Gemach! Alle Entspannen!
In einer Liste aus der Mode gekommener Worte stieß ich auf den Imperativ Gemach! (im Sinne von gemächlich) und beschloss, diesen auch öfter zu verwenden.
Ein Motto, dass diese Woche gebraucht hätte. Auch der Freitag fühlte sich so gar nicht an wie ein Freitag, sondern hatte starke Montagsvibes. Aber es ist vorbei, jetzt sitze ich neben dem Kamin, höre Monika Roscher, und wenn es nicht stockdunkel wäre, würde ich Garten, Feld und Himmel sehen.
Es war ein Tag des mobilen Arbeitens und ein Indian-Summer-Tag auf den Latifundien.
Madame bekochte mich. Unter anderem mit dem gemüslichen Brokkoli. Der kam den Möhren von letzter Woche nach: Optisch gar nicht mal so ansprechend. Aber im Geschmack eine Brokkoligkeit? Wie sagt man, wie pflanzengewordenes Brokkoli-Konzentrat. Wie intensiv dieser Kohl schmecken kann. Meine Güte! Wie Großartig.
Ganz anders aber auch wiederholenswert Gemüsli-Fenchel-mit-Crowdfarming-Mango-Salat.
Die Schöneberger Dachbaustelle arbeitet sich von rumpelnden Ukrainern hin zu einem schlecht gelaunten original Berliner Dachdecker vor. MMB arbeitet an seinem ersten IT-erklär-Video.
In Wilmersdorf existiert die Hui-Buh-Bibliothek. Offiziell ist es die Eberhard-Alexander-Burgh-Bibliothek. Aber da dessen Ruhm vor allem auf der Erschaffung von Hui Buh, dem Schlosssgespenst, beruht, ist es für mich die Hui-Buh-Bibliothek.
Mich passierte ein Mann mit Union Jack auf der Jacke und darüber eine Aufschrift „geographical norway“. Sofort versuche ich, eine ungefähre Rahmenhandlung für einen Alternative-Geschichte-Roman zu entwerfen, in dem diese Flaggen/Landes-Kombination nicht nur Sinn ergibt, sondern auch relevant ist.
Danach zum Edeka No. 1
Ich bin ein braver Kollege. Wenn eine Lieblingsbadleiterin sagt, ich soll in ihr Bad kommen und schwimmen gehen, dann kann ich mich kurzfristig haselantisch herausreden. Aber natürlich gehe ich schwimmen.
Am Freitag loggte ich mich aus dem Rechner aus und stieg ab in den 187er nach Lankwitz. Ich schwamm ein paar Bahnen, betrieb ein paar Bahnen improvisiertes Wassertreten hinter unpassierbarem Treibholz, winkte an den Beckenrand, und beendete die Beckenzeit unter dem künstlichen Wasserfall..
In Lankwitz ist Action!
Bereits vorher hatte ich mir die Mio-Mate-Einladung ins BBL-Büro besorgt – wo ich erst ausgefragt wurde „Wie viele Bahnen? Welche Zeit?“ und dann genötigt werden sollte, mich zu einem Besuch pro Woche zu verpflichten.

Grün zu Gelb zu weg
Ist es das Gartenwochenende der Gartenwochenenden? Die Sonne lockte noch einmal Hummel, Schwebfliegen und Tagpfauenaugen hervor. Untermalt vom Dauerttröten der Kraniche und Gänse, die mal zu hören sind, mal zu sehen, mal als Einzelvogel, mal als Trupp. Gelegentlich fliegt ein Schwarm Stare vorbei – so niedrig, dass ich vermeine, meinen Arm nach ihnen ausstrecken zu können.
Der reichliche Regen des Jahres brachte nur nicht ungewohntes Grün im Sommer, sondern jetzt auch eine Farbexplosion von Grün (Apfelbäume), zu gelb (Pfirsich) zu rot – leuchtend in der Sonne.
Nur mühsam rafften wir uns auf, den Garten langsam auf den Winter vorzubereiten. Ich begann das Schlußmähen (Fortsetzung nächste Woche), Madame montierte das Schattiernetz von der Pergola ab. Dabei fiel ihr ein zerbrochenes Ei in die Hände – Hühnereigröße. Wir können ausschließen, dass da oben ein Huhn brütete. Aber wie sonst kam das Ei dorthin?
Land der Haseln
Ich befragte den Halluzinator zum Wort Haselant – vielleicht fände er noch ein paar schöne Literaturstellen oder hätte Anekdoten zum Wort.
Der Halluzinator allerdings machte, was er am besten kann: Halluzinieren. Erst erzählte er, Haselant sei das Land der Haseln. Konnte natürlich auf Nachfrage keine Fundstellen liefern.
Dann schubste ich in die richtige Richtung: „Denke an Narr oder Scharlatan.“ Damit verortete er den Haselanten im 16. Jahrhundert – wieder ohne einen Beleg angeben zu können.
Erst als ich ihn mit Nachdruck auf das 19. Jahrhundert hinweis, fand er Textstellen bei E.T.A. Hoffmann, Theodor Storm oder Theodor Fontane und fand auch eine Bedeutung „Mensch, der viel und schön redet, aber ohne Sachkenntnis/ Mensch ohne Charakter“. Da fiel es mir auf:
Der wahre Haselant ist der Halluzinator selber.
Back to the 80s
Angesichts von Madames Bibliotheksausflügen, diskutierten wir Zeiten, in denen in Bibliotheksbüchern noch echte Stempelkarten waren, in denen jeweils der Rückgabetermin eingestemptelt wurde. Wir haben fanden es immer sehr spannend zu sehen, wie oft oder selten ein Buch ausgeliehen wurde und wie lange die Zeiträume des Nicht-Verleihens waren.
Madame fiel auf, dass ein Buch ja nicht nur in der Bibliothek lebt, sondern quasi eine Reise durch Privathaushalte erlebt, schon auf den verschiedensten Tischen, Ablagen und Sofas gelegen hat. Sofort hatte ich eine vage Romanhandlung im Kopf, ein Episodenroman, zusammengehalten durch ein Buch, das durch Berliner Haushalte wandert.
Die Stempelkarten-Erinnerung passte in die 80/90er-Thematik der Woche. Madame liest aktuell ausgeliehen den Inspektor-Linley-Roman, der ungefähr 1988 spielt. Nicht nur, dass andauernd geraucht wird, und ebenso oft Sherry, Brandy, oder Whisky, getrunken, auch taucht als neuste Errungenschaft der Computer Room bei Scotland Yard auf, in dem man auf eine Datenbank zugreifen kann, in die alle Außenstellen(!) Daten einpflegen können.
Dazu passend, bei Klassik Pop et cetera Moses Pelham mit Musik seiner Kindheit und Jungend, die zeitlich stark mit meiner Kindheit und Jugend überlappte – und ich könnte ihm stundenlang zuhören, wie er darüber redet. Offensichtlich ist er mit jeder Faser seiner selbst Musikfan, schafft es über Musik (in toller Stimme auch noch!) einerseits reflektiert zu reden, aber gleichzeitig mit der Begeisterung eines hingerissenen Liebhabers. Großes Kino.
Darauf Metall auf Metall.
Etwas Täubchen, etwas Franzbrot
Herr Buddenbohm empfiehlt die Grabowsche Kur Etwas Täubchen, etwas Franzbrot und gerne möchte ich sie dem Motto Gemach! unterstellen.
Alternativ: Mit dem Zug von Zürich zum Schneehuenerstock und wieder zurück: Auszeit auf 2650m Höhe.
Wer Knarf Rellöm zitiert, gehört zu den Guten: Trotzdem!
Junior Thiel kauft mit Papa sein erstes Auto. Eine Geschichte in sehr vielen Akten: Von Der Junior wird im September volljährig sein bis zum aktuellen Zwischenstand in Folge 12(?): der Carport liegt voller Motorteile und Werkzeug,