Kamera an Mast montiert, daneben angedeutet typische Lidl-Beschilderung

24-08-08 Igel Disrupt

Lauretta-italienische-Feinkost bekommt schon einen Nachfolger. Es wurden Schilder für The Beauty Bar angeschraubt.

Körper und Geist gebärden sich noch störrisch. Sie möchten im Urlaubsmodus verharren. Aber langsam stellt sich ein Alltagsflow wieder ein.

Unter dem Zeltdach über unseren Köpfen wird das alte Hausdach weiter zerlegt und abgefahren.

Es ist das Eine zu sehen, dass kein Dach mehr da ist. Es wirkt deutlicher, wenn man sieht wie die Dachziegel im Entsorgungs-Container landen. „Mein Dach!“, da geht es davon.

Der Geräuschpegel lässt mich daran zweifeln, ob ich nächste Woche die Online-Fortbildung in der Wohnung absolviere. Es hätte natürlich den Vorteil, dass mich Kolleg*innen mit Alltagsgeschäftsfragen nicht fänden. Bei angekündigten 34 Grad Außentemperatur wiederum wäre das Büro vermutlich angenehmer als die Wohnung.

Immerhin hat die Zeltplane das Unwetter am Mittwochabend tadellos überstanden.

Madame bewundert im Badischen polnische Kochbücher und buk gleich mal einen Sernik. Ihrem Erfahrungsbericht nach etwas aufwendiger als ein typischer deutscher Käsekuchen.

Skurrile Technikentdeckung: Mensch kann Outlook-Meetings „Zusagen“, „Akzeptieren“ oder „Annehmen“, je nachdem ob mensch mit Windows-Outlook, Android-Outlook oder iPhone-Outlook bestätigt.

Wenn ein Großunternehmen auf die Deutsche Sprache trifft entstehen Bezeichnungen zwischen Berechtigungsverwaltungsadministrator und Yammer-Administrator. (Am Ende sind wir alle Such-Administratoren)

Im Arbeitspostfach ging eine Werbe-E-Mail mit Einladung zur Igel Disrupt ein. Das erzeugt bei mir seltsame Bilder im Kopf.

Der Haupt-Lidl stellte seine Parkplatzbewirtschaftung auf Automatik um. Keine Kärtchen mehr, die man sich an der Kasse abstempeln lassen muss. Jetzt läuft es sensorgesteuert: Liegen Ein- und Ausfahrt weniger als 90 Minuten auseinander ist alles gut. Liegen sie länger auseinander .. dann passiert vermutlich Schlimmes, aber ich erfuhr nicht was für Schlimmes.

Kamera an Mast montiert, daneben angedeutet typische Lidl-Beschilderung
Neuer Park-Sensor im Einsatz

Jakobsbücher

Hauptsächliche Abendbeschäftigung, um den störrischen Geist nicht noch mehr aufzuscheuchen: Lesen.

Olga Tokarczuks Jakobsbücher sind ein großartiger Anschluss an die Reise. Spielen diese doch im Polen-Litauen des 18. Jahrhunderts, vor allem zwischen Podolien und Smyrna. Passend auch als Anschlusslektüre an Gott spricht Jiddisch. Spielen doch verschiedene jüdisch-messianische Gruppen eine wichtige Rolle bei Tokarczuk.

Ich liebe dieses Buch. Im Stil angelehnt an das 18. Jahrhundert; mit Ausschweifungen und Divertissements, einem allgemein langsamen Erzähltempo. Auch nach einem knappen Viertel bin ich mir nicht sicher, ob es wirklich einen Plot hat, oder es eher ein Ensemblestück mit verschiedenen vage verbundenen Handlungssträngen wird.

Wunderbare Sprache, tolle Charaktere, spannende Landschaft.

Letzibad

Es gibt eine neue Vergleichs- und Planungsplattform für Nachtzugreisen: Nightride.com.

In Kattowitz findet die Wikimania statt. Bisher sah ich aber noch keinen spannenden Blogpost dazu. Für Hinweise bin ich dankbar.

Die Bundeszentrale veranstraltet Game Jams. Das ist sowas wie Hackathons für Computerspiele. Interessierte treffen sich für ein Wochenende und fangen ein Computerspiele zu einem Themenbereich zu entwerfen. Dieses Jahr: Gegenrede im Netz. Stephan Max mit einem Erfahrungsbericht.

Max Frisch (der Max Frisch) errichtete das Freibad Letzibad in Zürich. Überhaupt sein erster Auftrag. Die NZZ würdigt das ausführlich: Max Frisch soll in Zürich ein Schwimmbad bauen. Dass man ihm das zutraut, darüber staunt selbst der «Dichter-Architekt»:

Zu denken gibt im Rückblick noch eine andere Sache: Wie ist dem Berufseinsteiger Frisch dieser Triumph gelungen? Er stellt mit seinem Entwurf nicht nur ein ausgeprägtes Gespür für harmonische Raumeinteilungen unter Beweis, sondern auch jenen feinen Sinn für den Zeitgeist, der ihn als Schriftsteller später so erfolgreich macht. Er weiss, dass sich die Bedürfnisse der Menschen gerade in einem radikalen Umbruch befinden.