Madame telefoniert lieber linksohrig.
Erstaunlich: Mehr als 10 Kilometer von den Latifundien entfernt findet das Technofestival Nation of Gondwana statt. Und wie hören die Bässe bis ins Schlafzimmer.
Erfreulich: Es ist Juli, ich sitze auf der Südseiten-Terrasse und benötige keinerlei Sonnenschutz. So darf der Rest des Sommers bleiben.
Seit Freitag sind wir zurück in Berlin. Ich würde sagen: Zurückfinden in den Alltag. Aber natürlich ist ein (temporär) dreiarmiger Alltag anders als ein vierarmiger und so ruckeln wir zurecht. Ein wenig finden wir zurück, ein wenig finden wir neu.
Gute Nachrichten von den Einsendeaufgaben: „Investition und Finanzierung“ ist absolviert. Die Klausur darf ich auf jeden Fall schreiben.
Das Gerüst steht unverändert. Ein Held des Hinterhofs hat das Ventil am Fahrrad demoliert. Dieses muss zum Fahrradmeister, bevor ich das Fahrrad wieder nutzen kann.
Im Garten sprießte der Sauerampfer. Neu gepflanzte Hortensie und Himbeeren vermissten die Gießkanne. Kugeldistel und Stacheldrahtrose erreichten unangeahnte Höhen.
Auffallend: Seitdem wir das Mähen im Wiesenteil von „selten“ auf „einmal, höchstens zweimal im Jahr“ umgestellt haben, verschwanden die Wilden Möhren.
Unsere Zeitungsausträgerin ist auch im Urlaub. Die Vertretung weiß nicht, dass wir ein Fr/Sa-Abo haben und belieferte uns täglich. Wir haben jetzt einen großen Stapel ungelesener Zeitungen.
Vor einigen Wochen entdeckten wir bereits einen Bienenwolf (Käfer) am Liegestuhl, jetzt gesellte sich ein Bienenwolf (Grabwespe) an der Terrassentür hinzu. Unser Bienenbestand scheint okay, was die Menge der Bienenparasiten schließen lässt. Die Schachbrettfalter sind noch da, werden an Menge aber deutlich von den Kohlweißlingen übertroffen.
Wir unterhielten uns, ob Barbenheimer schon ein Thema in Deutschland ist. Also im engen Sinne, im Kino eine Doppelvorstellung Barbie/Oppenheimer zu sehen, oder halt als kulturellen Topos. Ich allerdings nehme es dem Internet übel, dass es mich in den letzten Christopher-Nolan-Kino-Stuss Inception quatschte und werde mich sicher nicht in Oppenheimer setzen.
Zu Ende gelesen: Kurt Vonnegut: Slaughterhouse V: Erstaunliches Buch, bewegendes Buch. Aber auch ein sehr männliches Buch. Nicht nur weil die Kernhandlung unter jungen Männern im Krieg spielt, sondern auch im erweiterten Rahmen sind die Frauenfiguren eher schlimm.
Begonnen: Lutz Raphael: Jenseits von Kohle und Stahl. Die verschriftlichte Adorno-Vorlesung zum Thema „Verschwinden der Industriegesellschaften“. Und nachdem ich im Alltag vielzuviel vehement substanzloses „Meinungswissen“ In Medien und Social Media konsumiere, wirkte das wie ein frischer Wind im Hirn. (Auf der Terrasse liegt es in der Suhrkamp-Ausgabe, aber mich freut, dass es auch die Bundeszentrale entdeckte)
Polen-Nachträge
Noch-nicht-gebloggte Notizen aus neun Tagen Polen.
Oftmals liefen wir an einer Galeria Sztucki oder einer Academie Sztucki vorbei. Nachdem wir herausbekommen hatten, dass es anscheinend kein Eigennahme ist, sind wir weiter: Sztucka bedeutet Kunst. Sztucki wird also eine der sieben möglichen Deklinationen dieses Nomens sein.
Auffallend: Im Museum der Geschichte der polnischen Juden fanden wir keinen Abschnitt zu Esperanto. Obwohl Ludwik Lejzer Zamenhof die Sprache in Warschau entwickelte. Es gibt in der Stadt eine Straße „Esperanto“, die vor allem Endpunkt diverser Bushaltestellen ist. Aber entweder übersahen wir ihn, oder er ist in der Achterbahnfahrt der polnischen Nation irgendwie herausgefallen.
Cocktail-Karten-Entdeckung im Restaurant. Der Hinweis bei einigen Cocktails „Good for Instastories!“.
Während wir in der Notaufnahme der Uniklinik Danzig warteten, lief in einem Fernseher TVP2. Neben diversen Folgen polnischer Jeopardy- Glücksrad- und Familienduell-Adaptionen, lief auch die polnische Eigenproduktion Na sygnale. Es scheint sich um eine Daily Soap zu handeln, die auf einem Ambulanzwagen spielt. Und dann im Fernsehen einen Daily-Soap-Ambulanzwagen und eine Daily-Soap-Notaufnahme zu sehen, während wir in der echten Notaufnahme saßen und die Ambulanzwagen vor der Tür vorbeifahren. War schon eigen.
Vor dem Insta-Riesen-GDAŃSK-Schild in Danzig ist eine kleine Bühne. Dort tanzten einige Paare, anscheinend nur aus Spaß an der Freud, Tango. Das war schön.
Nicht-Polen
Ich glaube, ich sollte bei der Schriftenreihe mal wieder bestellen. Das sieht gut aus.
Christine Cazon versuchte, nach Berlin zu gelangen. Ich hoffe, es geht besser weiter.
Als Doppelblogger*innen ein Ferienhaus in Dänemark zu mieten, scheint ein Ding zu sein. Nach wunnibars/rabensalaten fahren nun auch herzbruch/novemberregen. Ich bin von so viel Blogcontent überfordert und kann nicht mehr verlinken.
Der rbb widmete sich einer der traurigsten Berliner Fast-Ruinen: dem Kathreiner-Hochhaus.