Vor Edeka steht eine Stiege Kohl – wie es sich gehört.
Am Erntedankfestswochenende wird geerntet. Auf den Straßen fährt jeden Kilometer ein Traktor. Sie transportieren Möhren von Nord nach Süd. Oder Grünschnitt von Süd nach Nord. Oder leere Anhänger in alle Richtungen,.
Ein Kind schluchzte. Es wirkte in seinen Grundfesten erschüttert. Seine Überzeugungen und Glaube an die Welt zertrümmert. Ein Schrei aus dem tiefsten Innern der Seele drang hervor, als es an uns vorüberzog. Nur mühsam waren seine Worte zu vernehmen: „Ich will Pommes!“
Wir beendeten das lange Dithmarschen-Geburtstags-Wochenende mit einem Besuch im feindlichen Ausland: Eiderstedt/Nordfriesland, um genau zu sein Sankt-Peter-Ording. Wir bekamen Eiscreme, das Kind bekam in diesem Moment nichts, und erst recht keine Pommes.
Vorher: Heide. Marktstadt im Nordseewind. Fischstände auf dem Wochenmarkt bestaunen (vermutlich bester Fisch der Nordseeküste) und Gemüsestände und alles was ein Bauernmarkt in einer stolzen Landwirtschafsregion hervorzaubern kann. Wir musterten Schaffelle und Lammsalami.
Währenddessen mit Gewinn: Zufällig in die kurze Wochenend-Andacht in der St.-Jürgen-Kirche in Heide am Markt geraten.
Davor: Die Besorgungsrunde – Besuch bei Peter Benzin, Baumarkt, Media Markt, Edeka und Fahrradmanufaktor.
Davor: Rosenkohl und Wildbraten und Schweizer Rotwein bei Kerlins Kupferpfanne, schon wieder in Eiderstedt, Eidersperrwerk, Krabbenkutter-im-Einsatz-Ballett und Strand Wesselburenerkoog.
Davor: Spätes Frühstück, Geschenke, Schokotorte, Aufbau der Mathestaffelei und Anlesen des ersten Romans.
Wenig von der Welt mitbekommen in diesen Tagen. Aber mitbekommen: Extinction Rebellion hat eine Discobedience-Tanzgruppe.
Auch mitbekommen, mit Trauer: Wir trauern um unseren Kirchenmusiker Thomas Noll
Wer ist Moni?
Zu lesen begonnen: Alina Bronsky: Pi mal Daumen. Ein Roman über ein ungleiches Paar (er 17, ehrgeiziges Mathe-Genie / sie Anfang 50, Putzfrau/Hotelrezeptionistin, wundersamerweise an der Uni in Mathematik eingeschrieben) und ihr Mathe-Studium.
Ich musste natürlich und bin bei der Hälfte. Schöner Roman; er fühlt sich in seiner Uni/Campuslastigkeit und seinem klaren Auge für gesellschaftliche Klassen arg englisch oder amerikanisch an. Ich erkenne Vieles von meinen rudimentären Mathe-Uni-Versuchen wieder.
Aber auch: alle sind durchgehend am Leiden über all‘ die Arbeitshefte, Aufgaben und dem Zwang immer am Stoff bleiben zu müssen. Dieses Problem kenne ich ja auch – und werde jedes Mal daran erinnert, dass ich gerade einen Roman lese und nicht das Lineare-Algebra-Skript. Das Wintersemester 24/25 ist sechs Tage alt und ich habe schon das Gefühl hinterherzuhecheln.
Heide-Cortina
Wie sehr ich vergesse, wie autozentriert der ländliche Raum ist. Vor dem Bäcker gestanden. Eine Schlange von etwa 20 Personen mit mir. Davon kam einer zu Fuß (ich), einer mit dem Rennrad und 18 mit dem Auto. Wenn (fast) alle etwas machen, kann mensch auch sicher sein, dass es an Strukturen liegt und nicht an Personen.
Die Seltsamkeit von 2024 zeigt sich darin, dass ich verkündete „Genug gekauftes Weihnachtsgebäck für dieses Jahr“ und erst danach das erste Spaghetti-Eis des Jahres verzehrte. Aber Spaghetti-Eis muss in Eisdielen gegessen werden, die Dolomiti oder Venezia oder Cortina heißen, seit den 1950ern/1960ern in Familienhand sind, und die im Winter schließen, weil alle zurück in die Dolomiten fahren.
So eine Eisdiele beherbergt Heide. Wir aßen bei Cortina, eine Woche vor Saisonschluss, das erste Spaghetti-Eis 2024.
Heide beherbergt auch die Buchhandlung Boyens-Scheller. In dieser wiederum stehen drei Aufsteller mit prominent aufgestellten Büchern. Aufsteller 1: Empfehlungen der Mitarbeiter*innen. Aufsteller 2: Nominiert für den Deutschen Buchpreis. Aufsteller 3: Seenotrettung (von Flüchtlingen) im Mittelmeer. In einer konservativen ländlichen Gegend: Respekt.
In Sankt-Peter-Ording hingegen schloß die Buchhandlung. Den dortigen Strand stört dies nicht. Der ist atemberaubend wie immer.
Bildungslücke Schleusung
Hach, welch Premiere. Neben der ersten Dithmarscher Queller-Sichtung meines Lebens bot das Eidersperrwerk einen weiteren seltenen Anblick. Krabbenkutter im Einsatz. Vier Stück zogen ihre Runden direkt in Sichtweite der staunenden Tourist*innen: Netz nach unten: Geradeausfahren. Netz hochziehen: um die Kurve. Netz wieder nach unten: Weiter gerade aus.
Und weil das Eidersperrwerk zum Feiertagswochenende im Entertainment-Modus war, schloß Madame ihre Bildungslücke „Schiffsdurchfahrt durchs Sperrwerk“. Die Adler II passierte das Sperrwerk gleich mehrfach. Ein Segelboot schloß sich an, um dann im Slalom an den Krabbenkuttern vorbei zu kommen.
Peinlich: Wir waren bei absolutem Hochwasser an der Badestelle Wesselburenerkoog, hatten aber trotz Gezeitenarmbanduhr nicht daran gedacht, Badesachen mitzunehmen. 14 Grad Wassertemperatur laden nicht zu stundenlangem Schwimmen ein. Aber so ein paar Züge, Salzwasser, Sonne und Wind – das wäre etwas gewesen: Nächstes Mal.
In den Salzwiesen, zwei Vögel. Gräulich. Erster Verdacht: Möwe. Passt fasst immer. Diesmal aber nicht. Irgendwie die falsche Form. Touristen neben uns vermuteten einen Reiher – aber im Leben nicht.
Die Form erinnerte mich an einen Brachvogel. Aber dafür stimmte wiederum die Farbe nicht. Zu hell war das. Erst das Internet nach der Rückkehr brachte die Aufklärung: Neben den großen Brachvögeln existieren auch Regenbrachvögel. Diese sehen sich sehr ähnlich. Sind aber gräulich und insgesamt heller. Hurra! Persönliche Erstsichtung.
Auf den Feldern Schafe und Kohlernte.
Destroyed by war
Last year Ukraine’s Wiki Loves Monuments organising team inaugurated a special category “German Heritage” in partnership with the Council of Germans of Ukraine (CGU). As this year’s contest just started, and the special category is on for the second time during October, let’s look at 2023 results and best photos: “German Heritage” in Ukraine’s Wiki Loves Monuments photo contest: 2023 results, 2024 plans
(Ein bißchen scrollen, dann kommen die Fotos. Und ja es gibt eine Kategorie „Destroyed by war“).