25-11-08 Quick Commerce und ein Tiroler Apfelkuchen

Die erste gute Nachricht: der Strich auf dem Test wird heller. Die zweite gute Nachricht: die innerwohnungliche Quarantäne ist beendet.

Aus der Kombination der beiden Nachrichten (Quarantäne beendet, aber Strich noch da), lässt sich die schlechte Nachricht deduzieren: Es hat auch Madame erwischt.

Unserer Schätzung nach passierte es am Montag als ich erst noch gar nicht wusste, dass ich krank bin, und dann nichts von COVID-19 ahnte.

Es waren drei Tage der COVID-19.

Jetzt also sofiert Madame. Ich aber fühle mich fit wie die ganze Woche nicht, habe freiwillig mehrfach eine kleine Leiter bestiegen und ein 20-Kilo-Paket erst vier Stockwerke hoch und dann wieder herunter getragen.

Spannend, dass der Controllstreifen je dunkler ist, je heller der coronaTeststreifen ist.

Grünspecht und Eichelhäher

Langsam bin ich wieder diesseits meiner eigenen Gedanken, und möchte für das Protokoll vom letzten Sonntag vermerken:

  • Die neuen Narzissen sind gesetzt: unter Küchen- und Schlafzimmerfenster, am alten Grillplatz und neben dem großen Gartenvulkan. Also im Wesentlichen einmal um den Bungalow herum.
  • Madame schnitt Hecke auf dem Gemeinschaftsgrundstück und – am Wichtigsten – wurde dabei von mehreren relevanten Nachbarn gesehen, hat sich zur Erinnerungsförderung auch mit diesen unterhalten.
  • Wir nahmen uns vor, nächstes Jahr endlich den Schuppen mit einer Stufe vor der Tür und mit Strom zu versorgen; noch nicht ganz entschieden ist, ob für alle Fälle eine Wallbox hinzu kommen soll. Noch fahren wir mit Autogas und Benzin (und der Subaru möge noch ein paar Jahre durchhalten), aber ein Ende des Verbrennungsmotors ist hier absehbar.
  • Fast hätten wir uns nicht in den Garten getraut. Denn die ganze Zeit hüpften Grünspecht und Eichelhäher durch den Garten – die wollten wir natürlich nicht verscheuchen.

Fahrradträger und enge Durchfahrt

Letzter externer Sozialkontakt bevor ich daniedersank: eine tschechische Familie, die anscheinend zur neu gebauten Dachboden-Ausbau-Wohnung im Hinterhaus wollte. Ich frage mich, ob als Gast oder als Besitzer? Denn so in klassischer vier-Personen-Familienaufstellung mit frische geputztem Mittelklasseauto und darauf frisch geputzte Fahrräder, sie alle in glänzender Funktionskleidung – ich glaube nicht, dass ich in diesem Haus je Menschen sah, die so derartige mein-Habitat-ist-nicht-die-Großstadt-Vibes verströmten wie diese.

Ist es möglich, Bücherregale dreireihig zu stellen?

Angesichts des baldigen Umzugs versuchen wir Zeug loszuwerden. Die neue Wohnung ist in vielerlei Hinsicht ein Traum, und sie sparkt jede Menge Joy. Aber sie ist auch 12 Quadratmeter kleiner als unser jetzt schon vollgestopftes Domizil.

Wenn ich richtig zähle, dürften die ersten fünf bis sechs Meter Buch die Wohnung verlassen haben. Ich fing an, die erste Tasche mit nicht-dringend-gemochten-CDs zu packen und eine seit Jahren nicht verwendete Ersatzsportmatte verließ die Wohnung. Das Stehpult ist noch da, aber nur weil die Übergabe am Virus scheiterte.

Noch sucht der silber-blaue Sessel ein neues Heim; und vermutlich weitere zehn Meter Buch, sowie anderer Kleinkram. Ich überlege, einen Zu-verschenken-Verteiler aufzubauen.

Größer Posten: Das Bett. Das mögen wir eigentlich. Aber es ist ein paar kritische Zentimeter zu groß für das neue Schlafzimmer, ist zudem 17 Jahre alt, von IKEA, und wurde auch schon einmal geflickt. Aber jetzt ein neues Bett kaufen als Ersatz für Eines, das wir beide mögen?

Naja, ein paar Tage Krankenlager ersparten uns die Entscheidung. Halb brach es, halb sank ich dahin. Offenbar hat es genau rechtzeitig zum Umzug seine natürliche Lebensdauer erreicht. Noch besser wäre es gewesen, es hätte diese Entscheidung nicht nachts um 1 getroffen, während ich das Zimmer eigentlich nicht verlassen sollte.

Der improvisierte Schlafplatzumbau funktionierte auch Nachts. Am nächsten Tag war Madame in der Hafenstadt, so dass ich ein paar Stunden Zeit zur ordnungsgemäßen Demontage und Verräumung hatte.

Bestellen

Zum Glück ist Ereignis ein paar Tage her. Nichts läge mir derzeit ferner als fiebrig im Bett zu wälzen. Das Abenteuer wartet. Und da meine Abenteuer ja immer noch unter Vermeidung phyischer Nähe stattfinden sollte, wagte ich mich in die Welt der Lebensmittebringdienste.

Versuch 1: Quick Commerce, aka Flink. Versprechen eine Lieferung von ihrem Angebot innerhalb einer kurzer Zeit. Und tatsächlich war es spannend, auf „bestellen“ zu drücken, einem Punkt auf der Berlin-Karte zu folgen, und kaum 20 Minute später waren neue Coronatests, Schokolade, Wurstaufschnitt und eine Überraschungs-„Rettertüte“ mit Tomaten, Birnen und Quaese in der Wohnung.

Aber: Selbst mir fiel auf, dass das ganz schön teuer war angesichts der Einkäufe und die Auswahl begrenzt. Am Ende ist Quick Commerce halt so eine Art Liefer-Späti mit Späti-Preisen und -Angebot.

Zweiter Versuch Knuspr: Das wollte sich eher an, wie eine Onlineversion der BioCompany mit lokalem Gemüse und Fleisch der Biomanufaktur Havelland. Dazu diverse Münchner Lokalerzeuger, tschechische Knödel, drollige Eigenmarken und Marks and Spencer Food. Fast hätte ich bestellt; aber die Lieferung war erst Montag möglich – da kann ich voraussichtlich schon wieder selber einkaufen.

Selber backen

Deshalb weiter im Programm, möglichst viele Vorräte vor dem Umzug aufzubrauchen: Diesmal Buchweizenmehl. Das Internet hatte mir vor ein paar Tagen schon einen (Süd)Tiroler Apfelkuchen mit Buchweizenmehl in verschiedenen Varianten in die Hände gelegt. Den gab es gleich zweimal, einmal prä-Coronatest und einmal jetzt und ich pickte mehr oder weniger blind dieses Rezept:

Südtiroler Apfelkuchen mit Buchweizenmehl – kann empfehlen, die Nuss-Buchweizen-Mischung gegen Apfel, Zucker und Bitterorange funktioniert.

Heute aber war ich neugierig. Wenn mir das Internet etwas als „traditionell“ für eine Gegend verkaufen will, beginnt mein Misstrauen. Leider sind solche Claims auch nur mit großem Aufwand recherchierbar. Also fragte ich den Haselanten.

Aussage: Nein, ein Apfelkuchen mit Nüssen aus Buchweizenmehl ist in (Süd)Tirol nicht traditionell. Aber es gibt dort einen traditionellen Buchweizen-Nuss-Kuchen mit Apfel.1

Hurra, der Haselant hat seinen sympathischen Spirit der Gaga-Aussagen wieder, den ChatGPT durch ChatGPT5 verloren hatte.

Drehtür und Bahnhof

Ich musste kurz grinsen: Neue Drehtür am Görlitzer Park gestohlen

Da entdecke ich eine Gemeinsamkeit mit Frau Novemberregen und schon ist sie vorbei: [ich] bin sehr freudig aufgeregt über sehr viele Dinge, zunächst einmal die Übernachtung, ich wollte nämlich immer schonmal in einem Intercity-Hotel übernachten, nur hat es sich bisher noch nie ergeben. Bis heute!

Passend dazu: Herr Buddenbohm nimmt mir die Worte aus dem Mund, was ich an Bahnhöfen liebe.

Auch du, Athen: Gentrifizierung nennt man das.

Nein, ich hätte nicht gedacht, dass ich meine Musiktipps je aus einem Blog names fadenspiel und fingerwerk bekommen würde. Aber hach, Soleil Blue ist einfach zum Dahinträumen und das Video schon sehr Frankreich.

Endlich mal jemand, der den Zusammenhang zwischen Halloween und Allerseelen sieht:

ich erinnere mich an die fotos von hell erleuchteten friedhöfen, kannte und kenne aber niemanden, der selber was angezündet hat, klar, wir waren alle knapp über 20 damals, da hatten wir noch keine toten, aber es war auch niemand auf diese art gläubig, […] Inzwischen trage ich meine toten so mit mir herum, sie sind teil des inneren panoptikums, denke sozusagen immer und nie an sie. […] ich mag den jetzigen umgang mit allerseelen lieber, die geister werden im lebendigen gefeiert, die toten und ihre gespenster in einer kindgerechten form, (Hotel Mama: ognissanti)

Jetzt Dunkeltuten.

Anmerkungen

  1. Die wahre Traditionstorte scheint aber die Schwarzplentene Torte mit Preiselbeeren zu sein. ↩︎

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