U-Bahn-Station Nürnberg Hauptbahnhof. Eine Wand in orange weiß mit Pfeilmuster, die Anzeige "Hauptbahnhof."

23-05-09 (n-1)

Warum Fernstudium? Ein Motiv kristallisiert sich erst im Verlauf des Studiums richtig heraus: Es ist ein großes Abenteuer.

Vor allem natürlich intellektuell: Ich lerne krass viele Sachen.

Aber auch sonst: die Verfahren, die Lehrmaterialien, die Organisation – und an diesem Wochenende neu: Lehrende und Kommiliton*innen. Bisher hatte ich die Lehrenden ja bestenfalls im Video gesehen. Die Kommiliton*innen aus dem Berliner Umland traf ich direkt vor Klausuren – aber in dieser Situation reden Menschen erfahrungsgemäß gar nicht oder großen Unsinn.

Letztes Wochenende änderte sich alles: Ich war beim Studientag auf dem Campus Nürnberg der Fernuni. Zwei Tage von jeweils 9.30h bis etwa 16:30h Algorithmische Mathematik intensiv: Beweisarten, Abbildungen, Relationen, Graphen, Bäume.

Die Veranstaltung teilte sich in vier inhaltliche Teile: Jeder begann mit einem Vortrag, dann gemeinsames Durchgehen von Übungsaufgaben im Kursverbund an der Tafel. Im nächsten Teil: dasselbe in einem anderen Themengebiet. Es half viel: Inhaltlich, weil es viele meiner Fragen „WTF wollt ihr von mir ?!?“ beantwortete.

Aber auch bei so trivialen Sachen wie „Notation.“ Algo-M ist ein Kurs für Wirtschaftsinformatiker, Informatiker und Mathematiker. Vieles was an Notation vorkommt, ist für die Mathematikstudent*innen ein alter Hut, wird im Kurs nie so richtig eingeführt. Also stolpere ich bei vielem schon beim Lesen der Formeln.

Jetzt zwei Tagen den Dozent*innen gelauscht, wie sie die Formeln aussprechen und welches Zeichen wirklich was bedeutet: quasi alles in der Hinsicht ist geklärt. Mein Formel-Lesetempo hat sich ungefähr verzehnfacht.

U-Bahn-Station Nürnberg Hauptbahnhof. Eine Wand in orange weiß mit Pfeilmuster, die Anzeige "Hauptbahnhof."

Gut für’s Ego: Die anderen sind genauso blöd wie ich. Wirklich jede*r kämpft, hat sehr viele Fragen und tastet sich nur mühsam an die Aufgaben heran. Algo-M gehört zu den Klausuren, die gerne um mehrere Semester geschoben werden, weil sie niemand schreiben möchte.

Spannend: Die Zusammensetzung der Anwesenden. Ich würde sagen, überwiegend im Altersbereich von Mitte 20 bis Ende 30, fast die Hälfte der Anwesenden waren Frauen. Alle, von denen ich es mitbekam, waren voll berufstätig.

Ich war froh, dass ich mir für die Veranstaltung Bahnfahrt und zwei Hotelübernachtungen buchen konnte ohne einmal drüber nachdenken zu müssen.

Aber weil alle Komiliton*innen 40 (39) Stunden die Woche beschäftigt sind: Alle, mit denen ich sprach, gaben gleich im ersten Semester zwei Illusionen auf: (1) Das lässt sich irgendwie nebenbei erledigen – komplett unmöglich. (2) Man kann höhere Ziele als „irgendwie durchkommen“ anstreben. Nicht als erwachsener Mensch mit einem nicht-studentischen Leben nebenbei.

Was aber auch die Anwesenden entspannt: Die haben schon ein Leben, das nicht vom Ausgang dieses Studiums abhängig ist.

Und auch noch Erkenntnis: Inhaltlich kickt mich der Kurs bisher von allen Fernuni-Kursen am meisten. Natürlich gerade wegen der vielen WTF-Momente.

Gen-Z-Gelb

Ein beeindruckender Wikipedianer war Deror Lin. Dieser ist für mich komplett überraschend gestorben.

Stell Dir vor, es ist das Jahr 2023. Du segelst auf einem kleinen Boot durch den Ärmelkanal und Dein Ruder bricht. Du sendest Seenot. Die Rettung naht. Und es kommt ein hölzerner Dreimaster, ein Ostindienfahrer, um Dich zu retten. So geschehen am 25. April vor Paimpol (Bretagne) – Fotos und Bericht gibt es auf der Website der Götheborg of Sweden.

Kellerkind war auch in Bayern. Frau Herzbruch feierte ein Fest.

Herr Rau erinnerte sich an die Wohnungen seiner Kindheit und Jugend. Herr Buddenbohm fuhr Bahn (u.a. durch Langenhagen). Gabriele Frankemölle machte Pastrami und Anke Gröner las „Noch wach?“. Die New York Times fotografierte Hüte. Die FAZ erklärte, dass Generation Z Yellow DIE neue Farbe ist. Diese Entwicklung begrüße ich sehr.

Ein Gedanke zu „23-05-09 (n-1)“

  1. Hach, Fenstudium – davon träume ich auch. Aber etwas gaaaanz abseits von Mathematik (Respekt!!!) – Psychologie oder doch lieber Anglistik? Dann mache ich denen den Altersdurchschnitt noch weiter kaputt als di 😉

Kommentare sind geschlossen.