Pfingsten für Pfingsten fahren wir an die Nordsee. Und baden die Saison an im kalten Watt. Pfingsten für Pfingsten staune ich, wie wenig Wasser da ist. Und erst dieses Jahr merkte ich: Es gibt einen Grund.
In der Kurzversion: Sowohl der Pfingsttermin als auch der Wasserstand hängen vom Mond an. Es ist kein Zufall, dass beides zusammenfällt. Pfingsten ist immer bei Halbmond. Und bei Halbmond ist Nipptide – das heißt, die Gezeiten sind wenig ausgeprägt. Das Niedrigwasser ist vergleichsweise hoch, das Hochwasser ist besonders niedrig.
Und so watetet wir in Westerkoog viele hundert Meter durch Modder und Watt, bis wir an eine Stelle gerieten, die zumindest das Hinsetzen erlaubte. Dank einem strahlenden Sonnentag und Hochwasser am frühen Abend hatten sich Boden und Wasser aufgewärnt. In anderen Jahren waren wir beim Saisonanbaden von bibbernden Menschen in dicken Fahrradjacken umgeben, heute wagten sich mehrere Gruppen ins Watt.
Nur um des Schwimmens willen werden wir noch ein Schwimmbad aufsuchen müssen. Vielleicht gelingt es uns, den Kaptain mitzunehmen und sie im Eiscafé abzusetzen.
Der Freitag begann anstrengend. Die Vibes auf Arbeiten waren gestresster als auch schon. Den Hauptbeteiligten gönne ich die freien Tage sehr.
(Mit Gedanken an die Leute im Bad, denen ein intesives Wochenende bevorsteht.)
Wer Freitag vor Pfingsten Berlin in Richtung Meer verlässt, darf sich nicht wundern, in Menschenmassen zu geraten. Der Verkehr stockte bis zur Weggabelung Nordsee/Ostsee.
Auf der Höhe des Westhavellandes gerieten wir in das obligatorische Funkloch, das selbst den UKW-Radioempfang erschwert. Wir schwelgten im Luxus vergangener Tage mit einem 6-CD-Wechsler der Teil des Autoradios ist. Es lief unter anderem Dota. Das Hören von Bademeister*in ist speziell: Denn inzwischen tauchen dabei sehr spezielle Personen vor meinem inneren Auge auf (Hallo Angie, hallo Sissy, hallo Steve, hallo Sven, hallo Rene, hallo Britta und Britta, hallo Heike, …). Vor allem aber habe ich seit der Fahrt einen „Sommer für Sommer“-Ohrwurm:
Und Sommer für Sommer wachsen hier wilde Brombeeren
Und ich pflücke die Reifen ab, wenn ich vorüber geh
Sommer für Sommer sind die Süßesten schwer zu erreichen
Die Schrammen, die man sich holt, tun nicht lange weh
In Dithmarschen wachsen keine wilden Brombeeren. Viel zu kostbar ist jeder Quadratmeter des premiumfruchtbaren Agrarlandes für eine solche Platzverschwendung. Aber die Kohlpflanzen werden gesetzt, die Kartoffelfurchen werden gerade gezogen. Miniaturfohlen liegen ermattet auf den Weiden, erschöpft vom Fohlen-sein. Größere Lämmer sind von den Weiden wieder auf die Deiche zurückgekehrt.
Spaghetti-Eis in der Eisdiele Cortina. Durch die Marktstadt im Nordseewind wabert ein Didgeridoo-Festival mit Didgeridoo-Jams an allen Enden. Wir stöbern über den Markt, sehen Gemüse aus heimischem Anbau, Tomaten aus heimischen Gewächshäusern (beheizt mit der Abwärme der Raffinerie), Krabben und Schollen aus heimischem Fang.
Im ältesten Traditionsgeschäft der Innenstadt kaufen wir Strohhüte und lassen uns vom Feiertags-Nordsee-die-Sonne-scheint Vibe einhüllen.
Wir sitzen im Gras. Schauen auf das Meer und das Watt. Und immer wieder von neuem schwingt sich die Sonne ins Himmelblau.
Passend zum Sommerbeginn: der erste Nieser des Jahres erzeugt durch Alternaria-Allergie.
Linear-Fernseh-Entdeckung: That’s my Jam. Echte Musik im Fernsehen mit guter Band, Musiker*innen, die informiert über Musik reden und vor allem live vor Ort echt Musik machen. Wir staunten, was manche der Dauer-Fernseh-Bewohner*innen so können wenn man sie nur machen lässt.
Und noch ein Dota-Fundstück: Das Video zu öffentlicher Nahverkehr. Mit lauter Bildern, die ich dauernd so sehe.