25-07-08 Denk nicht in deiner Drangsalshitze, Dass du von Gott verlassen seist

Am Leo steht ein Karussel.

Die evangelische Kirchengemeinde am Heilsbronnen ist etwas Besonderes. Nicht nur, dass dort eine „evangelische Messe“ gefeiert wird, auch kam vor dem Gottesdienst jemand zu den zwei Damen neben mir und sagte „die Beichte findet heute schon jetzt in der Kapelle statt“ und beide gingen hin.

Ich kann mich nicht daran erinnern, schon je in einem Leben Beichte live erlebt zu haben.

Andererseits kann die Gemeinde halt auch finanzieren, im normalen Gottesdienst eine Bachkantate aufführen zu lassen und dafür professionelle Musiker und Solisten zu bezahlen.

Es war ein Sonntag zwischen Berliner Kantate und latifundaler Vorbereitung, ein Montag zwischen Arbeit und Empfang der Gäste. Stand Bachelorarbeit: Die allererste Runde Lineare Optimierung (Theorie und Rechnen „von Hand“) ist durch – jetzt kommt erstmal Julia und Rechnen per Computer dran.

Das bekannte Deutsche Fernverkehrsunternehmen mit den Zügen ist für Abwechslung gut:

„Wagen 1 bis 4 müssen geräumt werden wegen Ausfall der Klimaanlage und somit ohne Frischluftzufuhr. Alle Reisenden ohne Reservierung müssen aussteigen“

Das hatten wir noch nicht. Gut, dass „unsere“ Reisenden eine Reservierung haben.

Die Geschichte vom ehemaligen türkische Basar im mauerbedingt stillgelegten U-Bahnhof Bülowstraße ist einer der Geschichten, die bundesweit bekannt sein sollten. Noch aber bleibt es bei Lokalkolorit. Immerhin existiert inzwischen eine gewisse lokale Würdiging: Am 27. September findet das Musikfest „Gazino und Türkischer Basar“ in der Steinmetzstraße statt.

Eine der Mittagessengelegenheiten um das Südkreuz bietet als Salat des Tages Bratkartoffelsalat an – ich finde das konzeptuell schwierig.

Nicht schwierig hingegen einiges Essen der letzten Tage: Coronation Quiche – Ratatouille aus dem Slow Cooker – Erdbeereis aus dem Creami. Es könnte schlimmer sein.

Bekümmernis!

Madame gab Bach. Der Chor hatte sich an die längste Bach-Kantate, und dazu eine der schönsten und spektakulärsten, herangewagt: Ich hatte viel Bekümmernis. Aufgeführt im Rahmen eines Sonntagsgottesdienstes im Heilsbronnen.

Ich schwankte. Notenpunkte oder Karmapunkte? Karmapunkte, denn schöne Musik erhebt. Zumal wenn Madame sie vorträgt. Notenpunkte: Denn ich könnte diesen Vormittag auch an der Bachelorarbeit verbringen.

Am Ende entschied der untere Rücken. Der hatte beim Aufstehen schon eindrucksvoll verkündet, dass ich am Vortag zu lange am Schreibtisch saß und er heute ein wenig raus möchte.

Eine weise Entscheidung. Die Bachipedia (was es alles gibt!) schreibt Die Kantate «Ich hatte viel Bekümmernis» ist mit ihrer emotionalen Tiefe und ihrem formalen Reichtum nahezu ein Solitär in Bachs Kirchenmusik.

Und auch wenn ich weit davon entfernt bin, einen Gesamtüberblick über Bachs Kirchenmusik zu besitzen, unterschreibe ich die emotionale Tiefe und den formalen Reichtum sofort: das geradezu nervenaufreibende Leiden und Grämen, die Tränen der Verzweiflung, die Suche nach Gott – und dessen Antwort. In jeder Hinsicht großes Kino. (Hier in Gänze als Video der Netherlands Bach Society)

Und eine letzte Lobhudelei: Solisten (in Erinnerung besonders Sopran Anne Brettschneider) und das Orchester.

Ein Hin- und her

Tage der Autorochade.

Samstag

Rennpolo Schöneberg Garage -> Schöneberg Parkplatz // Subaru: Schöneberg Parkplatz -> Schöneberg Straße // (denn nur der Subaru darf hier Anwohnerparken)

Sonntag

Rennpolo: Schöneberg Parkplatz -> Latifundien -> Kremmen Bahnhof // Subaru: Schöneberg Straße -> Schöneberg Parkplatz (denn ab Montag ist die Straße auch mit Anwohnerplakette kein legaler Parkplatz mehr)

Montag

Rennpolo: Kremmen Bahnhof -> Latifundien // Subaru: Schöneberg Parkplatz -> Carglass -> Latifundien -> Schöneberg Parkplatz

Tage der Personenrochade

Ich fühlte mich wie in einem Film mit Umschnitten. Drei Personengruppen starten an verschiedenen Startpunkten (Lörrach in Südbaden, Hafenstadt, Südkreuz Offices), erleben Abenteuer (DB Fernverkehr / DB Regionalverkehr / wird das Auto repariert werden?) und streben einem gemeinsamem Zielpunkt zu.

Und wie es war

So der Plan: die Deutsche Bahn sorgte für Abwechslung, weil Teile der parallel laufenden Zugrochade ausfielen, so dass die Autorochade um einen spontanen Ausflug zum Berliner Hauptbahnhof erweitert werden musste. Außerdem mussten wir mit einem Auto zum Bahnhof waren, um das andere Auto dort abzuholen, weil ja der Zug eher nicht fuhr.

Montagabend aber waren alle Personen und Autos dort wo sie hätten sein sollen. Der Subaru dazu mit heiler Frontscheibe und geretteter Parkplakette. Und ich habe einen unausweichlichen Carglass-repariert-Ohrwurm.

Immerhin gelang es uns bei den Rochaden noch beim Spargelhof vorbeizufahren (überraschend voll, auch ohne Spargel) und einmal den Latifundien zu winken. Die präsentierten sich im besten Katalogmodus: Im Vorgarten sahen wir schon aus dem Rennpolo je ein Dutzend Schmetterlinge und Hummeln, und es wurden immer mehr. Die Rosen blühen ALLE. Und wie. Selbst die Wiese trägt beginnende Bräunlichkeit in sich, noch aber leuchtet sie in Gelb oder auch in Weiß-Pink.

Farbenrausch zerfließt in Butter (Erdbeereis)

Nils Minkmar in Bestform: Wenn ich im Sommer nach Frankreich reise, handelt es sich nicht um Ferien im klassischen Sinne. In den Augen der Freunde und Verwandten kehre ich dann in mein eigentliches Leben zurück.

Mit „Farbenrausch … ein expressionistisches Meisterwerk der Industriearchitektur“ bin ich immer zu kriegen. Etwas erschrocken aber bin ich, weil mir der dortige Behrensbau trotz zahlreicher langer Aufenthalte in Frankfurt nie auffiel. (via Ligne Clair)

Nein! Jonathan Richman macht noch Musik: Only Frozen Sky Anyway (auch via Ligne Clair via martin)

Mein innerer-US-Boykott-aus-Trotz ist gar nicht so einfach. Zumal wenn Gabi Frankemölle Catfish erwähnt, den ich seit damals in Mississippi nie wieder gegessen habe: Grilled Catfish (Wels vom Grill)

Öfter mal sagen „Der Rest des Tages zerfließt wie Butter.

Poupou produzierte Erdbeereis.

Ein Gedanke zu „25-07-08 Denk nicht in deiner Drangsalshitze, Dass du von Gott verlassen seist“

  1. Herzlichen Dank für die freundliche Erwähnung!

    In Sachen Bratkartoffelsalat kann ich nur dazu aufrufen, mal außerhalb der Schachtel zu denken!
    Ich habe mal einen Kartoffelsalat-/Heringsstip-Hybriden gebaut, wo die Kartoffeln vorher im Speisefön geröstet worden sind. War schon recht lecker.

    Hat natürlich mit der Frischheit eines sommerlichen „Salates“ nichts mehr zu tun.

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