Teppichboden, rote Joga/Sportmatte, Tablet das auf dem Boden steht,

24-02-15 Satz von Rolle

Im verglasten Treppenhaus nebenan absolviert ein Mann Boxtraining mit sich alleine.

Das Mittelhaus auf dem Hof, ehemals zweistöckiger sechzigerjahre-Bürobau, heute als „Townhouse“ annonciert, steht wieder leer.

Auf dem Hinterhof steht das neue Pflegedienstfahrzeug: ein elektrisches italienisches Yoyo.

Im Internet werden mir möblierte 18-Quadratmeter-Zimmer („Basic Bude“) angeboten, die so viel Miete kosten wie unsere komplette Wohnung.

Der BVG-Busnetz hatte anscheinend eine IT-Störung. Ich hörte den laut gestellten Funk des Busfahrers mit, konnte nicht allzuviel verstehen. Aber die Lösung „Melden sie sich vom System ab und wieder an“ – diese Lösung kenne ich nur zu gut.

Bei Dr. Endriss in den Südkreuz Offices war was los. Vermutlich schreiben auch die angehenden Steuerberater gerade Prüfungen.

Madame trägt im Stadtbad Birkencrocs. In einer Seitenstraße wartete ein Cocktailverführer auf sie.

Ein Schwimmhistoriker spendete Bratapfelkrapfen.

Sehr fein lud uns der Filmflötist in die Feinbäckerei zu Maultaschen, Spätzle und schwäbischem Kartoffelsalat ein. Nach nur 15 Jahren Leben in Schöneberg entdeckten wir auf dem Rückweg die Abkürzung durch die Meisenbach-Höfe. Hierhin müssen wir dringend bei Tageslicht zurück.

Überhaupt Tageslicht. Hauch mich, Du Frühling. Ich will nicht behaupten, dass Frühlingsgefühle aufkommen. Aber Dienstag Nachmittag, bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel, im Wissen um erste Frühblüher und Singvögel, bei Temperaturen um die 10 Grad. Ein zartes Gefühl von „Winter is going“ stellte sich ein.

Sincoslne^-x

Ein Mathe-Fernuni-Probem ist die Aussprache. Ein Satz wie „Phi ist definiert als doppeltes Integral des Quotienten aus Basis und Stammfunktion“ merkt sich deutlich leichter denn „Komisches Zeichen – Doppelpunkt – Gleich – 2 – komisches Zeichen – komisches B durch groß-F“. Gehört ergibt eine solche Formel beim ersten Durchgang mehr Sinn als gelesen.

Deshalb hat der „Mathematische-Grundlagen-Kurs“ auch viele von mir geschätzte Hinweise zur Aussprache.

So lernte ich, dass der Satz von Rolle zwar nach einem französischen Mathematiker benannt ist, Rolle aber dennoch meist deutsch und nicht französisch ausgesprochen wird. Wichtiges Weltwissen.

Wichtiges Klausurwissen: Wie funktioniert der Satz? Wie kann ich Rolle und seinen nahen Verwandten – den Mittelwertsatz – als Werkzeug einsetzen, um Erkenntnisse über Funktionen zu gewinnen.

Noch vier Tage bis zur Klausur (8 Tage bis zur Klausur ETTI). Müsste ich jetzt sofort schreiben, wären meine Bestehenschancen schlecht.

Das ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Status „Chancen minimal“ von vor zwei Tagen.

Inzwischen merkte ich beim Durchforsten der Altklausuren: Sinus, Cosinus, natürlicher Logarithmus und Euler-Zahl werden an relevanten Stellen vorkommen. Es reicht nicht, nur ihre Ableitungen zu kennen, sondern ich brauche eine ganz gute Einschätzung ihres generellen Verhalten.

Bis Freitag Mittag muss ich mir noch ein einige Hirnareale für andere Gedanken als Mathe vorhalten. Freitag um 12 kann ich mich dann bis Montag 12:15h in den Klausurtunnel begeben. Montag ab 12:16h werde ich damit verbringen, auf dem Wohnzimmerboden zu liegen und an die Decke zu starren.

Teppichboden, rote Joga/Sportmatte, Tablet das auf dem Boden steht,

Raising the Impact of Astrology

Von außen kann man sich schwer vorstellen, wieviel Energie freiwillige Wikipedianer*innen darin setzen, um Kleingewerbetreibende, Scharlatane, eitle Künstler*innen und Verkäufer*innen aller Art aus Wikipedia abzuhalten. Der Community geht es darum, Wikipedia als Ort von verlässlichem gesichertem Wissen zu erhalten.

Entgegen anders lautender öffentlicher Vermutungen sieht sich der Verein Wikimedia Deutschland (WMDE) schon sehr lange nicht mehr als Wikipedia-Verein, sondern als „Gesellschaft zur Förderung Freies Wissens.“ Was genau dieses Freie Wissen ist, blieb stets schwammig.

Der Verein hat in den letzten Jahren viel Geld und Energie in Selbst- und Zielfindungsprogramme gesetzt.

Zwei Sachen waren dabei unstrittig: die Mindesthürde für Freies Wissen sind Freie Lizenzen. Alles, in welches WMDE involviert ist, muss allen Menschen frei zur Weiterverwendung und zur Verarbeitung und Adaption offen stehen.

„Identitätskern“ des Vereins ist zudem Wikipedia und deren Anspruch, eine Quelle verlässlichen geprüften Wissens zu sein in einer Welt, in der Wahrheit, Überprüfbarkeit und Anspruch an Wissen immer diffuser wird.

Und dann mache ich den WMDE-Blog auf und lese, dass nun auch gilt „Atmen ist freies Wissen.“

Wikimedia Deutschland fördert die Erstellung einer Datenbank für spirituelle Heiler*innen. Später lerne ich, dass es auch Lehrvideos geben soll. Eine Verhöhnung all der Freiwilligen, die ihre Nachmittage, Wochenende und Nächte daran setzen, Wikipedia frei von willkürlicher Schwurbelei zu halten.

Um konsequent zu sein, konterkariert das Projekt auch gleich den Wesenskern von Wikimedia Deutschland. Die Inhalte müssen keineswegs unter freien Lizenzen stehen. Tatsächlich muss nicht mal nachgewiesen werden, dass mit dem Fördergeld überhaupt Inhalte geschaffen werden. Für eine Förderung reicht das Versprechen, alles „im Sinne des Projektziels einzusetzen.“ Kontrolliert wird das auch nicht. Wenn das Projektziel Versprechen zur Schaffung einer Astrolog*innenen-Datenbank ist, dann wird halt diese aufgebaut: „Das Atmen hat keine Privilegien“

No more Information Excellence

Der „neue“ Schöneberg-Newsletter des Tagesspiegels erfüllte meine Hoffnungen und berichtet über das Ende der Bücherhalle.

Beim Gehirnspülen stolperte ich über das Rand-Mathe-Video von MathemaTrick „Mathe-Studium Ja/Nein meine Erfahrungen.“ Nun studiere ich gar nicht Mathe, sondern belege gerade nur das Mathe-Pflichtprogramm für Informatiker*innen. Aber beide Kurse sind absolute Aussiebkurse und sind „echte“ Universitätsmathe. Ein wenig mitreden kann ich schon. Grinsen musste ich bei den beiden Aussagen: Es ist wirklich sehr sehr abstrakt und auch „Auch die Genies müssen plötzlich viel arbeiten.“

Ich würde mir keinen Geniestatus anmaßen. Aber außer meiner Magisterarbeit habe ich noch nie soviel Arbeit und Mühe in irgendwas-mit-Bildung stecken müssen wie in diese beiden Kurse.

Nach ungefähr 15 Jahren stellte ich wieder einen Wikipedia-Löschantrag. Ab und an gehe ich die „zufälligen Artikel“ durch und schaue, ob sie veraltet oder sonstwie dringend sanierungsbededürftig sind. Die Information Excellence war offensichtlich ein unrettbarer Totalschaden. Jetzt darf die Community sieben Tage diskutieren, ob der Artikel wirklich ein Löschfall ist, oder doch irgendwie rettbar.

Was an mir als Piefke fast vollkommen vorbeiging: Die Februarkämpfe von 1934 in Wien.

Frau Novemberregen traf DEN GENERATOR.