Es ist zu trocken. Der Zierapfel setzt keine Früchte an. Die Mirabellen beginnen zu vertrocknen.
Madame nahm das Linientaxi auf die Latifundien. Der Fahrer: Ein Landsmann von Jenseits des Limes. Dort entkrautete sie Beet 1R und hing ein Foto eines Berliner Ponys an die Wand.
Am Morgen stand sie Aug in Aug mit einem Reh direkt hinter dem Zaun.
Der Kaptain beginnt ernstlich mit Packen.
Mit dem ESC bin ich nach dem Finale wieder versöhnt. Sehr schöne, witzige Show der Schweizer Gastgeber, ein verdienter Gewinner und eine deutlich vielfältigere Songauswahl. Spannend: wie oft der ARD-Moderator „Stefan Raab“ sagte – bis dann die eher mäßige Platzierung des deutschen Titels offensichtlich wurde, und auch der Heilsgott des deutschen ESCs nicht mehr angerufen werden musste.
Bei der EBU werden viele Menschen tief durchgeatmet haben, dass Israel nicht gewann. Den Stress, den ESC in einem weltemotionalisierenden Kriegsgebiet auszurichten, wird sich dort niemand antun wollen.
Die Shell-Tankstelle am Sachsendamm soll abgerissen werden und einem zehnstöckigen Bürohaus weichen. Ich möchte jemand am Kragen nehmen, schütteln und sagen „Wohnungen! Berlin braucht Wohnungen!“
Wir haben Peak Franzbrötchen erreicht. Es gibt jetzt Franzbrötchen-Likör namens Franzi.
Waldmeistereis am Multimediabrunnen
Zum Abschluss, ein Gang durch die Sommermetropole Dithmarschens: Büsum. Ich bewunderte Baustellen, Schuhgeschäfte und natürlich das Meer.
Vor dem Rathaus saß ich mit Waldmeistereis und betrachtete den Multimediabrunnen: ein kleines Wasserspiel, mit LEDs beleuchtet, die am frühen Abend mehr zu erahnen als zu sehen waren. Mich freute, dass in dieser tiefschwarzen bis ehemals tiefbraunen Gegend ein Regenbogen geflaggt war.
Noch mehr freute mich allerdings der Anblick des Rathauses an sich. Saßen doch vor 13 Jahren Madame und ich mit einer sehr motivierten Standesbeamtin hinter diesen Mauern. Während wir noch im Modus waren, dass Heiraten ja auch ganz nett sein könnte, war die Dame fest gewillt und sofort und unter allen Umstüänden zu vermählen.
Es dauerte dann doch noch ein paar Wochen – aber die Entscheidung und damit das Rathaus machen mich immer noch glücklich. Ich saß also gut.
Auch gut saß ich auf einer Bank am Strand, Wind in den Haaren, das Meer vor mir, las ich in meinem bisherigen Modellentwurf für die Bachelorarbeit und überarbeitete ihn innerlich.
Der perfekte Ort, um über so etwas nachzudenken. Leider allerdings nicht der perfekte Ort, um es dann strukturiert niederzuschreiben: Also zurück an den Schreibtisch, zurück nach Berlin.

Ho fatti salti mortali
Abfahrt Dithmarschen: 10:15h, Ankunft in den mittelmärkischen Hamptons: 15:45. Zwischendurch: Gemüse am Hofladen kaufen, A23/ A7/ Hamburg/ A24/ Latte Macchiato in Schaalsee/ A24/ A10/ Tanken/Spargelhof/ Latifundien.
Ich wollte ja nur eine Kleinigkeit, dachte, das geht auch an direkt an der Autobahn. Aber naja, bei 7,50€ für ein belegtes Käsebrot werde selbst ich preissensibel und verzichte.
An der Autobahn lagen tote Waschbären.
Weiterhin begleitete mich Annalisas Italo-Pop-CD E Poi Siamo Finiti Nel Vortice. Wenn man diese nur oft genug hört, fällt auf, dass Bellissima eigentlich ein Sport-lied ist, das sich als Liebeslied tarnt: ich kämpfe darum, elastischer zu sein // Ich habe Salti Mortali gemacht // Ich gehe ins Bett in Adidas-Shorts // Lass uns die Sport-Musik auflegen.
Zum Ende der Fahrt eine kurze Einkehr am Hofladen des Spargelhofs. Mir war zu Ohren gekommen, dass die Milchorräte ausgingen. Hier fand ein kleiner Clash der Kulturen statt.
Ich dachte „Der Hofladen halt ein nahe gelegener Supermarkt mit speziellen Angebot, der Sonntags geöffnet hat. Ich will nach Hause und muss auf Klo.“ Die meisten anderen Besucher*innen dachten: „Oh Tagesausflug! Ah! Zum Spargelhof! Uh! Da haben wir Spargel gegessen! Und es gibt auch noch Andenken! Und nicht nur Spargellikör und Erdbeernudeln, sondern sogar Käse, Milch, Fleisch und Gemüse! Wow! Lass uns jede Milchtüte einzeln betrachten!“
Aber ich blieb höflich und habe auch niemand aus dem Weg geschoben. Mit Milch und Croissants verließ ich den Laden.
Im Duft der Abelie
Und dann die Latifundien: Noch ist alles grün. Ein wenig Regen unter der Woche ließ den Mohn sprießen, der Ginster zeigt Blütenansätze, die Pfingstrosen sind auf. Die Erbsen wachsen weiter, die Abelie betört alles in mehreren Metern umkreist. Man möchte nur die Arme ausbreiten und Aah sagen.
Aber auch: es ist zu trocken. Am Kirschbaum hängen eingetrocknete Früchte, eher an Rosinen erinnernd als an Kirschen. Eine Blüte erlebt auch der Rosentriebbohrer (entweder Blennocampa elongatula – aufwärtssteigend; oder Ardis brunniventris – abwärtssteigend) frisst die Rosenknospen auf. Das ist insbesondere bei den einmalblühenden Alten Rosen misslich, denn dieses Jahre werden es Nullmalblühende Rosen – so zerstörerisch ist die Wespe.
Auf dem Schreibtisch wartete Vašek Chvátal auf mich; also vielmehr sein Buch Linear Programming, frisch mit der Post eingetroffen aus der UB Hagen. Mir ist noch nicht ganz klar, wann ich es lesen werde. Aber es ist wichtig – und zitieren sollte ich es auf jeden Fall.
Entschuldigt das leicht monothematische derzeit zur Linearen Programmierung. Aber ich kann versprechen, dass es noch schlimmer werden wird.
Milli Vanilli und die brüllende Sonne
Christiane bei den Filmfestspielen in Cannes. Die Eröffnung. Und wie sie versuchte, den Film Amrum on Faith Akin zu sehen.
Kieselblog in Neustadt. Eine Installation über abgerissene Bauten im Ruhrgebiet. Mit Schwimmbad natürlich.
Farnientes finden das beste italienische Eis Frankfurts. In einer japanischen Eisdiele.
Bei Kreuzkümmel-Lamm war ich gekauft.
Julia Pracht fuhr mit dem Zug on Sarajevo nach Mostar.
Die BBC mit einem bezaubernden Gartenvideo von 1979: “All I know is you put the hairy end of the plant in the garden”. Via Messy Nessy.
Markus über die Sonne. Gäbe es schallwellenübertragende Luft zwischen uns und ihr, würde sie mit 100 Dezibel brüllen:
Würde in einem solchen Szenario plötzlich die Sonne erlöschen, würden es noch 14 Jahre dauern, bis die letzten Schallwellen die Erde erreicht haben. Wir würden also 14 Jahre lang auf einem finsteren, vereisten Planeten verbringen, während uns 14 Jahre lang eine gestorbene Sonne mit hundert Dezibel anbrüllt.
Die Show vom ESC fand ich durchaus gelungen, aber ich scheine recht alleine damit dazustehen, dass mich der Sieger jetzt nicht so umgehauen hat 🙂
Ach, ich glaube der Sieger ist halt Eskalation ohne Ende und Over-the-top. Das muss mensch mögen und ich denke, viele mögen es auch eher nicht. Wobei ich Lettland in meiner persönlichen Wertung auch weiter vorne gesehen hatte. Die hatten einen besonderen Stil, den so kaum jemand anderes brachte.
Herzlichen Dank für die Verlinkung! 🙂