Beleuchteter Eingang zur Komischen Oper zur Blauen Stunde.

23-02-28 Flammet um mich her!

Madame ließ sich von acht Azubis (m/w/d) umgarnen.

Die Freundin von MMB hat ein neues parfümiertes Waschmittel. Sie arbeitet sich an die perfekte Dosierung heran. Heute hatte der gesamte Nordflügel etwas davon. Die Reaktionen reichten von „Bitte arbeite auf dem Platz neben mir“ bis zu „Junge, hier ist ein Zehner. Kauf Dir in der Mittagspause bitte einen Knoblauchdöner.“

Der Vor-der-Haustür-Weihnachtsbaum verschwand.

Nachdem ich mehr oder weniger zwangsweise im letzten Spätherbst unseren Stromanbieter wechselte bekam ich nun vom neuen – etwa vier Monate nach Vertragsabschluss – eine Mailankündigung mit dem „Willkommensbonus.“ Das warf mich so aus der Bahn, dass ich haaresbreite diesen Vertrag gleich wieder gekündigt hätte.

Vor einigen Jahren sahen Madame und ich in der Komische Oper eine Aufführung, die großartig war. Relativ neue (20. Jahrhundert) Opern, inszeniert als eine Art Stummfilm/1920er-Comic/Experimentalfernsehen – eine große Videoprojektion, in der Menschen sich bewegten. Großes Kino im wahrsten Sinne des Wortes. Der Versuch, dies später nachzusuchen, scheiterte. „Französische/russische Oper, Künstlergruppe der Namen irgendwie kurz war und aus Ziffern bestand“ war nicht findbar.

Beleuchteter Eingang zur Komischen Oper zur Blauen Stunde.

Bis jetzt, ha!. Im Rahmen unserer privaten Barrie-Kosky-Komische-Oper-Festspiele hatten wir auch Karten für „Die Zauberflöte“; eine Inszenierung, die inzwischen weltweit gespielt wird und zum Beispiel der New York Times als Referenzwerk für andere Inszenierungen gilt. Diese ist besonders. Wir fanden heraus: Denn sie wurde zusammen mit demselben Künstlerkollektiv entworfen und hat eine ähnliche Stummfilm-Comic-Ästhetik. Und ist großes Kino.

Das Kollektiv ist 1927 (theatre company) aus Margate, UK und die damalige Inszenierung war PETRUSCHKA / L’ENFANT ET LES SORTILÈGES. Ihr neuestes Werk spielt in Wien. Es fühlte sich damals mehr nach Spätprogramm im Fernsehen, Nischenprogramm für Nischenpublikum an. Wenig ahnten wir, dass aus derselben Quelle die erfolgreichste Inszenierung der gesamten Kosky-Zeit kam.

Das Publikum: Jünger und vielfältiger als in anderen Opern, selbst für Komische-Opern-Verhältnisse. Sehr begeisterte uns die Gruppe französischer Student*innen in unseren Reihen, die einfach die ganze Oper und ihre Inszenierung mit Lachen und Spontanapplaus feierten. Es war aber auch schön.

Hintergrund zur Inszenierung gibt es an anderen Orten: Kosky and 1927’s Magic Flute: A complete reinvention celebrates the opera’s roots

Nebenentdeckungen: Meine Güte, ist das Libretto gaga. Selbst gemessen an den niedrigen Ansprüchen, die Opernlibretti in Hinsicht Sinn und Logik im Allgemeinen erreichen, ist dieses Libretto ganz besonders absurd. Was ganz gut ist: Dann fällt es nicht auf, wie schlimm das Libretto inhaltlich ist. Wie Kosky sehr diplomatisch sagt: „It’s one of those pieces that’s a minefield of problems“

Dafür dass die Königin der Nacht eine der berühmtesten Opernrollen überhaupt ist, bekommt sie überraschend wenig Bühnenzeit. Aber okay, die Rachearie. Die ich überraschenderweise auf einer Karaokesite fand. Okay, Karaoke und Alkohol gehen manchmal seltsame Verbindungen ein: Aber die Rachearie?

Neben-Nebenentdeckung: Es gibt einen Rosa-von-Praunheim-Film mit Edda Moser: „Operndiven und Operntunten“ und den muss ich unbedingt sehen.

Zurück nach Berlin: An der Autobahnauffahrt steht keine Polizei mehr und trotzdem wird sie nicht beklebt. Im Internet las ich, dass die Letzte Generation anbietet, die Proteste gegen politische vergleisweise läppische Konzessionen einzustellen. Und ich dachte: „Leute, offensichtlich habt ihr ein Mobilisierungsproblem, Euch gehen die Freiwilligen aus und ihr versucht den ehrenvollen Abgang.“ Das Problem mit der apokalyptischen Alles-oder-Nichts-Politik: Wenn das Ergebnis nach mehreren Monaten nicht „Alles“ ist, interpretieren es die eigenen Leute als „Nichts“, sind frustriert und gehen wieder.