Aufnahme von stark verrostetem Fahrradschutzblech und -gabel.

23-04-27 Multizip

Die Post hatte beschlossen, dass wir schon lange nicht mehr am Gleisdreieckpark waren. Sie hatte dort extra für uns eine gänzlich neuen Schreibwarenspätipostfiliale entdeckt, an die sie eine Buchbestellung ausliefern konnte. Madame brachte außer dem Paketbrief einen Block mit Karopapier mit (was man alles so benötigt für’s Fernstudium! Spannend!) und testete den nicht-ganz-so-neuen Yorckstraßen-Rewe. („Krasse Auswahl“)

Während die Hinterhausbaustelle zentimeterweise vor sich hinarbeitet, enstand eine neue Mittelhausbaustelle. Das MIttelhaus ist ein Nachkriegszweigeschosser, der das im Krieg zerstörte Berliner Mietshaus ersetzte. Auf dem Flachdach dieses Mittelbau wurden Dachdecker tätig. Wir sind uns noch uneins, ob das Dach einfach undicht ist oder eine Dachterrasse entstehen soll. Die Dachterrasse hätte für uns den höheren Unterhaltungswert.

Auf der Neben-dem-Büro-Baustelle kommt über die Tiefgarage eine Grünanlage. Bisher besteht sie aus mehrere Lagen feurig verlegter Dachpappe, einer Folie, einer etwa 30 Zentimeter dicken Schicht, die nach überdimensionierten Rasengittersteinen aussah und dann einer weiteren Folie. Wenn ich die weiteren Vorkehrungen richtig interpretiere, soll darauf ein halber Meter Erde aufgeschüttet werden.

Aber Büro ist gerade so mäßig. Mehrfacherkrankte Menschen sind ja multimorbide. Nun bin ich nicht wirklich krank. Aber mit dem Ding am Arm, wegbrechender Stimme und gelegentlichem Husten wirke ich mitgenommener als ich mich fühle. Nicht viele Krankheiten, aber verschiedene Zipperlein. Ich bin nicht multimorbide sondern multizip. Und arbeite immobil vom Heimschreibtisch aus.

Wo ich schon bezippert bin, könnte ich mir Gedanken um die Sozialwahlen machen. Leider ist die Informationslage dürftig. Also so dürftig wie meine Fertigkeiten eine Reck-Kür zu turnen dürftig sind.

Über jede Bürgermeisterwahl in Tübingen erfahre ich mehr als über die Sozialwahlen. Das höchste der Gefühle sind allgemeine Aufrufe, dass die Wahlen sehr wichtig sind („Aber warum?!?“) und wenn sich jemand ganz verausgabt hat, hat er/sie die Wahlprogramme der verschiedenen Gruppen gelesen und gekürzt abgetippelt. Was halt auch komplett nichtssagend ist.

Also folge ich meinem Bauchgefühl, dass Gruppen die sich als „unabhängig“ bezeichnen nie unabhängig sind – ihnen ihre Abhängigkeiten aber peinlich sind. Bei den Sozialwahlen wähle ich die Gewerkschaftslisten. Da weiß ich immerhin, woran ich bin.

In Berlin heißt es, man solle sein Fahrrad möglichst räudig aussehen lassen, damit es nicht geklaut wird. Diese*r Radfahrer*in hat den Frisch-aus-dem-Landwehrkanal-Look bis zur Meisterschaft perfektioniert:

Aufnahme von stark verrostetem Fahrradschutzblech und -gabel.

Dank Madame entdeckte ich die Let’s-Dance-Berichterstattung von Salsango. Ich bin ob ihrer komplett unironischen Ernsthaftigkeit fasziniert und noch faszinierender werden die Kommentare des lesenden Publikums. (Auch faszinierend: Die Webseiten-Navigation im besten 2000er-Wirrwarr.)

Frau Brüllen schrieb schon vor ein paar Tagen, warum in den USA Medikamente in Plastikflaschen verkauft werden und nicht in Blistern.

Herr Rau digitalisierte ein Märchen.

Gute Nachricht: Die Unsitte der nicht-haptischen Bedienung per Touchscreen geht zumindest bei teuren Autos zurück. The Glorious Return of a Humble Car Feature.