Die Wahlplakate hängen wieder. Währenddessen möchten SPD/CDU vor unserer Haustür das Tempo wieder von 30 auf 50km/h erhöhen, WEIL AUTO.
Paula meldete sich. Sie will bald kommen.
Die Gartenpacht ist überwiesen und die KfZ-Versicherung bezahlt.
Michigan gewann das College-Football-Endspiel gegen Washington mit 34:13. Was ich bedauere. Ich werde das Spiel nicht schauen.
Mir entging die Wiedereröffnung der Alsterschwimmhalle in Hamburg. In New York soll der +Pool im East River verwirklicht werden.
Auf meiner „lies-jedes-Zeichen-und-denke-mit“-Mathematik-Bergwanderung habe ich das Bergfest erklommen und die linearen Gleichungen überstanden. Jetzt kommen die reellen Ungleichungen. Es beginnt mit den neun Axiomen der reellen Zahlen und was man aus ihnen alles herleiten kann. Noch gut vier Wochen bis zur Klausur.
Währenddessen stöbern im Vorlesungsverzeichnis. Fatalerweise entdeckte ich Veranstaltungen, die spannend klingen, aber nicht Pflicht und auch nicht Wahlpflicht sind – mir also für das formale Studienziel gar nix einbringen. Ich überlege, diese auch zu belegen – aber eigentlich bin ich mit dem Pflicht-Programm schon mehr als ausgelastet.
Nebenentdeckung: Der Anbieter des „Ski-Seminars“ im Wintersemester, veranstaltet sein Sommersemesterseminar in Bregenz. Mit Controlling lässt es sich gut leben.
Familiärverursacht beschäftigte ich mich wieder erstmals wieder seit vielen Jahren mit digitalen Bilderrahmen. Nachdem sie damals um die 100 Euro kosteten, dachte ich: Technischer Fortschritt bringt uns bei gleicher Qualität den 30-Euro-Bilderrahmen.
Denkste. Kostet genauso viel. Die einzigen Unterschiede: Inzwischen muss man aufpassen, dass die Geräte überhaupt noch manuelle Tasten besitzen und nicht nur per App bedienbar sind. Auch wird gerne am Speicher gespart und die Bilder landen in einer Cloud. Und nachdem vor 10 Jahren auf den Packungen noch Sony, Kodak oder Philipps stand, heißen sie inzwischen Aeezo, Aorppd oder Yenock.
Rossmann am Kaiser-Richard-Platz baut um und macht vorher einen Räumungsverkauf mit „25% auf alles.“ Spannend zu sehen, was inmitten des komplett leeren Laden noch stehenblieb: Sonnencreme, Proteinpulver, Elektrische Zahnbürsten, Rasierklingen, Alnatura-Fertiggerichte. Waren, die anscheinend nur wenige Umdrehungen haben aber dafür entsprechende Gewinnspannen besitzen müssen.
Glitzerunterhosen und Spinatknödel
Um Jazz (deutsch bitte: JATZ!) ging es in der Komischen Oper. Barrie Kosky inszenierte Chicago. Das Musical von 1975, dass sich zwer vermutlicher Mörderinnen im Chicago der 1920er annahm.
„Nach einer wahren Geschichte“, mehrfach als Theaterstück aufgeführt (erstmals in Berlin in den 1920ern), 1975 als Musical Vaudeville auf die Bühne gebracht und in den 1990ern in einer überarbeiteten Musical-Version schließlich ein Welterfolg.
Kosky nutzt die 1975er-Version als Grundlage, die „mit voller Opulenz“ an den Start geht. Im Orchestergraben war ein großer Bläsersatz zu sehen, zwei Flügel, eine Ukulele, ein verstimmtes Klavier, ein Bass und ein umfangreiches Schlagwerk mit Triangel. Und es jatzte. Wie sehr es jatzte. Die halbe Zeit dachte ich an hf leipzig, wie er es wohl genießen würde.
(Anscheinend ist die 1975er-Version musikalisch sehr viel näher an den 1920ern und weniger poppig als die 1990er-Variante)
Auf der Bühne: Kosky. Glitzerunterhosen, 6500 Glühbirnen im Bühnenbild, die beste rote-Puschel-Polonäse, die ich je gesehen habe, die glitzerigsten Glitzeranzüge, die ich je gesehen habe (die New York Times schreibt von den „sparkliest suits legally permitted onstage„), Humor, Drama, Konflikte, hach. Das wirkte gleichzeitig modern und als tiefe Hommage an 1920s Entertainment.
Selbst der deutsche Text funktionierte. „Mein Schnusseldussel“ hat jetzt schon Chancen auf mein Wort des Jahres.
Postive Überraschung im Rahmenprogramm: Die 18.000 Mitglieder des Berliner Theaterclubs hatten Hauptdarstellerin Katharine Mehrling den Goldenen Vorhang als beste Darstellerin 2023 verliehen. Nach der Vorstellung fand die Preisübergabe statt, was die Komische Oper veranlasste, dem gesamten Publikum Sekt und Brezeln zu spendieren.
Vor der Oper Österelli: das Minilokal, das genau gegenüber vom Schillertheater liegt. Das Lokal, das bis Saisonbeginn an einer entlegenen Ecke Berlins lag; seitdem die Komische Oper in ihr Ausweichquartier zog, hat es die perfekte Lage als Theaterrestaurant. Und so wunderte es nicht, dass um 17 Uhr alle 25 Sitzplätze belegt waren.
Organisatorisch kämpfte das Restaurant noch etwas damit plötzlich nachmittags volles Haus zu haben. Aber das Essen von Spinatknödeln über echtes Wiener Schnitzel bis hin zum Backhendl war Komische-Oper-würdig. Madame lobte insbesondere den Salat, ich bin jetzt schon neugierig auf die Rote-Beete-Knödel.
Granta dünn und Granta dick
Trotz Angst vor der Leere nach dem Ende beendete ich Rebecca Solnits Orwell’s Roses. Bis zum Ende ein Buch, das ich gerne selber geschrieben haben würde und damit in der engeren Auswahl meiner „10 Bücher für die eigene Insel.“ Erfreulich überraschend auch, dass es im Granta-Verlag erschien, von dem hier auch das Magazin herumfliegt.
Auf dem Nachttisch zum Beispiel fand sich eine halbgelesene Granta-Ausgabe von 2021. Wie öfters: wenn man diverse Granta-Geschichten hintereinander liest, plätschert es vor sich hin. Melancholische Menschen blicken auf ihre Kindheit/Jugend/Jungerwachsenenzeit zurück. Viele sind arm. Die Erwachsenen sind erledigt. Dann fließen Körperflüssigkeiten. Am Ende ist alles wie vorher.
Dann kam Okwiri Oduor mit „Mbiu Dash„. Was anfängt wie eine Afrikanische Festgeschichte, wird traurig, dann bedrohlich, dann horrormäßig, dann versöhnlich, dann politisch. Schockschwerenot. Statt des üblichen Grantagraus quillt der Text über von Farben. Und es findet eine Entwicklung statt. Ich war so beeindruckt, dass ich beschloss mir Oduors inzwischen erschienenen Roman Things They Lost zu besorgen.
Tadelnde KI
Am Rande bekam ich das Drama um „Jule Stinkesocke“ mit. Die freche, junge, querschnittsgelähmte Frau war weltberühmt in der deutschen Blogosphäre – nur kam nach 10 Jahren des Weltberühmtseins heraus, dass sie gar nicht existiert. Anscheinend wurde der Account von einem mittelalten Mann betrieben, der als „ihr Vertrauter“ auch im Blog vorkam.
Eine Website dröselt das ganze auf. Wie aus dem Lehrbuch für 2000er-Internet-Schmuh. Auch der unter Sockenpuppe angelegte Selbst-Wikipedia-Artikel darf nicht fehlen. (Achtung, für Menschen, die keinen Fäkalien-Fetisch haben wird es teilweise recht eklig. Für Menschen, die Sexfantasien mit jungen behinderten Frauen mit Fäkalienfetisch ethisch schwierig finden, ist das auch an mancher Stelle hart.)
Nun kann man sagen: Den Account gibt es nicht mehr. Die Staatsanwaltschaft hat festgestellt, dass es die Person auch nicht gibt. Ende zu. Alles vorbei. Da stellt sich die Frage, wer enthüllt. Das Impressum der Aufklärungsseite ist selber ein Musterbeispiel von „legal, aber maximal nicht-vertrauenserweckend“ und auch sonst bleiben die Vorhänge zu. Das einzige, was man über die Macher*innen weiß: Sie können ihr Blog ganz gut über Social Media streuen.
MPF wird von seiner eigenen KI getadelt. Andernorts entfernt ePubli anstößige Schlumpfbilder.
Die Kaltmamsell schneeschwimmt. Christiane lässt sich derweil vom kiné fit für’s Stand-Up-Paddling machen: Im Januar am Meer.
ADHS-Diagnose mit 43. WIe sich das anfühlt.
Ich danke sehr für die freundliche Erwähnung.