T minus 7. Noch sieben Tage bis zur Abgabe der Bachelorarbeit. Derzeitiger Stand: 11.900 Wörter (Zielwert 9.000-11.000), davon 75 Symbole, 111 Formeln, 5 Tabellen, 1 Plot (keine Zielwert) und ich entdecke null unstimmige Rechnungen (Zielwert: 0).
Madame erntete James Grieve und die leicht erreichbaren Alkmene-Äpfel. Nächstes Wochenende wird es wohl nichts mit uns und den Latifundien und dann ist es zu spät.
Bei der zu besorgenden Rose für den focal point am Wegende steht Penelope gut im Rennen. Oder ich bekomme noch heraus, zu welcher Sorte diese gigantische Vier-Meter-Strauchrose in der Kyffhäuserstraße gehört.
Geerntete Äpfel verarbeitete Madame zu Kompott. Die 3-Gänge-Tage setzen sich fort. Vor dem Kompott ein lauwarmer Linsensalat und davor Oeuf mayo. Oder halt Eier mit Mayonnaise. Aber da die Vorspeise von diesem FAS-Artikel über Pariser Bouillons und das dortige Oeuf mayo inspiriert war, sollte ich es auch französisch bezeichnen.
Außerdem ist Oeuf mayo eine Kulturform, Eier mit Mayonnaise eher nicht.
Es war ein Sonntag und der erste Montag des Bachelurlaubs II.
Gelernt: das englische fast-Fachwort satifisficing, eine Mischung aus satisfacton und optimizing, deutsche Übersetzung „gut genug“. Wenn die Optimierung irgendwann zu aufwendig wird.
Zuchtbullen zu Erdbeeren
Zufällig las ich direkt nacheinander etwas über Karls Erdbeerhof und den Prickings-Hof, die Heimat von Bauer Ewald.
Wer in den 1980er/1990ern in Nordwestdeutschland lebte, kennt Bauer Ewald. Und sei es nur für den Flyern, die alle zwei Monate im Briefkasten lagen und zur Bustour in den Prickings-Hof einluden.
Mir erschloss sich: Bauer Ewald war der Karl Erdbeere der 1980er. Und am Unterschied zwischen dem Prickings Hof und dessen Attraktionen (Kaffeefahrten, gigantische Schlachtplatten, die Cadillac-Sammlung, Bauer Ewald selbst) und Karls Erdbeerhof kann mensch schön gesellschaftliche Entwicklung sehen.
Bei Ewald war alles groß und schwer und riesig: Von den Cadillacs der Autosammlung bis zum größten Zuchtbullen der Welt. Tourist*inne kamen mit Bussen, bekamen im Restaurant klodeckelgroße Schnitzel serviert und gingen mit der 30-Kilo-Tasche Wurst nach Hause.
Bei Karl ist alles leicht und schwebend. Familien kommen individuell, verbringen eine Zeit im Karussel, beim Kaffee und schauen der Bonbonproduktion zu, am Ende geht es mit einem teuren Glas Marmelade nach Hause.
Aber Ewald war auch räumlich gebunden: Es gab nur einen Bauer Ewald und nur einen weltgrößten Zuchtbullen. Die Cadillacs konnten nur an einem Ort ausgestellt werden. Karls Konzept hingehen ist so schwebend und abstrakt – er kann einfach jede Woche einen neuen Standort quer durch Europa eröffnen. Der Unterschied zwischen 1980 und 2025.
Zielfunktionswert in Abhängigkeit von D
So alle Rechnungen stimmen überein. BBmax (der Wert, den Julia ausspuckt) und BBmaxtab (der Wert den der manuelle Simpex ausspuckt) sind identisch: 15,2. Und wenn ich jetzt noch einen rechnerischen Fehler finde, muss ich den kaschieren. Nochmal rechne ich den ganzen Schmuh nicht mehr von vorne bis hinten durch. Das ist Arbeit!
Immerhin bin ich meinem Grundschul-ich treu geblieben: Alle Fehler in der Arbeit entstanden durch Unaufmerksamkeit, weil ich irgendwo in der Zeile oder der Spalte verrutscht bin.
Die letzten großen inhaltlichen Lücken der Arbeit sind gefüllt. Nicht nur, dass ich eine ungefähr Vorstellung habe, was ich tun muss: ich habe es getan.
Ich habe noch ein paar Ergebnistabellen angelegt und auch einen ersten Ergebnisplot. Das schöne: Da wo der Plot herkommt, kann ich problemlos noch ein Dutzend weitere Grafiken ziehen. Aber ist das sinnvoll?
Noch steht alles im Rohbau da, und noch kann auch inhaltlich noch vieles aufgemotzt werden. Aber es gibt keinen Bereich mehr, von dem ich sagen würde „das muss unbedingt noch, sonst grande miseria“.
Jetzt sitze ich gerade etwas ratlos vor der Arbeit, und frage mich, welche Klein- und Mittelbaustellen ich in welcher Reihenfolge angehe.
Die schlimmsten Baustellen sind eigentlich: „Es gibt noch kein Fazit“ und „das Literaturverzeichnis ist derzeit eher eine Stichwortliste denn ein Literaturverzeichnis.“ Uneigentlich ergibt es aber erst Sinn, die beiden Baustellen anzugehen, wenn alles andere wirklich fertig ist.
Barbarossastraße
Fertig gelesen: Håkan Nesser „Elf Tage in Berlin„. Irgendwie ein seltsames Buch. Mit einer inhaltlichen Konsistenz irgendwo zwischen Weissbrot und Lachgas liest es sich schnell weg, macht auch gute Laune, aber es bleibt wenig greifbar.
Seltsam aber: während das Buch so vor sich dahinschwebt, sind seine Handlungsorte seltsam konkret. Die Elf Tage spielen nicht irgendwo in Berlin, sondern in der Schuhetage vom KaDeWe, oder in einem Hotel in der Fasanenstraße. Oder es spielt in Wohnungen in der Meraner Straße und der Kyffhäuserstraße in Schöneberg. Das sind reine Wohnstraßen hier in der Nachbarschaft.
Vor meinem inneren Auge bleibt die Romanhandlung etwas schwach. Aber umso deutlicher sehe ich Nesser auf Berlinurlaub vor mir, der in einem Hotel Charlottenburg wohnt, abends die Restaurants der Gegend aufsucht und durch die lieblichen Straßen des Bayerischen Viertels spazierengeht.
Gute Idee. Um mal von meiner Arbeit wegzukommen, folge ich Nessers Spuren.
Ich laufe das kurze Stück von der Wohnung zur Meraner Straße – wirklich ein perfekter Wohnort für eine Bibliothekarin – und mäandere mich durchs Bayerische Viertel. Die Kyffhäuserstraße – noch ein Stück herrschaftlicher und großbürgerlicher als die Meraner – wie gemacht für einen verrückten Professor.
Lachen muss ich als mir einfällt, dass der verrückte Professor den Kampfnamen Barbarossa trägt – und welche Straße liegt zwischen Meraner und Kyffhäuser? Genau, die Barbarossastraße.
Es folgt ein Abstecker zu Viki-Lu, dem Victoria-Luise-Platz, so leicht und schwebend wie Nessers ganzer Roman – von ihm aus unerfindlichen Gründen übersehen.
Aber dann ist es auch nicht mehr weit bis zum KaDeWe. Das hat leider seit Romanerscheinen 2015 stark an Glanz und Niveau verloren, ist jetzt eine seltsame Mischung aus Shopping-Mall im Luxussegment und verlorener Wirke Reste ehemaliger Kaufhausherrlichkeit, und so abschreckend wirkt auch die Schuhabteilung.
Also lieber eins weiter zum echten Schuhgeschäft, und sogar welche gelauft. Der M46 brachte mich zurück nach Schöneberg Süd.

Mit Zug, Segelboot und Bus
Karen beendete die epische Zugreise: Turku-Sarajevo mit dem Zug: (17) Bratislava – Berlin – Stockholm – Turku
Es soll hier ja nicht nur ums Zugfahren gehen. Angela und Holger segeln weiterhin: Dieppe I und Dieppe II und gute Besserung.
Camp Catatonia kam nicht ganz so weit. Sie aquajoggte: Intervallbegegnungen
Chemnitz oder Paris? Zwei Herzensstädte. Amberlight Label war auf dem Loop-Festival 2025 Limbach Oberfrohna Esche-Museum Strickfestival Chemnitz . Herr Fliegende Bretter fuhr weiter: In der Nachbarstadt im Süden gibt es ein Reiseunternehmen, das ganz Europa per Bus erschließt. Die haben unter anderem auch eine Tagestour nach Paris im Sortiment. (via Flusskiesel)
Vielen Dank für die Genesungswünsche, hat geholfen!