25-06-07 Was ich brauch rote Rosen, was brauch ich roten Mohn? Holleri, holleri, hollero.

Während ich dies schreibe, höre ich einen Kuckuck. Und eine Autobahn. Aber der Kuckuck klingt besser.

Durch die Straßen fährt ein Auto der BVG mit der Aufschrift „Busspurberäumung“. And I think that is beautiful.

Ich versuche mein Bachelorarbeitsmodell einmal von Hand durchzurechnen – halb aus Prinzip und halb weil ich den Anspruch habe es wirklich von vorne bis hinten und von links bis rechts zu durchdringen – gehe aber regelmäßig in den vielen Zeilen und Spalten der Berechnung verloren.

Madame kam und es roch nach Trüffel. Madame kam und es roch nach Kimchi. Wieder hatte uns ein Konzertbesuch in der Philharmonie vorher in den neuen Kerb Food Court am Potsdamer Platz geführt.

Madame geht trotz kabanenlosen Zuständen in das Insulanerbad und tausch mit den anderen Anwesenden Tipps zum umkleidelosen Baden aus.

Wieder durchlebten wir einen kleinen Kulturschock auf 300 Metern Weg vom Abendessen zum Konzert. Kerb Food Court: Wir gehören zu den wenigen deutschen Muttersprachlern, sind vermutlich die einzigen Anwesenden, die in Berlin wohnen und gehören zu den ältesten. Philharmonie: Wir gehören zu den Jüngsten, ein Großteil lebt wahrscheinlich länger in Berlin als wir.

Immerhin sah ich Tweedsakkos mit Lederverstärkungen an den Ellbogen. Diese hatte ich schon für ausgestorben gehalten.

In der Philharmonie kamen uns viele verwirrte junge Menschen im voll aufgebrezelten Ornat entgegen. Während wir in den Kammermusiksaal wollten, spielten im großen Haus die Philharmoniker höchstselbst Filmmusik von John Williams. Ich würde behaupten, wir waren im besseren Konzert des Abends, waren aber zweiter Sieger was Aufwand und Schönheit des Publikums anging.

Am Kulturforum sind inzwischen Gebäudeteile des neu zu bauenden Museums erkennbar.

In Potsdam sah ich ein paar mit Potsdam-Royals-Pullovern. Kurz dachte ich „Ilka?„, aber der Rest passte nicht zu meiner optischen Vorstellung von den beiden.

Während ich durch den Lidl lief, hörte ich auf den Kopfhörern den Reverend John Wilkins. Und direkt vor mir stand ein Mann in Flip Flops mit „Jesus liebt Dich“-Shirt. Wie live aus Memphis hierhergebeamt.

Sechs Chor-Studenten des King’s Colleges der Universität Cambridge

Während ich über ide Kopfhörer gelegentlich Southern Gothic und Memphis Sound hörte, stand die Woche eigentlich im Zeichen englischer Choralmusik.

Harmlos und nichtsahnend ging ich in die Philharmonie. Vor längerem hatte ich einst die King’s Singers im Radio gehört, und sogar vergeblich Karten besorgt. Aber was sie genau waren, ich hatte ja keine Ahnung.

Aber dann saßen wir in Reihe 4 in Block B (links) und vor uns stand the best of Britishness. Sechs mittelalte Männer, die auf 100 Meter Abstand Choir Boys und Oxbridge ausstrahlten. Mit Understatement, einem feinen selbstironischen Humor, Bildung, ein bißchen unassuming – und ein Chorkönnen, bei dem wir nur mit offenem Mund zusehen konnten.

Die King’s Singers sind ein Chorensemble für sechs Männer (2 Countertenor, Tenor, zwei Bariton, Bass), das 1968 von Chorstipendiaten des King’s College Cambridge gegründet wurde. Die Besetzung wechselte seitdem mehrfach, der Geist der Gruppe blieb aber erhalten: ein riesiges Repertoir zwischen englischer Madrigalmusik des 15. Jahrhunderts bis hin zu Ed Sheeran und Disney-Filmen.

Dabei haben sie den Ehrgeiz, den Horizont zu erweitern: Wer wegen des Königs der Löwen kommt, soll auch Renaissancemusik hören. Wer wegen der Renaissancemusik kommt, soll auch Bee Gees hören.

Die Gruppe ist auch nach vielfachen Wechseln so stimmig in sich. Fast vergesse ich während des Konzerts wie überragend jeder einzelne Sänger ist – bis er eine Solopartie hat.

Moderiert wurde komplett auf Deutsch, von allen sechs im Wechsel. Wir wussten nicht, ob perfekt abgelesen oder wirklich aufgrund deutscher Sprachkenntnisse. Im Nachhinein erfuhren: Der Tenor studierte in Heidelberg und spricht fließend deutsch, Bariton 2 hat deutsche Großeltern. Zur Zugabe: „Mein kleiner grüner Kaktus.“ Sofern dies einem Ü50-Publikum im Kammermusiksaal der Philharmonie möglich ist: Es tobte.

Generation Distelfalter

Die allumfassende Blüte des Gartens überfordert mein sprachliches Vermögen. Meine Güte.

Schön von der Terrasse aus: das Wogen der Wiese im Wind.

Den halben Tag begleitete ein Distelfalter unsere Wege. Vermutlich war es wirklich ein Exemplar. Die leicht zerrupften Flügel deuteten darauf hin, dass er wirklich zur wandernden Generation gehört, der in den subtropischen Steppengebieten geboren wurde, und dann durch halb Europa und über die Alpen nach Brandenburg wanderte.

Der mittelmärkische Bäcker-Wagen kommt noch. Jeden Mittwoch und jeden Samstag. Wir haben Glück! Hatten ihn nur letztes Mal knapp verpasst. Und er hat auch wieder Gemüse – frisch aus brandenburgischen Gärten, deshalb dieses mal nur Kohlrabi.

Im Wettlauf mit dem aufziehenden Regen gelang es mir, das letzte Holz zu zersägen. Da ich die stromgetriebene Kettensäge keinem Schauer aussetzen wollte, wurde es knapp. Der letzte Schritt dauerte am längsten, denn ich wurde hektisch und arbeitete unsauber – wie es sich gehört. Aber das Holz existiert jetzt in handlichen 25-Zentimeter-Stücken, und ich brauchte auch nur 20 Minuten nach dem Abräumen bis mein Arm nicht mehr zitterte.

Überraschenderweise gelang uns das Terrassen-Abendessen. Mit einem Dreigang-Menü aus Salat, Spargel-Rhabarber-Risotto und Joghurt mit Erdbeeren. Pfingsten auf dem Teller.

Madame pflanzte Salbei, Walzen-Wolfsmilch und einen Woll-Thymian. Alle Pflanzen waren frisch aus Potsdam importiert.

Alles mit Sumpf im Namen ist schlecht

Falls wir dringend ein Unwetter brauchen, fahren wir zu Foerster Stauden nach Potsdam: die Stauden-Enzyklopädie als Gärtnerei.

Die Gärtnerei, die sehr harmlos und unspektakulär aussieht, die aber alles hat. Sie geht auf Karl Foerster zurück, eine Art Gottvater der märkischen Gartenkunst. Sie führt (fast) nur Stauden, diese werden in alphabetischer Ordnung nach lateinischer Bezeichnung angeordnet.

Da stehen dann kleine Pflänzchen in alphabetischer Ordnung.

Das ist nicht königliche-Gartenakademie-sexy, das ist funktional. Aber dafür gibt es fast alles. Freundlicherweise stehen die deutschen Namen auch dabei. So können wir bei spontanen Entscheidungen gleich alles aussortieren, was „Sumpf“ im Namen trägt und alles näher betrachten, was sich als „Steppen-“ bezeichnet.

Jedes Jahr versuchen wir ein bis zwei Quadratmeter Vorgarten oder Beet auszufüllen. Mit neuen Astern-Sorten, Walzenwolfsmilchen oder Gauras.

Und wirklich jedes einzelne Mal, wenn wir da sind, bricht ein Unwetter los. Madame scherzte noch, dass es bestimmt gewittert. Ich mit Blick auf Himmel und Wetter-App: Quark. Wir fahren halt sonst immer nur hin, wenn es eh regnen soll. Aber nicht heute.

Als wir mit allen anderen Gärtnerei-Gästen unter dem kleinen Bereich mit Zeltdach standen und sahen wir Kübelpflanzen umgeworfen wurden, musste ich Madame recht geben.

Abitur auf finnisch

Abi feiern auf Finnisch. Herzlichen Glückwunsch auch!

2 Gedanken zu „25-06-07 Was ich brauch rote Rosen, was brauch ich roten Mohn? Holleri, holleri, hollero.“

  1. Seid ihr gestern in dieses Mistwetter geraten? Oh je. Und stimmt, ich hatte meine rote Potsdam Royals Jacke an und war bei dem Gewitter gerade mit dem kleine Auto auf dem Weg zum Stadion. War aber in Summe alles ganz furchtbar.
    Schönen Sonntag!

  2. Aber voll. Gut, dass wir die Notüberdachung bei Foerster schon aus den Jahren davor kennen.. Oha, das klingt ja furchtbar? Spiel schlecht? Noch was vom Wetter abbekommen? Ich hoffe, die Lage hat sich seitdem verbessert,

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