Nacht, Eingangsbereich Zoo Palast mit dessen Fassade, daneben ein Glaskasten mit Fall-Guy-Poster und das Schild der Zoo Loge.

24-05-09 Eins-A Eins-Null (der ganze Floratempel)

Der Jungen-Späti, Ex-Stop Shop, ist jetzt Dein Späti. Den Herzchen im Logo nach, dem rosa Spielzeugständer nach, dem Kuchenbuffet nach, und der allgemein stark zugenommen Ordnung nach scheint sich der Jungen-Späti ohne Anlauf in den Mädchen-Späti verwandelt zu haben.

Als wir die Schild-Montage betrachteten, entdeckten wir, dass im Laden vor langer Zeit eine Reinigung lebte, deren Fassadenschrift Fassadenspuren hinterließ.

Madame brachte zwei halbe Waldhühner mit.

Hoher finnischer Staatsbesuch fuhr im vollen Geschirr mit Motorradeskorte und Polizeikonvoi über den Innsbrucker Platz. Die Autos mussten gut fünf Minuten warten. Der entertainmentfreudige Teil in mir erwartete sekündlich den Ausbruch von Schlägereien.

Für Madame bewährte sich die jahrelange Lektüre der Grundschulzeitschrift. Jetzt auch schriftlich.

An Professor Transformation leiteten wir eine Einladung nach Bielefeld weiter.

Kaptain – Scharbeutz – Badauz. Aber mit vereinten Kräften scheint alles zu funktionieren.

Ich sollte öfter spätabends an den Bahnhof Zoo. Es ist dieses Land zwischen Wachsein und Traum, dieses nicht mehr Reale, das dort stattfindet. Die Gestalten sind so seltsam und teilweise furchterregend wie auch tagsüber. Aber es wirkt alles stimmiger, entspannter, mehr bei-sich-selbst. Ein Ort, den es so nur in Großstädten geben kann. Wenn es Portale in andere Welten gibt, so tauchen diese sicher spätabends am Bahnhof Zoo auf.

Der Floratempel steht.

Zwei Quadratmeter Steglitz

Korrekt ist es, wenn ich sage, ich lebe in Schöneberg. Auch noch korrekt – immerhin gemeldeter Nebenwohnsitz – ist es, wenn ich sage, ich lebe in Schöneberg und auf den Latifundien. Seit Mittwoch ist es zumindest ein kleines bißchen korrekt, wenn ich sage, ich lebe in Schöneberg, auf den Latifundien und im Sommerbad am Insulaner.

Denn ich mietete gut zwei Quadratmeter Insulanerbad. In der überaus historischen Kabinenanlage existieren etwa 25 abschließbare „Saisonkabinen“ und eine davon sicherte ich mir. Irgendwie wollte ich das schon immer mal machen. Dieses Jahr dachte ich mir, die Gelegenheit wird nicht günstiger. Von Mai bis September habe ich ein klein wenig Freibad für mich alleine. Wir können dort einen kleinen Dauervorrat an Handtüchern, Schwimmbrillen und Sonnencreme deponieren.

Der Badbesuch darf bis in den September hinein gernso so bleiben wie am Mittwoch: 20 Grad, ab und an Sonne. Auf acht Bahnen verteilten sich acht Schwimmer*innen, und ich konnte schwimmen, treiben, planschen, tauchen – in Mitten einer der schönsten Parklandschaften der Stadt in der Sonne bei wunschgemäßem Nordseewetter. Es wird nicht mehr besser werden.

Love, Actually

The Fall Guy läuft im Kino. Unter älteren Deutschen ist das Szenario auch bekannt als die Welt aus der Fernsehserie Ein Colt für alle Fälle. Stuntman Colt Seavers erlebt Abenteuer am Set und außerhalb des Sets, begleitet von seinem GMC-Truck.

Damit sind die Gemeinsamkeiten zwischen der betulichen Achtziger-Jahre-Serie und dem 2024er Hollywood-Blockbuster auch schon komplett beschrieben.

Mir gab der Film die Chance gleich mehrere Ziele zu erreichen: Endlich mal in den Zoo-Palast, endlich mal ein Explosions-Film mit Handlung, endlich mal einen ganzen Film lang in historischen Pick-Ups schwelgen.

Welch ein Gewinn!

Gegenüber der Fernsehserie hat das Tempo um ein vielfaches angezogen. Die Stunts sind spektakulärer. Ryan Gosling als Colt Seavers ist fast so hinreißend wie Hannah Waddingham als Producerin Gail Meyer. Der Humor ist gleichzeitig alberner und tiefgründiger. Es gibt echte Dialoge. Der Plot ist kein Meisterwerk, aber immerhin kann er den Film tragen. Sogar ein wenig RomCom-mit-Explosionen kann er.

Und es gibt >1 Frauen mit Namen und handlungstragenden Sprechrollen. Am besten natürlich die Bösewicht, die auch nicht davor zurückschreckt gegen Toxic masculinity zu wettern, während sie den toxigsten aller Males protegiert.

Meine Lieblings-Dialog-Szene war aber dann doch, wo die Gutewichtin erzählt, dass sie jeden Weihnachten Love, Actually schaut.

Einfach Popcorn-Kino at its best. Explosionen, fliegende Autos, wunderschön choreographierte Kämpfe in offenen Containern die von rasenden Autos durch Sydney gezogen werden.

Einfach ankommen, in den Kinosessel setzen, fallen lassen und zwei Stunden Spaß haben. Ein wenig war ich an Everything everywhere.. erinnert.

Ich bin Fan.

Und ich war im perfekten Kino. Die Vorstellung in Originalversion führte mich im Zoo Palast in den Saal Clubkino B. Das Clubkino weist mit seinen 39 Plätzen eher Schuhschachtelformat auf und ich war schon fast enttäuscht. Aber was soll ich sagen: beeindruckende Leinwand- und Vorführtechnik, beeindruckender Ton, selbst ein solch bildgewaltiger Film wirkt in diesem Miniatursaal nicht unpassend.

Nacht, Eingangsbereich Zoo Palast mit dessen Fassade, daneben ein Glaskasten mit Fall-Guy-Poster und das Schild der Zoo Loge.

Vier Hochzeiten 30 Jahre

Aber auch: ich glaube ich sollte es tun, und den Film noch mal im 800-Zuschauer-Mega-Ereignis-Saal-1 sehen. Auch wenn ich dann den deutschen Ton durchleiden muss. Welchen, wenn nicht diesen Film?

Four Weddings and a Funeral wird dreißig. Die Macher*innen erzählen. Wie war es ohne Budget und mit lauter Unbekannten einen der größen RomCom-Erfolge aller Zeiten zu drehen: ‘I thought: “I’ve engineered the death of Hugh Grant!’’’ – the inside story of Four Weddings and a Funeral

Es gibt ja diese Blogs wo Menschen in schlechter Laune zu Hause sitzen und mehr oder weniger tiefgreifend Politik analysieren. Ich verstehe intellektuell wie es dazu kommt, sehe auch einen gewissen Sinn dahinter. Aber ein Teil von mir ruft immer mal wieder innerlich „Herrje, wenn es so schlimm ist, dann tu doch wsa.“

Und es gibt dieses freundliche Garten- und Handarbeitsblog dessen aktueller Post endet mit:

Im Keller fand ich endlich meine Kabelbinder von der letzten Kommunalwahl. Die begleiten mich nun bis Anfang Juni, zusammen mit Zange und Schere. Das Equipment benötigte ich im Laufe der Woche immer wieder. Wahlplakate sind nicht allermanns Freude, aber abgerissene Tafeln sind viel schlimmer! Ich binde sie wieder fest, nicht nur die, auf denen ich zu sehen bin.

Großen Respekt!

Wer wollte sie nicht sehen wollen: das komplette NYtimes Red Carpet Roundup der Met Gala.

Im ESC lief das erste Halbfinale – und das ist genauso wenig ein Gesangswettbewerb wie große Oper ein Liederabend ist. Tatsächlich musste ich angesichts von überbordender Inszenierung, ganz großen Gefühlen und Gaga-Storytelling mehr als einmal denken „was für eine fantastische Oper.“ Zum Beispiel aus der Ukraine oder Kroatien.

2 Gedanken zu „24-05-09 Eins-A Eins-Null (der ganze Floratempel)“

  1. *Hach!*
    Solch Badekabinen zur Miete sah ich seinerzeit in Wien! Das stelle ich mir toll vor: Einen festen Ort im Schwimmbad, wo man seinen Kram einschließen kann.
    Vielleicht sogar mit Exta-Reserve-Badehose*, damit man auch einmal ganz spontan ohne Tasche zum Schwimmbad kann!

    * Natürlich auch mit Extra-Handtuch, Extra-Badeschlappen, Extra-Transporttasche …

    1. Wien, Wien, immer wieder Wien.. ich sehe es kommen, ich muss noch eine Schwimmbad-Pilgerfahrt in die Stadt machen. Aber erstmal freue ich mich über Berlin. Ich hoffe es wird so toll wie ich es mir vorstelle.

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