Madame hat Handgelenksmuskelkater.
Die wilde Brombeere verschwand. Kein neuer Widergänger der Unausgrabbaren zeigte sich im Gehege. Naja, nächstes Mal wieder und dann werden wir sie wieder ausgraben. Dafür übersahen wir eine Goldrute auf der Wiese, die bereits blüht. Es wird höchste Zeit.
Die Regionalbahn pries ihre „INDERSPIELECKE“ an.
Wir vergaßen die Lurex-Schwämme.
Über den Latifundien im Tiefflug ein Rotmilan. Wir hofften, er jagt die Wühlmäuse und nicht den Starenschwarm. Über dem Doppelnachbargrundatück eine Drohne.
ETTI
Ein freier Wochentag erwartete mich am Freitag. Welch ungeahnter Luxus seit Fernstudiumsaufnahme. Er war allerdings auch nötig, um die Klausuranspannung wieder loszuwerden.
Noch bin ich so im Tunnelmodus, dass ich gleich versuchte, die Altklausuren für meine nächsten Kurse zu finden. Es wird: BWL – ist halt BWL, Sollte machbar sein. Modellierung von Informationssystemen – die Klausur verwirrt mich, aber im letzten Semester hat bei 140 Schreibenden eine*r nicht bestanden – sollte auch lösbar sein. Mathe – machbar aber wahrlich kein Selbstläufer. Technische und theoretische Grundlagen der Informatik – Ich finde nichts Konkretes nur Erfahrungsberichte zwischen „ganz normal“ bis zu „rechnet damit, dass Euch allein dieses Modul 2 Semester kostet.“
Wer mitzählte, wird merken, dass das 4 Module sind – was bei der Fernuni ein Zeichen absoluten Größenwahns ist. Und 400 Euro kostet (4 x 80 plus diverse allgemeine Semestergebühren.) Wir werden sehen.
Sitzwiese
Kopf freikriegen:
Plan A – Strandbad Wannsee – scheiterte an der Verbrennung. Die ist auf dem Weg der Besserung, aber größere Wunde plus Seewasser plus Sand erschien mir keine erfolgversprechende Mischung.
Plan B: Freibad ohne Becken. Ich schnappte mir recht wahllos etwas vom Stapel ungelesener Lektüre (Granta 161 – Sister, Brother) radelte zum Lassenpark, der ungefähr Freibadwiesenformat aufweist und las.
Mitrags kurzer Aufbruch, Essen (Sucuk-Pide) und eine kurze Fahrradrunde durch Schöneberg drehen, dann zurück auf meine Parkbank.
Gesehen: Vormittags nur Menschen im Park, die etwas ausführten: Hund, Kinderwagen oder Rollator. Bis auf den stark tätowierten jungen Mann in Boxershorts mit Goldkette, der durch den Park in einem Tempo joggte, in dem Normalsterbliche sprinten – Respekt.
Auf der Bank neben mir: Die geheime Parkbürgermeisterin. Auf jeden Fall konnte sie sämtliche Parkbesuchende Ü60 namentlich anrufen und in Gespräche verwickeln – vorzugsweise über Nicht-Anwesende.
Sister, Brother
Gelesen: Granta.
Als in der vorletzten Geschichte des Literaturmagazins zwei Schwestern ausgehen, und auf halber Strecke eine als krebserkrankt offenbart wird, dachte ich nur noch: Come on. Müsst ihr jetzt in jedem einzelnen Text das emotionale Level voll aufdrehen? Geht es nicht mal etwas drunter?
Was schade ist: Die Vielzahl verschiedener Geschwisterbeziehungen in den vielfältigsten Familienkonstellationen bietet eigentlich gute Lektüre.
Mir besonders erwähnenswert: Viktoria Lloyd-Barlow, die in einem autobiographischen Text präzise-humorvoll-empathisch eine Kindheit beschreibt, die mit „Horror“ untertrieben dargestellt wäre.
Und Karolina Ramqvist über ihr Leben als Einzelkind mit vier Halbgeschwistern und ihre schwierigen männlichen Vorfahren. Dort der Satz über ihren Großvater Theodor Svedberg, der mich als Wikipedia-Autor besonders berührt:
His biographical section on Wikipedia ends with my own name. It has been there for years now and yet it still shocks me when I see it on the screen, that I have written myself into his story, worked up my way alongside the other names.
Nicht James Krüss
Nachdem ich Granta ausgelesen hatte, war ich neugierig wie andere es fanden. Ich fütterte Duckduckgo mit „Granta sister brother“. Neben dem Wikipedia-Artikel zu den Great Giana Sisters fand ich natürlich die Kaltmamsell sowie das Harrcross-Blog, das neben Granta-Besprechungen vor allem Berichte von Leeds-United-Fußballspielen enthält.
Hotel Mama war wieder in der Volksbühne. Es war weniger laut.
Ich bin neidisch. Sowas von.