Madame holte eine solidarische Experimentalmelone ab.
Sie stellte fest, dass wir noch nie zusammen bei Caruso waren.
Auf unsere Dachbaustelle wurden Solarpaneele angefahren. Da sich diese Dachbaustelle langsam ihrem Ende zuneigt, entsteht die nächste. Auf dem Mittelbau bauen sich Menschen mit Dachpappe und Brennern auf. Als erstes installierten sie ein improvisiertes Geländer auf dem Dach.
Madame entdeckte die Gestaltungslinie „Leberwurst mit Griffmulde“.
Die Welt verändert sich. Zu merken, daran, dass selbst vor dem Baumarkt der Fahrradständer komplett überfüllt ist. Aber wenn mensch wie ich nur ein solides Vorhängeschloss benötigt oder ein paar Oberflächen sehen will, muss man halt nicht mit dem Auto kommen.
In Anbetracht der Tatsache, dass ich auf den Latifundien nicht eine Mücke sah, sind meine Beine erstaunlich zerstochen.
Im Cheruskerpark am Erwachsenen-Spielplatz den Sportgeräten erstmals zwei geparkte Kinderwagen. Am anderen Sportparcours ein Grüppchen mit Warnwesten, die wild Fotos machten und Sachen notierten.
Der Bahnhof Südkreuz besitzt ein gewisses Gewerbegebietsflair. Das wird aktuell dadurch verstärkt, dass ein Großteil aller Aufzüge und Rolltreppen weiträumig von Baustellenabsperrungen umgeben sind.
Es waren zweieinhalb Werktage des Arbeitens und Lernens. Denn soweit ich meinen Urlaub dieses Jahr mit bezahltem Urlaub, unbezahltem Urlaub und Bildungsurlaub ausgedehnt habe – er ist immer noch endlich. Der letzte Klausurstoff muss neben die Arbeit passen.
Normalerweise verbringe ich die ersten Arbeitstage nach dem Urlaub in einer Art Staunen: „Wer bin ich? Wo bin ich? Was mache ich hier? Woraus besteht überhaupt meine Arbeit?“. Dieses mal hatte ich dazu keine Chance. Es ging in zwei Minuten von Null auf Hundert und ist auf dem Tempo durchgängig die ersten Tage geblieben. Am ersten Tag gegen 15 Uhr hatte ich einen Großteil meiner verschiedenen Tätigkeiten einmal durch.
Gute Nachricht: Offenbar wurde ich vermisst.
Noch bessere Nachricht: Trotzdem hat sich niemand in meinem Urlaub hinein gemeldet,
Immerhin steht demnächst echter Urlaub-Urlaub an. Mit Zwischenstopp in dem Land in dem gestern Ganzlandesblockade aufgerufen war, mit der Ankündigung, „Das ist erst der Anfang.“ Es wird spannend: Werden wir nach Paris kommen? Und noch spannender: Werden wir es wieder verlassen können?
Vor den Urlaub allerdings setzte die FernUniversität in Hagen die letzte Klausur des Semesters: Knowledge Management.
The problem is not the language
Dieses Modul ist einigermaßen kurios.
Es ist Wahlpflicht, also sogar von mir ausgesucht. Inhaltlich bin ich wohl in keinem anderen Modul so zu Hause. Der Lehrstuhl gewinnt auch regelmäßig Wahlen, wenn die Student*innen ihre liebsten Wiwi-Veranstaltungen wählen. Da wurde ich neugierig.
Allerdings ist das Modul selber gewöhnungsbedürftig.
Es beginnt damit, dass es auf Englisch geschrieben ist, und das sehr offensichtlich von Nicht-Muttersprachlern. Satzbau und Wortwahl sind so unfassbar deutsch – ich hätte nicht gedacht, dass so etwas im Rahmen einer prinzipiell korrekten englischen Grammatik überhaupt möglich ist. Ein einziger Stolperparcours durch die Sprache.
Und ja, leider, die Reihenfolge der Wörter im Satz ist im Englischen bedeutungstragender als im Deutschen. Es macht etwas mit Inhalten wenn die Wörter wild durch die Gegend aneinandergereiht werden. Mehr als einmal habe ich Mühe zu enträtseln, was mir ein Satz nun wirklich sagen will.
Denn was will mir Folgendes sagen?
Regardless of the community type, most communities experience through three lifecycle phases comprising various sub-processes:
Aber je mehr ich mich aber in das Modul hineinarbeite, desto mehr stelle ich fest: Die Sprache ist gar nicht das Hauptproblem. Der Text würde so auch auf deutsch durch die Gegend holpern.
Es steht dort: Buzzwords, such as growing competition .. are only some of the challenges
Und nein, herrje. Buzzwords sind bestenfalls eine Challenge für die Sprache. Andernfalls bezeichnen Wörter vielleicht Herausforderungen. Aber sie sind es nicht selber.
While various values.. take their time to unfold fully
Weiterhin nicht klar ist es mir, wie ein kultureller Wert sich entfalten kann. Seine Wirkung vielleicht. Aber Werte entfalten sich nicht.
Das ist einfach wirr. Man möchte sie schütteln „You know, words have meaning!“ Und das in einem akademischen Kontext!
Es sind nicht auch nicht nur die Worte: Selbst die Infografiken sind alle unscharf, als wären sie zwischendurch von einem Bildschirm gescreenshottet und dann wieder groß gezogen worden. Wahrlich ein seltsames Modul.
Naja, egal, inzwischen habe ich mich damit arrangiert, das Modul einfach nur als exzentrisch anzusehen und werde versuchen, die Klausur im selben exzentrischen Stil zu beantworten.
Nachts in der Bibliothek
Überraschend hilfreich beim Hineindenken in das Modul war der Lesesaal der Stabi (Langform: Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz – Standort Potsdamer Straße). Den entdeckte ich nach einigen Jahren der Absenz wieder.
Vom Südkreuz kann ich mich kurz in die S-Bahn schwingen, zwei Stationen später am Potsdamer Platz wieder aussteigen, beim Pseudo-Tanzfestival am indischen Stand ein Butter Chicken kaufen und dann an der Spielbank vorbei zur Bibliothek laufen.
Der Leseaal hat sich meinem letzten Besuch verbessert: Ich glaube es sind mehr Plätze. Es kostet keine Gebühr mehr. Und er hat bis 22 Uhr geöffnet. Ich ahnte, dass ich nach 18 Uhr problemlos einen Platz finden kann. Und ich ahnte richtig. Nach einiger Zeit des Herumirrens erinnerte ich mich sogar wieder, dass mein liebster Platz an der Empore ist.
Über mir thronte der TVöD – offenbar war ich grad an den Regalen mit dem Verwaltungsrecht angekommen, um mich herum die genau richtige Mischung aus einigen Menschen, Bewegung, einer leisen Geräuschkulissen, die aber alle noch nicht störten.
Wobei die Zahl der Anwesenden mit Kopfhörern auffällig war. Ich glaube, das letzte Mal als ich dort war, wäre noch jede*r hochkant hinausgeflogen, die auch nur den Anschein erweckt hätte, Musik abspielen zu wollen – und sei es über Kopfhörer.1
Und so versuche ich auswendig zu lernen, dass die vier Action fields nach Riempp die Fields Content Collaboration Competence Culture sind, beziehungsweise sind Content Collaboration Competence auch drei der vier main pillars, in die die Architektur aufgeteilt ist.
Und als die Nacht dann tiefer wurde, konnte ich durch die Scheibe sogar noch den Mercedes-Stern auf dem Europa-Center sehen. Gerne wieder.

Genua statt Chatbot
Social Media und der Halluzinator klauen Daten. Aber vor allem klauen sie Zeit: Diebe deiner Lebenszeit:
Social media platforms have been stealing our time using a sneaky trick: they’ve been speeding up our sense of time […].A sinister thing about social media is that it speeds up your time both in the moment and in retrospect. It does this by simultaneously impairing your awareness of the present and your memory of the past.
Thomas berichtet: Mensch darf Hakenkreuze übermalen solange das nicht die Sachbeschädigung vergrößert. Man sollte also auf die Verhältnismäßigkeit achten. Und nun viel Spaß da draussen!
Jedes mal wenn Frau Maultauschenravioli aus Genua postet, denke ich, jetzt müssen wir da aber wirklich mal hin!
Anmerkungen
- Aber passt: die Massenverbreitung der geräuschunterdrückenden Kopfhörer erfolgte soweit ich herausfinden kann seit 2016 mit den Bose QC35, und vor allem seit den AirPods Pro im Jahr 2019. Meine letzten Lesesaalzeiten waren deutlich davor. ↩︎
(„Wer bin ich? Wo bin ich? Was mache ich hier? Woraus besteht überhaupt meine Arbeit?“ Ich hatte die gleiche Erfahrung dieser Tage zum Ende der Ferien. Mein Passwort zuhause nachgeschlagen, aber mir war trotzdem so viel unklar.)