Die Schweizer Quartettmeisterschaft ist zurück. Nach Jahren der Pause findet diese am 30. März 2025 in der Bibliothek Russikon ZH statt. Wie immer gilt: „Mehr ist mehr!“ und wer die meisten Karten hat, gewinnt.
Es gibt eine neue Baustelle. Am ehemaligen BSR-Wertstoffhof am Südkreuz rückten nach Jahren der Stille die Abrissbagger an. Der Wertstoffhof verschwindet. Vielleicht entsteht sogar die anvisierte Zentrale der Berliner Stadtreinigung. Wir hoffen seit Jahren auf eine BSR-Kantine in der Nachbarschaft.
Die Idena-Kantine, in der wir manchmal landen, scheint fest in der Hand russisch-deutschen Personals. Um so überraschter war ich als die neue Mitarbeiterin ein spontanes „perfetto“ fielen ließ. Daraufhin fiel mir auch gleich das „Ciao“ zum Abschied auf.
Ich beherrsche mich noch, mich von Bundestagswahlanalyse fernzuhalten. Aber dafür halt US-Politik. Ich musste lachen. Ausgerechnet.
Rebecca Solnits neuer Newsletter scheint einen Schimmer der Hoffnung zu sehen. Es scheint, mehr relevanten Menschen fällt auf, dass der Kaiser nackt ist. Als ich ihn in der Idena-Kantine las, musste ich wirklich laut auflachen:
What did Trump do this week? At CPAC he declared, “I beat George Washington. I love beating George Washington” and otherwise rambled incoherently and also for about 90 seconds just wandered around stage making awkward dance moves to the Village People’s 1978 disco hit „YMCA.“ At the conference, banners depicting Trump as a Roman emperor announced the „Third Term Project.“ Also this week , the White House, presumably at Trump’s behest, issued a readout of a phone call he had with Prime Minister Trudeau that included the sentence that the Canadian leader „acknowledged that President Trump is the only world leader who can push through a just and lasting peace.” Behind Trump are some very skillful and determined fans of authoritarianism, including many from Project 2025, but the incompetence, distraction, and narcissism at the top are probably rendering the project less effective and certainly less stealthy.
Überhaupt fazinierend wie oft Solnit das schreibt was ich auch schreiben würde.
Das Grips Theater1 inszeniert das Stück Bülowstraße, inspiriert von der gleichnamigen Platte von LEA. Das finde ich spannend. Die Bülowstraße kenne ich ja ein wenig.
Türöffner für freie Wahlen
Als Wahlhelfer der Reserve war ich sicher, dass ich am Wahlmorgen einen Anruf vom Wahlamt bekommen würde.
In der Nacht davor allerdings träumte mir, dass es schon kurz nach 9 war und damit wohl doch kein Anruf käme. Dann wächte ich auf und es war kurz nach 1. Das war sehr verwirrend. Dennoch gelang es mir, bis um 7 Uhr halbwegs angezogen und dreiviertel verfrühstückt zu sein.
Um 7:17h rief Frau O vom Wahlamt an. Ich möge mich umgehend in die Seniorenfreizeitstätte Huzur in der Bülowstraße begeben. Also schnell in die Jeans gewechselt, den letzten Schluck Kaffee getrunken und während ich im Halbschlaf durch die Wohnung torkelte, richtete Madame eine Überlebensbox mit Salamistulle und Trockenmangos.
Kurz vor acht kam ich an. Von zehn geplanten Menschen des Wahlvorstands waren nur acht erschienen. Ich sprang ein und belegte eine Schicht von 8 Uhr bis 11 Uhr und von 16 Uhr bis Ende.
Huzur, türkisch für Friede, liegt inmitten eines Wohnblocks. Der Wohnblock umfasst einen kompletten Berliner Häuserblock, ist also dementsprechend gigantisch, und scheint einer 70er-Jahre-Variante des sozialen Bauens zu entstammen.
Es ist kein Altenheim und kein betreutes Wohnen, aber doch irgendwie auf alte Menschen ausgerichtet. Mir wurde von einer Anwohnerin erzählt, dass das Gebäude informell als „Omabunker“ bekannt ist.
Huzur, der „Offene Treffpunkt für ältere Menschen mit Migrationshintergrund scheint selbst nur Gast im Wohnblock zu sein. Im Erdgeschoss von Huzur liegt die Freizeitstätte mit einem Saal (Wahllokal 102) und einem Versammlungsraum (Wahllokal 103).
Wir hatten den Saal gewonnen. Das bedeutete: Wir hatten schönen Gartenblick, eine Bühne mit Piano und Ballondeko an Wänden und Decken. Es bedeutete nicht, dass wir der örtlichen Probleme ledig wären. Dieser Abschnitt der Bülowstraße liegt in den Ausläufern des Schöneberger Straßenstrichs mit entsprechendem Problempublikum.
Selbst während der Wahl musste die Haustür immer verschlossen bleiben. Die komplette Zeit von 8 bis Ende der Auszählung war immer ein Wahlhelfer abgestellt, der nichts andere machte, als Wahlwilligen und -beobachtern die Haustür zu öffnen.
Thomas steht für Franziska
Die morgendliche Unwissenheit, ob ich gleich einen freien Tag haben werde, oder doch von 7 bis 21 Uhr im Wahllokal stehe, nervte. Diese Überraschungs-Wahllokal-Kinderlandverschickung allerdings würde ich jederzeit wieder machen.
Mein zugeloster Wahlkreis „Nollendorfplatz Nord“ war spannend. Die Gegend ist ein wenig ein Niemandsland zwischen verschiedenen Kiezen. Von Süden streut der queere Kiez südlich des Nollendorfplatzes.
Straßenstrich Kurfürstenstraße und jahrzehntelanges Schmuddeleckendasein am Ende Westberlins haben ihren Stempel der Gegend hinterlassen: Gefühlt ein Viertel der Wahlberechtigten wohnte in der Wohnpyramide Schöneberg – einem Sozialbau von 1970/1971.
Aber auch: von der Wahlkreisgrenze aus kann man das KaDeWe sehen; die City West hat erste Ausläufer. Und der neue Gleisdreieckpark ist nicht fern, Berlin Mitte-Mitte eigentlich auch nicht – eine Art edgy Prominenz (siehe die Ochsenknechts, LEA) sind der Ecke beheimatet.
So war auch das Publikum im Wahllokal: Viel offensichtliche Armut; viele Menschen mit migrantischer Familiengeschichte; viele körperlich eingeschränkte Menschen; viele sehr Junge und sehr Alte – aber auch immer wieder schwule Pärchen oder edel herausgeputzte Menschen.
Die Wahlergebnisse der letzten Jahre waren weniger eindeutig und zuverlässig als in unserer Wohngegend. Um so gespannter war ich bei der Auszählung.
Links stark. Sehr stark. Überraschend stark. Grüne und SPD beide deutlich unter meinen Erwartungen. CDU schwach wie zu erwarten war. AfD erschreckend stark und auch das BSW deutlich präsent. Die FDP und sämtliche anderen Kleinparteien nicht vorhanden.
Irritierend: Zu jeder Partei gibt es ein Schild, bei dem man die Stimmzettel stellen sollte. Auf einem stand „Thomas“. Es war das Schild für die Einzelkandidatin Franziska Thomas, die bei uns allerdings Null Stimmen erhielt.
Insgesamt (nur Zweitstimmen, gesamtes Ergebnis beim Berliner Wahlamt):
- Linke 103 Stimmen / 24,0%
- Grüne 76 Stimmen / 17,7%
- SPD/CDU je 56 Stimmen / 13,3%
- AfD 53 Stimmen / 12,3%
Der Gedanke, dass 53 der netten, spannenden Menschen, die ich in den letzten Stunden sah, AfD-Wähler*innen war, betrübte dann doch.
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Sumpfbiber Gruftidisco
Sabine im Mausloch über die 1980er-Grufti-Disco.
Elke Brüser im Flügelschlag und Leisetreter bei den Nutrias: Vom Sumpfbiber und dem Nutriapelz
Frau Novemberregen hatte schlechte Laune und ging deshalb zum Pubquiz.
Feinanteil war Wahlvorsteher und ging deswegen nochmal zum Friseur:
Dann war ich dran. Ich sagte dasselbe wie immer (an den Seiten ausrasieren und oben entsprechend kürzer), wurde aber noch »Und Bart?« gefragt. Ich sagte, dass ich nicht weiß, was man damit machen kann, er aber einfach mal was machen soll. Auf Dreitagebart lässt sich zur Not ja alles unterrasieren. Er schnitt mir tiptop die Haare und packte dann am Bart die komplette Show aus. Alles was er so an Bartwichse, Schäumen, Tinkturen und Wässerchen da hatte, wurde angewandt, genauso wie zwei verschiedene Rasierer und ein Rasiermesser. Ich werde nun mit Abstand der schönste Mensch im Wahllokal sein. Ich sehe aus wie ein persischer Prinz. Maria gefällt es auch. Sie sagt, ich würde sehr männlich riechen und soll mir jetzt öfter dort den Bart schneiden lassen.
Anmerkungen
- Ein Jugendtheater. Weltberühmt in Berlin und unter westdeutschen Jugendlichen der 1980er durch ihr Stück Linie 1. ↩︎