Gute Nachricht: Der Regen der letzten Monate und wirkte selbst in den tieferen Bodenschichten unseres Gartens. Im Revisionsschacht des Gartenwasseranschlusses steht das erste Mal seit 2017 wieder Grundwasser.
Schlechte Nachricht: Eigentlich hätte ein Handwerker in diesem Schacht arbeiten sollen. Der hätte Probleme gehabt bis zu den Knien im Wasser zu stehen. Die Rückkehr des Handwerkers wird am Montag erfolgen, zusammen mit einer Tauchpumpe.
Es war ein Übergangswochenende. Ähnlich wie eine Übergangsjacke, nur mit ganzen Tagen. Nach der Winterkultursaison mit Oper und Konzerten (und wir waren so viel aus diesen Winter wie vielleicht noch nie seit wir in Berlin sind) werden Sommer-Wochenenden in den Hamptons im Brandenburger Bungalow folgen.
Das Übergangswochenende beinhaltete Gartentage, Grillen, Baumschneiden und den halbjährlichen Siedlungsubbotnik. Es wechselte zu Essen-gehen-in-Berlin-Mitte und der Komischen Oper. Heute Nachmittag geht es vielleicht – je nachdem ob wir nachher wieder ausgehfähig sind – in eine Kulturkirche.
Freitag früh: Kurz nach 6:30h die Wohnung Haus verlassen. Brandenburger Handwerker sind Frühmenschen. Wenn wir im Jahre 2023 einen Handwerkertermin bekommen haben, will ich niemand warten lassen. Ich kam an, schaute in den Revisionsschacht und dachte „Fuck.“ Da wir das Wasser am Haupthahn abgedreht hatten, durfte ich erst selber hinuntersteigen in das 4-Grad-Wasser bis an die Knie und das Haus wieder anschließen. Dann, immer noch im Halbschlaf, Handwerker umorganisieren.
Am frühen Nachmittag kam Madame mit dem Zug nach. Zeitgleich verzogen sich die Wolken. Wir bewunderten den grüngrünen Garten; Scilla, Narzissen, Lungenkraut, und Taubnesseln. Entgegen unserer Befürchtungen hatten wir die Erstblüte noch nicht verpasst, gerieten mitten in diese.
Madame griff zur Astschere, ich zum Grill. Frühjahrsangrillen erfolgte mit Grillgut, dass bei Sturm und Hagel auch gut küchen- und herdfähig gewesen wäre: Bifteki und Winter-Grillgemüse (Kürbis, Karotten, Petersilienwurzeln, Staudensellerie).
Abends; Ernsthaftere Blick in die Semsterunterlagen SS2023: Die Algorithmische Mathematik wird crazy stuff.
Samstag: Antreten zur Siedlungs-Gartenarbeit. Madame arbeitete mit der Astschere weiter an Bäumen und Rosen auf den Gemeinschaftsflächen. Ich harkte Eichenlaub zusammen. Und dank stetiger Windböen tauchten erste Gedanken an die antike Mythologie auf: Hallo Sisyphus.
Nachmittags zurück nach Berlin, zur letzten Runde unserer privaten Barrie-Kosky-Festspiele dieses Winters. Die Anfahrt erfolgte aus Verlorenort per Auto, nicht wie sonst aus Schöneberg per Bus. Die Peking-Ente, das Restaurant zwischen Bushaltestelle und Komischer Oper, lag also nicht auf dem Weg. Wir kehrten ins Goodtime ein (Gado Gado bzw. Bebek Kokos / Ente + Auberginen).
Danach: Barrie Kosky / Jacques Offenbauch / Orpheus. Mir fehlen noch die Worte für das was ich erlebte. Aber selbst nachdem wir diesen Winter schon vier Kosky-Inszenierungen gesehen haben und uns langsam an seine Stilmittel und Ideen gewöhnen: die Dichte großartiger und neuer Ideen jedes Mal ist atemberaubend. Aber seht selbst. Schön wie schon bei „I Am what I Am / Ein Käfig voller Narren (vor ein paar Wochen)“; Welthits im Kontext ihrer Entstehung zu sehen. Nebenentdeckung: Jacques Offenbach hatte bessere Librettisten als Mozart. Im Publikum bei Orpheus nicht so viele Federboas wie beim Käfig. Aber wir sahen Goldlamé-Kleider und Regenbogen-Doc-Martens.
Nachts um Eins ins Bett. (schon gezählt in Sommerzeit) Ein würdiges Urlaubsende.