25-08-24 Spontanhalt an der Einheitseiche

T minus 9. Noch neun Tage bis zur Abgabe der Bachelorarbeit. Derzeit besteht ihr Entwurf aus 11.300 Wörtern (Zielwert 9.000-11.000), davon 98 Formeln, 59 Symbole im Symbolverzeichnis und etwa zwei Seiten Code. (keine expliziten Zielwerte). Ich finde drei Rechnungen mit unstimmigen Ergebnissen. (Zielwert: Null).

Mir träumte ich nahm an einem Kongress teil; Thema unbekannt, aber zahlreiche Wikipedianer*innen unter den Anwesenden. Ein Veranstaltssaal war eine Kirche im Kellergeschoss. Als ich dort zu einem Panel wollte, war dieser bereits zum Schlafsaal umdrappiert.

Mir träumte, dass ich auf diesem Kongress Debbie meine Bachelorarbeit zeigen wollte. Was mir sagt, dass mein Traum-Ich sie für vorzeigenswert hält.

Mir träumte, ich teste Fahrräder, und eines davon gefiel mir so gut, dass ich einfach bei der Testfahrt nur noch weiterfuhr. Mein Traumfahrrad ist also durchgängig anthrazit, robust gebaut, hat bis auf Schutzbleche keinerlei Anbauten und eine gerade Lenkerstange.

Es war ein letzter halber Arbeitstag, ein halber Tag der Bachelorarbeit und ein freier Tag auf den Latifundien. Der letzte gänzliche freie Tag bis T, dem Tag der Abgabe.

Das Katzenstreuwrack auf dem Hinterhof ist zu verschenken. Sagt zumindest der daran hängende Zettel. Auf die Idee hätten sie auch schon vor einem Jahr kommen können.

In einer benachbarten Baumscheibe wachsen Cannabispflanzen. Ist das eigentlich inzwischen legal?

Madame weckte die kühlschrankeigene Kefirknolle aus dem Tiefschlaf.

Die Apotheke kann nur durch das Notdienstfenster bedienen. Ein Feuer im Stromverteiler des Hauses setzte auch die elektrische Öffnung der Ladentür außer Kraft. Allerdings frage ich mich seitdem, durch welches Fenster eigentlich die Apothekerin und ihre Angestellten jeden morgen ins Geschäft krabbeln?

Startmenü mit morrderlig

Eigentlich hatte ich ja nur einen kurzen besuchsartigen Aufenthalt in der Erwerbsarbeit die Woche. Gerade mal genug, um in laufenden Projekten mal kurz auf Stand zu kommen und mehr oder weniger weise Worte von mir zu geben, immer begleitet von, „freut mich wenn ihr das dann umsetzt.“

Eigentlich konnte sich in 5×4 Stunden überhaupt nichts ansammeln, was hätte Stress verursachen können. Uneigentlich haben offenbar alle Kolleg*innen aller Abteilungen am Freitag gerochen, dass dies die vorerst letzte Chance vor Bachelurlaub II ist mit mir zu reden. Meine Güte! Und das Freitag!

Immerhin, ein wenig Selbstentertainment blieb. Ich lies mir – bestenfalls semi-ernsthaft, weil ich das Ergebnis ahnte – vom Halluzinator eine Infografik über die Unterschiede zwischen Windows 10 und 11 aus Usersicht erstellen. Auch wenn KI-Bilder in Blogs doof sind: Wenn das KI-Bild inhaltliches Thema ist, dann muss es sein. Der Halluzinator hört doch niemals auf mich zu begeistern. Immerhin passt der Gesichtsausdruck:

Talea chiuso

Madame ist wieder in Berlin, hat aber noch freie Tage. Wir haben die Gelegenheit, zusammen die „könnten wir mal“-Liste abzuarbeiten. Zumindest so lange diese „könnten wir mals“ zeitlich übersichtlich sind. Restaurants und Cafés zum Mittagessen zum Beispiel.

Donnerstag: Talea, das botanische Bistro, wollte uns mal wieder nicht. Diesmal wegen Urlaub. Ich glaub, das wird nichts mehr. Aber wir entdeckten, dass Gümüş, die ganz vortrefflich aussehende türkische Bäckerei, direkt gegenüber von Talea eine zweite Filiale eröffnet hatte. So genössen wir Gözleme und Lahmacun und danach eine Tarte Citron und Kaffee Galão bei Enricos Kaffeerösterei.

Die Dichte an wirklich gutem bodenständigen Essen und Trinken in Schöneberg ist krass – lässt sich nicht anders sagen.

Freitag ein ähnliches Spielchen, auf französisch. Erst Le Quartier Bistronomique im Nachbargebäude des Büros – mit 20 Euro für ein Mittagsgericht nicht mehr ganz so bodenständig. Aber dafür hatten Hummus und gerösteter Blumenkohl bereits beste Fine Dining-Qualitäten. Dann weiter zu Gorilla, auch eher mit der Zielgruppe gut verdienendes Büropublikum – aber dieses Pain au chocolat war schon sehr sehr gut.

Geschlechtsanpassung in der Bachelorarbeit

Ich habe tausend Ideen zur Fortentwicklung, Verschönerung und inhaltlichen Aufmöbelung der Bachelorbeit. Da zeigt sich der Unterschied zwischen Studium 1 und 2 und meiner persönlichen Entwicklung seitdem: Vor 23 Jahren hätte ich begeistert versucht, die Ideen noch umzusetzen. Jetzt denke ich „T minus 9. Never in my life. Lieber das Niveau das sie jetzt hat, aber das so gut wir irgendmöglich exekutiert.“

Langsam versuche ich die verschiedenen losen Enden der Bachelorarbeit aufzunehmen und ineinanderzuweben. Zu dem Kompetenzeindruck, den ich erwecken will, gehört ja, dass es so wirken soll, als wäre alles geplant was da steht.

Dabei lese ich alles nochmal durch. Auch das Beispiel an dem ich meine mathematische Theorie durchexerziere. Das Beispiel handelt, vielleicht wenig überraschend, von optimalen Öffnungszeiten von Schwimmbädern. Diese Schwimmbäder werden von einer Anstalt öffentlichen Rechts betrieben.

Und da fiel mir mein eigener Geschlechtswahnsinn von den Augen: DIE Anstalt. Weiblich. Also auch die Badbetreiberin, nicht der Badbetreiber. Schwupps, einmal Geschlechtsanpassung quer durch die Arbeit und alles passte wieder.

Wieso kein Regenbogen?

Der Gartensamstag spielte quattro stagioni. Außer Schnee hatten wir jedes Wetter, und das im Fünf-Minuten-Takt.

Während Madame fleißig Fallobst sammelte, den Vorgarten aufmöbelte, deadheaddete saß ich auf der Terrasse und las. Oder ich saß im Haus und las. Oder wieder auf der Terrasse.

Ich las Carlo Levis weiter in Die doppelte Nacht. Wieder nur kurze Abschnitte. Ein Buch mit einer so dichten Sprache – es wäre Verschwendung größere Teile davon auf einmal zu lesen. Fast liest es sich wie Lyrik, nicht wie ein Dokumentartext. Daneben Håkan Nessers Elf Tage in Berlin – ein anderes Buch über einen Berlinbesuch, wie es verschiedener nicht sein könnte.

Wo Levis Text über das Nachkriegsberlin 1958 sich liest als wäre er in Tontafeln gemeißelt, jedes Wort wohlüberlegt, wirkt Nessers Buch über das Berlin 2015 leicht und unfassbar wie eine fluffige Wolke. Das Buch lies sich problemlos von Samstagnachmittag bis Sonntagvormittag komplett durchlesen.

Madame las derweil Original Sin über das Elend, dass da Joe Bidens Wiederwahlversuch war.

Zusammen versuchten wir den wilden Himalayan Musk zu bändigen. Der wächst zwar brav über die Pergola hinweg wie er soll. Aber halt auch in fünf andere Himmelsrichtungen. Ich bin mir sicher, wir werden viel Spaß haben.

Wir fanden einen weiteren focal point an den eine Rose gehört. Aber Mozart? Reine de Violettes? Jacques Cartier? F.J. Grootendorst? Westerland?

Rinderstolz empfahl eine Dicke Rippe für den Grill, die ernstlich gut aussah, ich aber hatte kein Vertrauen in mehrere Stunden Draußenwetter am Stück – nächstes Mal. Dieses mal halt Burger.

Dazu gelang es uns, Gartenzucchini aus einer Tüte am Gartenzaun zu grillen, wie es sich gehört. Die Spontanbremsung zum Spontankauf inmitten von Vehlefanz brachte erstmals die Gedenktafel der Vehlefanzer Einheitseiche in mein Blickfeld.

Zu Lande, zu Lande und zu Lande

Während der Halluzinator bei Infografiken erwartbar versagt, schockte er Denny damit wie gut er programmieren kann. Im Blog (und weil das grad unter dem Ansturm zusammenbricht via Google doc: Additions with unique digits: a tale of puzzling and AI) (via Denny in Mastodon)

The defense against slop and brainrot. What I am doing to prevent myself from stagnating and rotting. (via Jason Kotke auf Mastodon)

Qbi fuhr Langstrecke nach Jena mit dem E-Auto. Fazit: In allen Ländern, wo ich bisher war, gab es genügend Ladesäulen, auf die man im Notfall ausweichen könnte. Aber es funktionierten immer alle, so dass ich nicht ausweichen musste. Daher hat sich bei mir mittlerweile der Eindruck verfestigt, dass ein E-Auto ein optimales Langstreckenfahrzeug ist. Ich fahre mit dem deutlich lieber lange Strecken als mit den Verbrennern, die ich vorher fuhr.

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