Stadtbad Lankwitz in der Abenddämmerung

24-02-13 denk, denk, plansch, plansch

Nachzutragen ist: Die Tuba ist Instrument des Jahres 2024. Töröö!

Madame singt aushäusig.

Madame buk Gibanica. Und weil wir sie beide aus der Keramikform lieber mögen, gab es Gibanica aus der Metallform. Kommunikation. So wichtig.

Sonntag gab es eine andere Köstlichkeit, die ich aus Gründen familieninterner Rücksichtnahme nicht beschreiben kann.

Selbst der Gärtner in mir denkt „Langsam ist es genug mit dem Regen. Wir haben keinen Platz mehr für das Wasser.“

Besser als Regen: Licht. Nach Feierabend die Verwaltung verlassen und ein Rest Tageslicht leuchtet noch. Das ist schön. Selbst bis ich nach Lankwitz gelangt war, war es nicht stockduster.

Madame sichtete Bahn-Mitarbeiter*innen mit Bodycam und rotem „Video“-Schild in der S-Bahn.

Im Südkreuz laufen nun „Bahnhofsläufer:innen – im Auftrag der DB for a better and safer Bahnhof“ durch die Gegend. So lobenswert ich die Idee an sich finde. Ich fürchte, allein der Doppelpunkt wirkt auf das Bahnhofs-Problem-Publikum nicht deeskalierend. Und natürlich noch ärgerlicher, dass die beiden Läufer:innen vermutlich wieder Mindestlohn-Leiharbeiter:innen waren, die durch eine siebenfache Verkettung von Unterauftragnehmern in den Bahnhof kamen.

Wo ich im Südkreuz war, habe ich Brötchenpreise studiert. Die 5,60€ für eine Wurstbemme letztens waren keine Ausnahme. Krasse Sache.

Der Kaptain bucht VIP-Zugang.

Sing, Sing

Lernexpeditionen der Klausurvorbereitung führten mich in die Gefilde der Youtube-Mathematik. Keine Beweise, wenig Begründung. Hier gibt es die Dienstanweisungen und Rezepte, die in einer Klausur wichtig sind. Verstehen ist wichtig, bei der praktischen Anwendung aber muss man vor allem wissen wie es geht.

(Jetzt und schnell muss das Wissen vorhanden sein. Wer aus höheren Prinzipien ableiten muss, den erwischt die Uhr).

Dabei auffallend: Die drei Personen, deren Videos ich am intensivsten schaute, sind alle überdurchschnittlich musikinteressiert.

Prof. Christian „Inverted Classroom“ Spannagel ist in der Gothic-Szene aktiv und hat eine lustige Soundcloud-Seite.

Susanne Scherer (MathemaTrick) hat einen eigenen Wikipedia-Artikel – aber nicht über ihren Youtube-Kanal sondern über ihre Symphonic-Metal-Band MoonSun.

DorFuchs geht den Weg bis ans Ende und singt Mathe-Videos. Das faszinierendste dabei: Es ergibt mathematisch und musikalisch Sinn und funktioniert überrascht gut. Mein Plan ist es, den „Mathe-Song Partielle Integration“ als Ohrwurm mit in die Klausur zu nehmen.

Lankwitz-San Remo

Manchmal aber helfen nicht mal mehr lustige Videos. Dann habe ich Denk-Overkill. Ein Stack Overflow droht. Es geht nichts mehr.

In diesen Momenten versuche ich an Bewegung zu kommen. Die Casey-Johnston-empfohlene „20 Minute Full Body Flexibility and Mobility Routine!“ leistet bisher gute Dienste dabei, das Hirn zu entknoten.

Noch besser ist, vorsorgend ins Schwimmbad zu gehen. Da es mir gerade überhaupt gar nicht um Sport geht, nehme ich das bequeme Heimatbad(B), das Stadtbad Lankwitz. Drei der Sechs Bahnen waren von Vereinen belegt, eine weitere für Schnellschwimmer vorgesehen und auf den übrigen zwei tummelte sich ganz Südwest-Berlin.

„WIe immer“, möchte man sagen. Dasselbe Schäkern mit dem Kassierer, wieder war die Chefin gerade nicht da und wieder wurde die All-Gender-Dusche nur von biologischen Männern bewohnt. Selbst der Pseudo-Fahrradmeister im grünen T-Shirt war wieder da.

Ich konnte ein wenig Planschen, ein wenig Schwimmen (sogar mehrere Kraul-Bahnen ohne Slalom!) und ein wenig tauchen. Kopf frei. Ziel erreicht.

Stadtbad Lankwitz in der Abenddämmerung

Und wenn gar nichts mehr geht, geht das San-Remo-Festival. Dessen Ausmaße mir nur langsam bewusst werden: Es finden fünf Abend-Live-Übertragungen statt von Dienstag bis Samstag, die jeweils von 21 Uhr bis weit nach Mitternacht dauern. Die Einschaltquoten liegen bei 60 bis 70%. Der Dresscode im Saal ist „festliche Abendgarderobe“, der Dresscode auf der Bühne „Roter Teppich“ – viermal hintereinander in vier verschiedenen Outfits.

Das ist selbst für „Wir-brachten-die-Zivilisation-in-die-Welt-Italien“ ein episches Ausmaß an Glamour. Gewinnerin wurde Angelina Mango (kein Künstlername) mit der Pop-Dance-Cumbia La Noia.

Keine Eins

Noch 6 Tage bis zur Mathe-Klausur (10 Tage bis ETTI). Müsste ich sofort schreiben hätte ich inzwischen auch unter Normalbedingungen eine Chance. Es wäre eine minimale Chance, aber immerhin wäre sie größer als Null.

Sicher bin ich, dass ich keine 1 schreiben werde. Sogar aus drei Gründen.

(a) Der Überraschungssatz. Mindestens eine Aufgabe pro Klausur greift tief in die Trickkiste der Schulmathematik und zaubert so etwas wie den Trigonometrischen Pythagoras \( (sin^2 \alpha + cos^2 \alpha = 1) \) aus dem Hut. Habe ich sicher mal in der Schule gehabt, ist aber 30 Jahre her und ich erinnere mich an Nichts. Aus dem Bereich gibt es Dutzende (Hunderte?) Formeln und Sätze, die unmöglich zu lernen sind. Das scheint mir eine Art spärliches Prüfungs-Easter-Egg zu sein – hier werden einige Punkte liegenbleiben, aber zum Glück nicht viele.
(b) Konvergierende Reihen. Sollte sogar theoretisch dieses Semester dran gekommen sein. Ich erinnere mich an Nichts und halte es nicht für sinnvoll in sechs Tagen ein komplett neues Themengebiet verstehen zu wollen. Es wird zu konvergierenden Reihen einen kompletten Themenblock geben, den ich komplett ignorieren werde.

(c) Am wichtigsten: Die Klausur wird nicht benotet. Es gibt nur „bestanden“ oder „nicht bestanden.“ Insofern wird niemand eine 1 erringen.

Damit ich „bestanden“ erreiche, sollte ich wissen:

Partielle Integration

\( \int f(x)*g(x) dx =F(x) * g(x) – \int F(x)*g'(x) \)

Integration mit Substitution

Ist mir ehrlich gesagt zu komplex für eine einzige Formel.

Ableitung / Produkt und Quotientenregel

Produktregel: \(f‘ (g(x) * h(x)) = g'(x) * h(x) + h'(x) * g \)
Quotientenregel \(f‘ \frac{g(x)}{h(x)} = \frac{h(x)*g'(x) – h'(x)*g(x)}{h^2} \).

Und natürlich Lineare Abbildungen

Die Abbildung \(f: V \rightarrow W \). Der Kern ist eine Teilmenge von V. Das Bild eine Teilmenge von W. Die Dimension von V \( dim(V) \) ist \( dim(Kern)+dim(Bild) \). In Praxis: \( dim(V) \) ist meistens bekannt oder leicht erschließbar. \( Dim(Kern) \) lässt sich errechnen, indem das entsprechende Gleichungssystem Null gesetzt wird – sie entspricht dem Rang der Lösungsmatrix. Daraus dann \( dim(Bild) \) bestimmen. Wenn \( dim(Kern)=0 \), dann ist die Abbildung injektiv. Wenn \( Bild(f) = W \) ist, dann ist sie surjektiv. Wie immer: \( Injektiv + surjektiv = bijektiv. \)

Geheime Weltregierung

Falls ich mal in Oslo essen gehen sollte, dann nicht im Dinner.

Pane-Bistecca bereitete Joghurt-Hühner-Curry aus Bangladesh zu. (Doi Murgi) Und das ist ein Satz, in dem ich jedes einzelne Wort liebe.

Gabriele Frankemöller bereitete Brisket aus dem Slow Cooker zu. Und das ist ein weiterer Satz, in dem ich jedes einzelne Wort liebe.

Mühsam widerstehe ich dem Drang, alles mit San-Remo-Videos vollzupflastern. Der deutsche ESC-Vorentscheid wird sicher auch ganz super. Erwähnen möchte ich aber noch, dass Angelina Mango sicher auch deshalb gewonnen hat, weil sie an Abend vier (Coverversionen) ein Cover eines Hits ihren verstorbenen Vaters Pino Mango gesungen hat. Das sind Stories um Herzen zu erweichen und Telefonleitungen zum Schmelzen zu bringen.

Gut, dass sowieso alle mobil anrufen.

Verschwörungstheoretiker suchen ja immer die geheime Weltregierung. Die gibt es nicht. Es gibt aber Gremien, die überraschend mächtig und angesichts ihrer Bedeutung Medien-unbekannt sind. Arbitration Courts zum Beispiel. Die New York Times berichtet über den Fall, in dem zwei Jahren vor einem Arbitration Court in London fast 11 Milliarden (11.000.000.000) Dollar von Nigeria gewonnen hätten. (Das entspricht dem fünffachen des nationalen Bildungsetats des Landes). Für die durschschnittliche Verschwörungstheorie taugen Arbitration Courts natürlich nicht: Viel zu technisch und zu unsexy. How Two Irish Businessmen almost took Nigeria for 11 Billion.