22-11-27 Viereinhalb Bauerneinheiten = 7ba9

Madame begab sich zusammen mit Prof. Victor Hohenfels in die Traumwelt der Romantik.

Ich nutze die Gelegenheit, um noch einmal vom ensemble reflektor zu schwärmen, welches wir vor ein paar Tagen im Konzerthaus sahen. Junge engagierte Musiker:innen, die es sich zur Aufgabe machen, unbekannte Stücke – vor allem von Komponistinnen – aus dem unbeachteten Nicht-Repertoire aufzuführen.

Am Mittwoch spielten sie Werke von Maddalena Casulana, inti figgis-vizueta, Grace Wiliams und Louise Farrenc. Schöne Stücke, aufmerksam und alert gespielt. Alles im Rahmen des „Aus-den-Fugen“-Festivals. Und wir waren überhaupt nur anwesend, weil F eine Woche vorher im Tagesspiegel Karten zu einem anderen Konzert gewann und dabei den Aus-den-Fugen-Flyer einsteckte.

Schwarze Packung eines Mephisto-Schachcomputers in einem Schaufenster. Knapp 40 Jahre alt und dementsprechend abgenutzt. Die Schrift ist rot und weiß.
Eins, zwei oder drei?

Hexadezimalzahlen lernte ich im Alter von ungefähr 12 mit Hilfe eines Mephisto-Schachcomputers. Dieser konnte automatisch eine Stellungsbewertung in Hexadezimalziffern anzeigen. 8000 bedeutete ausgeglichen. 8001 bis FFFF bedeutete Vorteil für den Computer und 0001-7999 bedeutete Vorteil für den Menschen. Dabei standen je 256 Punkte für eine Bauerneinheit.

Ich beherrschte vor alle die Hexadezimalzahlen von 8001 bis FFFF. Heute beteiligte sich das Antiquariat neben unserer Wohnung am verkaufsoffenen Adventssonntag. Wir liefen dort am Rückweg aus dem Stadtbad vorbei. Und ich wäre fast vor Schreck auf die Straße gelaufen, als im Fenster ein Mephisto-Schachcomputer für 55 Euro stand.

Aber ich war tapfer und er steht dort immer noch. Ich begnügte mich damit, ein Schachcomputer-Wiki ausfindig zu machen und zu lernen, dass der Mephisto nicht nur der erste deutsche Schachcomputer war, sondern als Mephisto-III auch die Schachcomputer-Weltmeisterschaft 1984 gewann.

Ansonsten kommunizierte ich mit Gas- und Stromversorgern. Und ich muss sagen: e.on sind in dieser Hinsicht die Schlimmsten.

Also lieber die Versorger Versorger sein lassen, rumsurfen, und feststellen, dass Madames Romantikbegleiter „Das Phantom der Philharmonie„-ist. Die Geschichte hat alles, was ich an Berlin liebe: angefangen vom verarmten österreichischen Adligen, der in die Berliner Gesellschaft einheiratet, über den seltsamen Senatsdeal, die Witwe und den polnischen Alleinerben bis zur die Parallelgesellschaft in der Philharmonie, die vom offiziellen Kunstbetrieb komplett ignoriert wird. West-West-West-Berlin wie ich es liebe und wie es hoffentlich erhalten bleibt. Allein der über Jahrzehnte genutzte Werbeslogan lässt mch dahinschmelzen:

„Gönnen Sie sich einige Stunden der Entspannung und Harmonie, garantiert durch immer wieder gern gehörte Meisterwerke berühmter Komponisten in der festlichen Atmosphäre eines ausverkauften Hauses“

Hach.

Falls jemand am 25. Dezember in Berlin ist und noch nichts vorhat: Es läuft die Festliche Opern- und Operetten-Gala zum 100. Geburtstag von Eva-Maria Hohenfels. Und ich bin mir sicher: der Bär wird steppen bis der Boden durchbricht.