Blick von unten aus der Pergola. Zu sehen: ein oranges Schattiernetz. Durchscheinend Schatten der Pergolabalken und der ersten Kletterrosen über den Balken. Sonne und am Rande blauer Himmel.

25-08-17 Prüfungsanmeldung nachts um 02:34h (28 Grad Celsius)

Madame schickte Aufnahmen vom Basler Rheinschwimmen und vom em Bebby sy Jazz in Basel. Später bastelte sie in R.

Nachbar little swingin‘ K hatte Damenbesuch.

Mensch kennt es: Kolleg*innen gehen in Rente, es gibt eine kleine Abschiedsfeier mit Kuchen und (alkoholfreiem) Sekt, jemensch spricht ein paar salbungsvolle Worte und vielleicht gibt es sogar ein Abschiedsgeschenk. Das hatte ich auch: Nur geht die Kollegin nicht in Rente, sondern zur Rente. Um genau zu sein: Zur Deutschen Rentenversicherung. Ihr wurden bereits zahlreiche Fragen zu Vorruhestandsregelungen angedroht.

Es war ein Tag der halbzeitigen Arbeit in Berlin und ein Tag auf den Latifundien. Die Außentemperaturen lagen Donnerstag Abend und Freitag bei 36 Grad, Samstag wurde es besser.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 2:34h. Ich weiß nicht mehr ob ich noch nicht schlafen konnte, weil es so elendig heiß war oder aufwachte, weil sich ein erster leicht kühler Luftzug abzeichnete. Auf jeden Fall lag ich da, dachte, ich kann ja nicht immer nur denken „es ist ganz schön heiß“ und denke mal was anderes_

Zum Beispiel: Habe ich mich für die Fernuni-Klausuren dieses Semester schon angemeldet? Wann ist überhaupt der Anmeldezeitraum? Die sind ja schon bald? Habe ich den vielleicht verpasst. Es stellte sich heraus: die Anmeldefrist begann Freitag um 0:00h und so schnell nach Fristbeginn war ich noch nie angemeldet.

Nebenbei übrigens bei Buddenbohm & Kaltmamsell zum Thema: Ruhig sein und denken und die Eigenheit der Menschheit, diese Fähigkeit zu verlieren. Ich beobachte das Phänomen auch, finde aber persönlich: Was gibt es besseres als einfach zu sitzen und zu denken? So entertaining! Mein Problem dabei ist eher, dass ich beim Sitzen&Denken alle 30 Sekunden auf blöde Ideen komme, die aber schlecht alle sofort umsetzen kann.

La Chimera II

Manchmal brauche ich länger. Obwohl ich in meinen Worten zu La Chimera ja schon Monteverdis Orfeo erwähnt hatte, brauchte ich doch noch ein paar Tage, um zu bemerken: „Moment! Mann geht in die Unterwelt, um verschwundene Frau wiederzufinden? Das ist schon sehr direkt die Geschichte aus Orpheus und Eurydike!“ Zu meiner Ehrenrettung: Arthur, der Held aus La Chimera, singt nicht.

Weiterhin habe ich sehr viele Fragen, zum Film La Chimera. Und ich dachte, vielleicht kann ja die Youtube-University ein paar beantworten.

Naja, ich suche nach einem Film, der vielschichtig ist, und in einer semirealen Traumwelt verfangen, die einem dauernd den Boden unter den Füßen wacklig werden lässt.

Dann mache ich Youtube an, dann kommt so ein Erklär-Bro mit „Ich erzähl euch mal genau wie das ist..“ und dann denke ich „Falscher Stil. Wir finden nicht zusammen.“

Immerhin fand ich ein kurzes Gespräch mit Regisseurin Alice Rohrwacher herself, die Filme aufzählt, die La Chimera beeinflusst haben:

Skandalöserweise ist keiner der Filme auf Filmfriend. Dabei hatte ich gerade dort auf Europäisches gehofft.

Vermiglio II

Spannend auch, dass ich mit Vermiglio und La Chimera gerade zwei sehr ähnliche und doch verschiedene Filme gesehen habe.

Beides sind aktuelle Filme einer italienischen Regisseurin (Vermiglio: Maura Delpero, La Chimera: Alice Rohrwacher). Beide spielen im ländlichen Italien (V: Trentino, C: Südliche Toskana), im 20. Jahrhundert (V: 1940er: C: 1980er). Die Handlung setzt ein weil ein Fremder (V: Sizilianer, C: Engländer) am Beginn des Winters im Dorf/der Kleinstadt ankommt. Ein um-Weihnachten-herum-Fest (V: Santa Lucia, C: Epiphanias) spielt eine wichtige Rolle. Aber wo Vermiglio karg und spröde ist, ist La Chimera ausufernd und phantasievoll.

Vom Dual zur Sensitivität

Vierundrölfzig Millionen Grad Außentemperatur helfen nicht beim Denken.

Die Bachelorarbeit bewegt sich im Kriechtempo. Ich schrieb einfach Donnerstag dieselbe halbe Seite nochmal, die ich Mittwoch schon geschrieben hatte und ging Freitag zurück an die Quellen. Sie kriecht, aber in die richtige Richtung. Und ich weiß, dass hier ein entscheidender Punkt der Arbeit liegt, und dass jede Stunden, die dort hineingeht sinnvoll investiert ist.

Nach Diskussionen über die Arbeit und Erinnerungen an meine ehemalige Magisterarbeit, bin ich wieder froh, in LaTeX zu schreiben. Da habe ich zwar am Anfang ein paar Monate geflucht. Aber ich erinnere mich, und werde bestätigt, dass man in Word dann halt am Ende vor der Abgabe flucht. Und: Lieber ein Jahr vor der Abgabe über die Software die Haare raufen als eine Woche vor der Abgabe.

Während ich jetzt denke: Ganz unabhängig von der Qualität des Inhalts: Die Arbeit wird auf jeden Fall toll aussehen.

Noch sinnvoller: Kopf freibekommen, mit den Händen arbeiten, ab auf die Latifundien – dabei weder Bachelorbücher noch das Spielzeug mitnehmend.

Alkmenes verstecken sich im Gras

Abfahrt in Berlin Freitag Abend um 21 Uhr bei 29 Grad. Ankunft auf den Latifundien eine halbe Stunde später bei 23 Grad. Liebe Berliner Stadtplanung, mache bitte etwas gegen die Hitzefalle, die diese Stadt im Sommer wird.

Am Morgen begrüßten mich zwei Störche kreisend über der Schlehe. Später: Dann die kleine Nachbarskatze, die ihre Leine ausgedehnt hatte, um ein halbes Meter auf unser Grundstück zu kommen.

Der ganze Regen im Juli war ja schon sehr nass: Aber meine Güte ist das alles grün! Erstaunlich wie spektakulär der Garten aussehen kann. Selbst alle Pflegehortensien rafften sich zur Blüte auf, die ganzen normalen Blühstauden zu dieser Zeit sowieso.

Zeichen des Spätsommers: Ich musste erste einen 10-LIter-Eimer Falläpfel aufsammeln bevor ich unter dem Baum rasenmähen konnte. Zeichen des ungewöhnlichen Spätsommers: ich musste überhaupt rasenmähen zu einer Jahreszeit, da die gemähten Wege sich sonst immer in brau-gelbe-Stoppel verwandelt haben und nichts nirgends wächst.

Ich las Falläpfel auf, richtete sie in der Küche her, und der ganze Bungalow roch intensiv nach Apfelaroma. Welch ein Traum. Alkmene-Äpfel sind wahrlich Nachfahren von Cox Orange. Um mich selbst aus Wikipedia zu zitieren:

Alkmene ist eine Sorte des Kulturapfels.[1] Sie wurde für den Anbau in trockenerem Klima als Ersatz-Sorte für den Cox Orange gezüchtet. Die Kreuzung aus Cox Orange und Geheimrat Dr. Oldenburg ist in Europa im Frühherbst Anfang/Mitte September pflückreif.[1] Im Erwerbsanbau wird Alkmene vor allem wegen seines Geschmacks und des damit erzielbaren Preises gepflanzt, obwohl die Erträge nicht an andere Sorten heranreichen.[2

(Auch Entdeckung: Die Äpfel noch am Baum waren recht säuerlich. Die können noch ein wenig).

Geerntet: Alle drei Mirabellen. Der Baum ist mittlerweile ziemlich groß, investiert seine Energie aber lieber in Äste und Blätter als in Früchte.

Die Pergola begrünt sich langsam.

Blick von unten aus der Pergola. Zu sehen: ein oranges Schattiernetz. Durchscheinend Schatten der Pergolabalken und der ersten Kletterrosen über den Balken. Sonne und am Rande blauer Himmel.

Lucy in Prague with Selam

Where it was filmed ‚La chimera‘

Lucy kommt aus Äthiopien das erste Mal nach Europa. Zusammen mit Selam wird sie ab vom 25. August bis 23. Oktober in der Ausstellung „People and their Ancestors“ in Prag zu sehen sein. Das ist erste der zweite Aufenthalt des Lucy-Skeletts überhaupt außerhalb Äthiopiens.

Ich habe jetzt jeden Tag einen Song in meiner Inbox: Ein Song reicht (via Andre Pitz). Seitdem ich den Newsletter abonnierte kommen natürlich nur noch Songs, die mich nicht abholen. Aber das wird noch.

Beim Stöbern durch’s dortige Archiv entdeckt: Die aufgrund ihres Friseursalonesken Namens hier schön bespöttelten Versengold performen den Song, den Heidi Reichinnek empfiehlt: Sie spielen Braune Pfeifen.

Thomas Gigold mit einer überraschend frankophilen Liste der besten Car Chases im Kino.

Frau Brüllen und die Jagd nach den Fledermäusen.

Nic auf Island.

High-School-Baseball. Bester Sport zum Sitzen und Denken. In Japan ein nationaler Event: Sommer, Sonne, Highschool Baseball!

1962 gelang ihr zusammen mit ihrem Mann die Flucht in den Westen. Sie waren beide ausgebildete Ingenieure, so fand er bald Arbeit.

2 Gedanken zu „25-08-17 Prüfungsanmeldung nachts um 02:34h (28 Grad Celsius)“

  1. „Mein Problem dabei ist eher, dass ich beim Sitzen&Denken alle 30 Sekunden auf blöde Ideen komme, die aber schlecht alle sofort umsetzen kann.“

    Wenn ich Kugelschreiber und Notizheft dabei habe, kann ich das schon aushalten. Denke ich, denn es kommt ja doch nie dazu.

    La Chimera: Schon beim letzten Mal notiert, Trailer angeschaut, sah so gar nicht nach meiner Art Film aus. Die Beschreibung klingt aber sehr, sehr gut, dann doch wieder genau mein Ding. Wahrscheinlich muss ich nur reinkommen; bleibt auf jeden Fall auf meiner Liste.

  2. Ich fand die La-Chimera-Trailer ehrlich gesagt auch alle unterwältigend. Vielleicht, weil der Film so speziell ist, dass sich in 2-3 Minuten nur schwer klar machen lässt, wie er eigentlich funktioniert. Ich bin mir auch nicht sicher, ob der Film außerhalb eines Kinos funktionieren würde, in einem eher abgelenkten Umfeld.

    Zum Notizbuch: ich weiß ja, dass es dort auf nimmerwiedersehen verschwindet. Dann ist dann auch unbefriedigend.

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