25-04-26 ANTIKRIST

Mir erschloss sich, was das weiße Pulver auf den Sitzen des Hinterhof-Autowracks ist: Katzenstreu. Ein Rätsel wurde gelöst, ein anderes Rätsel tat sich auf.

Auf der Busfahrt: Zwei Königinnen des Abends gingen an mir vorbei. Ich brauchte einige Zeit, um die Duftwolke zu verstehen: Duftnote Weihnachtsmarkt. Verpasste ich einen Trend zum gebrannte-Mandel-Parfüm?

Die Alkoholfestspiele gehen weiter: Morgens um 7:50h an der Bushaltestelle. Ein Mann mit viertelvoller Jack-Daniels-Flasche in der Hand fragt nach dem Weg. Immerhin wirkte er selber nüchtern.

Ein klarer Vorteil von Paris gegenüber Berlin: Die Bahnhofspianisten sind kompetenter. Aber anscheinend gibt es in Paris fest installierte freie Bahnhofsklaviere in allen Bahnhöfen, während das Südkreuz-Klavier nur temporär dort steht.

Noch gönne ich mir Bacheloarbeits-Auszeit und lese mich durchs Fernuni-Knowledge-Management-Modul. Aber nächste Woche..

Der Opernabend am Donnerstag begann mit Reggaeton. Bei Rüya in Charlottenburg (nicht zu verwechseln mit Rüyam in Schöneberg) gab es Dönerteller, treibende Latinomusik und le pianiste kam. Wir zogen zu Fuß weiter in die Deutsche Oper.

Hochmut erhebt sich, Hochmut der sich selbst vergöttert!

Nach Echnaton/Akhnaten die zweite Oper, die nicht wirklich eine Oper ist. Rued Langgards Oper Antikrist in der Deutschen Oper Berlin bot Instrumentalstücke, wenig Gesang. Besprechungen vergleichen es mit einem Oratorium oder einer liturgischen Halluzination.

Es erinnerte an die katholische Ostermesse vom letzten Sonntag – nur auf links gedreht, durch Körperflüssigkeiten gezogen und dreimal verflucht.

Die Oper ist auf den ersten Blick so sperrig wir ihr Komponist Rued Langgaard – der komponierte vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war halb spätromantischer Wagnerianer und halb Neutöner; im Zweifel immer das machend, was gerade nicht modern war und deshalb immer alleine stehend.

Die Musik der Oper; immer den romantischen Wohlfülteppich andeutend, aber doch dauerdurchsetzt mit atonalen Spitzen und Misstönen. Hochspannend.

Die „Geschichte“: der Ort Lärmes Kirchen-Ödnis, offenbar ein Sinnbild für die Moderne 1920er vor Anbruch der Apokalypse – ein böses Oratorium, eine Welt von Dekadenz und Verfall – der Antikrist wird berufen, zeigt sich in verschiedenen Figuren. Ein geistiges Ringen bis zum zerstörerischen Abschluss.

Die Inszenierung: Ich bin zwiegespalten. Das bunte Bühnenbild vom Foto trug dazu bei, dass ich Karten kaufte. Die Weimarer-Avantgarde-inspirierten Kostüme: Großartig. Die Tänzer*innen: zum Niederknien.

Und doch hatte ich das Gefühl, dass Regisseur Ersan Mondtag seinem eigenen Stück und dessen langen instrumentalen Passagen nicht vertraut; dass Montag immer noch etwas Extra-Bohei auf der Bühne auffährt, weil er fürchtet, sonst würde es nicht ausreichen.

Ein hochspannender Abend.

Weiß vor Gelb mit pinkem Akzent

Ungeachtet der hochspannenden Oper. Es war warm, die vorherige Reise war ebenso schön wie anstrengend, einige Minuten kämpfte ich hart gegen den Schlaf. Wochenenderholung tut not.

Um so besser, dass ein Gartenwochenende wartete: Weiß vor Gelb. Keine Frage mehr, ob wir Vollfrühling haben.

Die Narzissen sind durch, die Obstbäume sind ein Rausch aus Weiß. Aus den Wegen Gänseblümchen, bilden einen Schatten der weißen Obstbäume. Ein Phlox: Pink leuchtend als hätte er eine Komparsenrolle im Barbie-Film gehabt. Auf dem Gartenvulkan ersetzten Lerchensporne die Taubnesseln.

Das Gras war so sehr gewachsen, dass wir die Beete suchen mussten. Gut, dass wir uns noch erinnern wo sie sind. Ein Ausstellungsstück für den Frühling.

Die Vögel hielten sich zurück. Nur einzelne Kranichpaare flogen von links nach rechts durchs Bild. WIr profitierten davon, dass der Spargelhof „Spargelbruch, geschält“ für den schmalen Taler verkauft und dazu „Schinken zweite Wahl“. Dafür stritten wir auch mit Berliner Rentnern um die Parkplätze.

Auf dem Heimweg gab es noch glückliche Wieseneier vom Bäcker.

Abends blieb Madame im Drei-Gang-Thema der Woche mit Salat-und-Schinken, Spargel-Kräuteromelette und Spanische Orangen mit französischem Schaftsquark und Brandenburger Rosengelee.

Ein Samstag fast wie ein Sonntag. Und nötig.

southpark spielt mit ChatGPT

Noch bin ich in der Spielphase mit der Bitte an ChatGPT: Gestalte eine Illustration zum Text sowie diverse Empfehlungen.

Die Illustration

Die Empfehlungen

Outfit (50 Jahre alt)

Frau: Fließendes weißes Maxikleid mit gelbem Tuch und pinken Ohrringen – ein luftiges, aber markantes Ensemble, das die zarten Farben deines Frühlingsgartens aufgreift und zugleich die verspielte Note des Opernabends weiterträgt.

Mann: Lockerer cremefarbener Leinenanzug, gelbes Hemd, weiße Sneakers – lässige Eleganz, perfekt für ein Wochenende zwischen urbanen Abenteuern, Opernexzessen und Gartenarbeit, ohne die Leichtigkeit der warmen Jahreszeit zu verlieren.

Musikstück: „Todo de Ti“ von Rauw Alejandro – moderner Reggaeton, der so energetisch und träumerisch pulsiert wie die lateinamerikanische Musik im Dönertempel; perfekt für warme Nächte und leise Aufbrüche.

Roman: „Wir sind das Licht“ von Gerda Blees – ein packender, absurder Roman über kollektive Träume und selbstzerstörerische Sehnsüchte, der den Zerfall moderner Gemeinschaften poetisch und scharf zeichnet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert