Blick auf das Stadtbad Schöneberg. Im Vordergrund Krokusse in violett.

23-03-05 B(#WMDEDGT) = {B: B(+) ∩ DotM(5)}

Gegen sieben wachte ich auf, war versucht mich an den Schreibtisch oder ins Schwimmbad zu stürzen. Dann dachte ich: Die nächsten 10 tage werden noch anstrengend genug. Erst einmal schlafen. Der Schlaf reichte bis etwa 8.30h.

Mein Abendgedanke von gestern klärte sich schnell. Ich hatte mich noch gefragt „Ist der deutsche ESC-Beitrag wirklich eingängig genug für den ESC?“ Heute morgen wachte ich mit einem Blood-and-Glitter-Ohrwurm auf. Offensichtlich ist der Song eingängig genug.

Da Madame weiterhin abwesend ist, muss ich mir Kaffee und Frühstück alleine machen (immerhin mit ihrem Sauerteigbrot), verdödelte bis etwa 10 Uhr zwischen Bett, Küchentisch, Internet, gedruckter FAS und Radio. Ich spielte etwas mit der Artifakt-App herum: Eine neue App, die sich als „TikTok für Text“ anpreist und vor allem persönlich ausgesuchte Presseartikel in einem „For You“-Stream zeigen soll.

Prinzipiell finde ich das Konzept total furchtbar. Ich bin aber neugieriges Spielkind und beeindruckt, dass die App in zwei Tagen bereits ihre Empfehlungen von Buzzfeed-Empfehlungen auf The Hill, die South China Morning Post und Al Jazeera umgestellt hat.

Ich las Texte über Cyberkriminalität via Anlagebetrug und die Geschichte, mal zum Lachen, mal zum Weinen über die FNUs der Welt (also eigentlich zum Weinen, aber so geschrieben, dass ich mehrfach Lachen musste).

FNU steht für „First Name Unknown“. Der Name wird vor allem Leuten verliehen, die ein US-Visa beantragen. Fnu landet anstelle des Vornamens im Visa wenn die US-Behörden den (meist) asiatischen Pass fehlinterpretieren. Und wenn in deinem Visa Fnu steht, heißt du auch in der Social Security Fnu, im Führerschein, in der Personalakte deines Arbeitgebers und in deinem Uber-Fahrer-Profil.

Auch wenn der Artikel vor allem von den USA handelt, Deutsche Behörden können das auch:

I once faced a similar experience when applying for a work permit at the Kreisverswaltungsreferat in Munich. My atypical passport threw a wrench in the neat system of German naming conventions. Instead of looking up from their computer and confirming my name—an act that would have taken a total of four seconds—the officer handed over a work permit with a name that ended with a cold, mechanical “+” symbol. George Joseph +. A new and improved version of my previous self. One that was capable of pronouncing words like Kreisverswaltungsreferat to unsuspecting Bavarians.

Gegen 11:00h hatte ich die Morgenmüdigkeit überwunden, lief zum Stadtbad Schöneberg, denn ich war mit der Chefin verabredet. (Bzw. ich hatte mein Kommen angekündigt und sie sagte, sie ist eh am Beckenrand).

Blick auf das Stadtbad Schöneberg. Im Vordergrund Krokusse in violett.

Es ist lustig: Wenn ich privat ins Bad gehe und dort Menschen treffe, mit denen ich dienstlich zu tun habe: Ich fühle mich immer noch ein wenig so, wie damals als aufstrebender Musikjournalist, der plötzlich bei „richtigen“ Bands in den Backstagebereich darf.

Ich hörte im Eingangsbereich: Ein Vater argumentierte mit seinem Kind, darüber ob sie jetzt schwimmen gegen sollten. Während der Vater Präzedenzfälle der letzten drei Jahre anführte, auf wechselnde Prämissen und logische Inkonsequenzen hinwies, kam das Kind zum Kern der Sachen „Nein! Will nicht!“

Sonntagsangemessen plantschte ich mehr als dass ich schwamm. Trotzdem verspüre ich gegen 18:30h einen leichten Muskelkater im Rücken. Vielleicht bin ich doch ein paar mehr Bahnen geschwommen als zwischendurch gedacht. Ich verließ gegen 12:15h das Bad und telefonierte mit Madame.

Wieder zu Hause gab es ein weiteres Käsebrot gegen den Nach-Schwimm-Hunger, dann machte ich mich auf an den Schreibtisch. In 10 Tagen findet die Mathe-Statistik-Klausur statt, in 16 Tagen diejenige zum Externen Rechnungswesen. Während das Summenzeichen Σ seine irritierende Rolle als unnötiger Störfaktor überwunden hat, suchte ich länger zu verstehen, wieso plötzlich eine Ableitung in der Regressionsanalyse auftaucht.

Schreibtischaufsicht mit aufgeschlagenem Heft (Einträge mit Bleistift) und Mathe-Kurs-Unterlagen. Danaben eine Tasse Tee.

Ich wandelte, immer begleitet vom Klausurenwundermittel Radio Tutta Italiania, zwischen Schaukelschaf, Wohnzimmertisch und Schreibtisch umher. Mich begleitete Lakritz-Minz-Tee. Bis ich gegen 17:20h beschloss, dass mein Hirn Matsch ist.

Zur Ablenkung begann ich mit Kochen (Weißkohl, Kartoffeln, scharfe Tomatensauce – drei Sachen, die ich eher selten bekomme, wenn Madame anwesend ist). Mein Plan, frische Luft zu bekommen, indem ich die Wäsche abhänge scheiterte daran, dass diese nicht trocken war.

Nach einem Blick auf’s Hygrometer (Luftfeuchtigkeit knapp über 40% im Wohnzimmer) holte ich die Wäsche ins Wohnzimmer. Ich verweilte noch einige Minuten auf dem Balkon, betrachtete Touristen und ihre Rollkoffer auf der Straße.

Analoges Thermo/Hygrometer vor Tapete. 18 Grad, etwas über 40% Luftfeuchtigkeit.

Gegen 18:00h begann ich damit den Blogpost für WMDEDGT, also „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag“, die Blogaktion bei Frau Brüllen zum 5. des Monats zu schreiben. Zu anderen den anderen Posts bitte hier entlang.

Nach dem Abendessen ging es nochmal zwei Stunden an den Schreibtisch (Satz von Bayes). Jetzt bin ich endgültig durch. Ich werde die Küche noch aufräumen und den Rest des Abends mit dem Streamen der Let’s-Dance-Folge von Freitag verbringen.