hatten wir das Baugerüst samt in ihm wohnender Taubenkolonie vor der Nase. Kaum ziehen wir aus, fangen sie an, es abzubauen.

Andererseits sagt die Erfahrung, dass der Irrsinn im Schöneberger Haus zwar gelegentlich die Form wandelt, in seiner Grundsubstanz aber erhalten bleibt. Auch insofern: Gut, dass wir raus sind.

Kurz vor dem Urlaub musste Madame noch einmal geballte Hirnermüdung bei geistigem Anwesenheitszwang über sich ergehen lassen.

Besser: Die Fernuni-Einsendeaufgaben Digitale Diversität sind bestanden. Damit darf ich an der Klausur teilnehmen.

Die Dienstleister verteilen Weihnachtsgeschenke. Es hätte auch VIP-Karten für Alba Berlin gegeben. Aber weil wir ja öffentlicher Dienst sind und jeder Anschein einer irgendwie gearteten Bestechlichkeit vermieden werden soll, gab es für elf Mann insgesamt drei Tassen und fünf Kulis.

Es waren drei Tage der Arbeit zwischen Umzugskartons und kultureller Encore.

Entdeckt: das DB-Reisecenter im Südkreuz öffnete wieder. Es ist sehr holz. Spontanassoziation: Aus McDonalds wird jetzt McCafé.

Bei Percy Puddletree entdeckte ich einen Link auf einen Mid-Century-Möbel-Insta-Account. Ohne eigenen Insta-Account kann ich ja immer nur die ersten acht Bilder sehen, aber musste lachen. Das Kuchenbuffet von Bild sechs kannte ich. Das steht in ähnlicher Form – allerdings weit weniger herausgeputzt und abgewohnter – hier im Klavierzimmer.

(Übrigens auch der ultimative Endgegner aller Möbelpacker, wie es bei inzwischen schon zwei Umzügen unter Beweis stellen durfte)

Zufällig entdeckt: Huah! spielen wieder. Die beste, schönste und einzig wahre Band der Hamburger Schule hat ein Best-of-Album herausgegen und gibt dafür zwei Konzerte. Eines heute(!) in Hamburg (bei allem Wünschen, das wird zu schwierig..) und eines am 18. April in Stade beim Hanse Song Festival.

Ich glaube ich wollte schon immer mal im April nach Stade.

Ich zitiere einfach mal die ultimative Lobhudelei der Plattenfirma, bei der ich jedes Wort bestätigen würde:

Was Huah! neben ihrem spleenigen Stil-Eklektizismus zur Ausnahmeband macht ist ihre Zusammensetzung: in der vornehmlich männerdominierten Szene sind sie das einzige gemischte Kollektiv, das weder reine Jungs-Gang noch Frauenbande ist. In den Texten wird zwischen naiv und radikal hin- und hergesprungen, sich verliebt, agitiert, analysiert – nicht selten im selben Song. Das theoretische Rüstzeug und linke Gewissen sind die gleichen wie bei Weggefährten von z.B. Blumfeld (auf deren „Verstärker“-Single ein Passbild von Knarf das Covermotiv ist) oder den Goldenen Zitronen, nur werden sie anders eingesetzt, unverkrampfter, undidaktisch, spielerischer, tanzbar, […] das fehlende Bindeglied zwischen dem späten Adorno und dem jungen Otto.

Die Hamburger-Schule-Zeit war auch die Zeit als ich noch über Musik schrieb. Spannenderweise bin ich sowohl mit Tocotronic wie auch Blumfeld für mich ungewöhnlich im Interview aneinander geraten und wir trennten uns im Unfrieden. Mit Knarf: Sofort ein Herz und eine Seele.

wege rohre schrauben

Wir bewirteten die ersten Nacheinzugsgäste, denn sie wollte eh schwimmen gehen, brachte ihre Familie mit.

Ich kann improvisiert und mit Kisten in den Rücken drückend wieder am normalen Rechner arbeiten. Ich vermute die Tage kommt noch eine Regalbrett-an-Wand-Schraube-Session auch mich zu.

Vor allem sind es Tage der Wegfindung.

1 – der S-Bahn-Weg: Wir testen ob der Weg durch die U-Bahn-Station zur Ringbahn besser oder schlechter als der Weg oben entlang ist. Für den U-Bahn-Weg spricht: Oben ist eine Kreuzung mit Gewerbegebietsambiente, unten eine wettergeschützte Kathedrale des Nahverkehrs im herausragenden wilhelminischen Prunkdesign.

Andererseits bietet zumindest die Autowaschanlage mir immer unterhaltungswert.

Oben ist ebenerdig, unten mit Treppe und Rolltreppe. Oben ist mit Warten an der Ampel, dafür glaube ich ein paar Meter weniger zu laufen. Wir werden testen.

2 – der Schwimmbadweg. Vielleicht wird es doch nichts mit unseren Frühschwimmerfreundschaften. Denn anscheinend ist je nach diensthabender Kassenkraft, der Schwimmbadausgang zu Madames Zeiten auch noch abgeschlossen. Dann muss sie außen herum gehen und trifft die wartenden Frühschwimmer gar nicht.

3 – Der Weg des Wassers. Quasi während ich dies schreibe, hängt ein fluchender Techniker unter der Spüle und versucht sich an der Herausforderung, den allgemeinen Abfluss und den Spülmaschinenanschluss gleichzeitig zu verrohren. Diese sind so über Kreuz gelegt, dass bisher schon Umzugsunternehmen und southpark scheiterten. Deshaln können wir noch nicht spülen.

4 – Der Weg der Daten. Heute soll der Schwimmbad-DSL-Zugang freigeschaltet werden. Der herzzerreissend erkältete Telekom-Techniker gerade am Telefon meinte, es sieht alles gut aus und bis 20 Uhr wird alles werden. Aber noch will der Router nicht.

The drama departments expecting an encore, and I’m ready!

5 – der Kinoweg. Unser – wir-treten-aus-der-Haustür-und-lassen-uns-nach-links-fallen-Kino ist plötzlich zweieinhalb S-Bahn-Stationen entfernt. Auch hier gilt es einen neuen Weg zu finden: zwei S-Bahn-Stationen oder drei nehmen?

Vor allem aber Staunen. Im Rahmen seiner RomCom-HighSchool-Film-Musical-Reihe Fetch mussten wir trotz aller Umstände den Dezemberfilm schauen. Auch wenn er uns beiden komplett unbekannt war. Damit waren wir die einzigen. Denn wir im Kino waren wir beide und dazu 263 andere Zuschauer*innen, die den kompletten Film mitsprechen und mitsingen konnten, Küsse, memorable Quotes und den Erstauftritt von Villain Sharpay mit Gejohle kommentierten.

What a show. Und wir wussten nichts.

Irgendein preiswert produzierter 2006er-Disney-Film von vielen, der in den Folgejahren einen großen Kultstatus entwickelte. Vermutlich weil sie den Glückstreffer hatten, viele memorable Szenen zu schreiben, und vor allem mit Sharpay/Ashley Tinsdale einen wirklich erinnerungswürdigen Fiesling.1 Das Kino war – außer uns – gefüllt mit Frauen plusminus33 und die konnten die beste Party.

Bildungslücke geschlossen. Eine Bildungslücke von der ich vorher nicht einmal wusste, dass ich sie habe. Und wie viel Spaß dieser Lückenschluss machte.

Darauf einmal bop to the top.

dən

Aharoni entdeckte einen Fehler. Im Wörterbuch: Not everyone reads Explanatory Notes in dictionaries, but I do.

Herr Rau liest sich durch den unbekannten Teil des Terry-Pratchett-Werks und entdeckt schöne Zitate.

Wer schon immer mal Perücken im Zustand nach der Theateraufführung sehen wollte („abgespielt“). Bei Joel gibt es Bilder.

I just finished my first semester of law school Tuesday evening…only eight more to go! People say that the first year of law school is the worst, and I certainly hope that’s true.

Anmerkungen

  1. Angeblich mittlerweile ein feministisch-queeres Camp-Idol sagen nicht-vertrauenswürdige Internetquellen. Aber ich habe ja sowieso keine Ahnung von dem Film. ↩︎

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