Blick in einen fast blühenden Mirabellenbaum hinein.

23-04-23 Penicilin ist aus, Mme Hardy drin

Der Hausrotschwanz knirschte.

Gibt es im deutschen ein Wort für das erste echte Frühlingswochenende? Mit Sonne und T-Shirt-Temperaturen und Vögeln und so? Dieses Wochenende war am Samstag. Und alle kamen sie raus:

Erdhummeln, Radfahrer, Steinhummeln, Quadfahrer, Hippiewespen, Cabriofahrer, Wildbienen und Herthafans. Aber vor dem sonnigen Samstag galt es den Freitag zu überwinden.

Berlin->Bungalow

Ein Insektenstich(?) am rechten Arm war spektakulär eskaliert. Um Borreliose oder andere Gefährlichkeiten für das Wochenende auszuschließen, führte mich der erste Freitagsweg zum Arzt. Dort gleich doppeltes Elend des Gesundheitswesens:

  • Penicilin ist aus. In ganz Berlin nicht zu bekommen. So dass der Arzt es auch gar nicht mehr verschreibt. Das Standard-Normal-Antibiotikum. Krasse Sache.
  • Im Wartezimmer ein (aus Nervosität) sehr gesprächsfreudiger Mann Ende 40. Der hat die meisten Zähne seines Oberkiefers verloren und die Zahnärztin möchte 27.000 Euro, um einen Ersatz wiederherzustellen. Die er nicht hat. Er reist nun also nächste Woche in das Heimatland seiner Eltern, die Türkei, um das für die Hälfte des Geldes machen zu lassen. In einem Land in dem er in vierzig Jahren zweimal war und der dortigen Medizin nicht vertraut. Aber 27.000 Euro. Ich war kurz davor, ihn zu herzen.

Bei meiner Nicht-Borreliose scheint Kortisonsalbe auszureichen. Das Notfall-Ersatz-Antibiotika-Rezept liegt uneingelöst in der Tasche.

Nach der Fahrt durch den alle-Zuckerfest-Feiernden-wollen-offensichtlich-zum-Jahrmarkt-Stau begann die Gartenzeit. Handwerkerfortschritte: Der neue Wasserzähler ist eingebaut. Nachbar U entpuppte sich als gelernter Elektriker, stellte fest, dass bei der Badsicherung wirklich die Sicherung defekt ist (und nicht die Elektrik). Er kann dieses problemlos nächste Woche kurz selbst in Ordnung bringen.

Bungalow->Berlin

Frühling. In allen Facetten. Mit Aufwachen und Aufstehen im Garten. Die Taubnesseln und Narzissen noch am Blühen, alle Stauden beginnen sich emporzurecken, die Obstbäume sind nur noch Augenblicke davon entfernt, ihre Blüten zu entfalten. Hippiewespen balgten sich auf der Terrasse, der Hausrotschwanz sang und knirschte über Stunden vor sich hin.

Blick in einen fast blühenden Mirabellenbaum hinein.

Wir saßen mit Rotwein auf dem Rotweinbänkle, und gruben endlich die Rosen Mme Hardy (zu den alten Rosen, Nordende) und und Tweekleurig Scarman (Beet 2 L, Südende) ein.

Die Zeit war endlich, denn Ms. Fluffy hatte den perfekten Samstag gewählt, um zum Grillen nach Berlin-Tempelhof einzuladen. Wir brachten vegane Cocktailsauce mit. Wir diskutierten über das Motto „bringt Essen mit, das ihn noch in 30 Jahren ohne Reue essen mögt“, ließen uns über den Dresscode „Start-Up-aber-trotzdem-hohe-Tagessätze-wert“ informieren und bekamen die Filmtipps Ankle Biters und Rubber.

Berlin – Berlin

Die erste Nacht auf der neuen Matratze. Im Wesentlichen dasselbe Modell wie die alte, aber in 10 Jahre weniger verbraucht. Ist besser.

In Nicola Keegans Roman Schwimmen bin ich aktuell auf Seite 280 und konnte mir mehr Meinung bilden.

Schlecht: Das Buch heißt „Schwimmen“ und auf dem Cover ist ein Turmspringer abgebildet. Ist halt wie ein Buch „Fußball“ auf dessen Cover ein Hockeyspieler ist. Und genauso oberflächlich, uninteressiert wird das ganze Schwimm-Thema abgehandelt. Ist halt ein nötiges Plot-Element.

Der eigentliche Kern aber, die Familiengeschichte, erinnert mich in ihrer Mischung aus Seltsamkeit und Tragik positiv an John Irving. Das Setting ist nicht wie bei Irving Neuengland sondern Kansas. Die Familie besteht aus fünf Schwestern, die eine von Nonnen regierte Schule besuchen und der Vater ist Fledermausforscher mit Privatflugzeug. Den Teil mag ich schon sehr.

Manchmal lese ich Blogs und bei mir clickt so gar nichts. Menschen denen ich ein gutes Leben wünsche, aber mich interessiert nichts was sie schreiben. Und manchmal clickt es total, und ich denke: „Lese ich total gern, sind sicher auch super spannend zum Kennenlernen.“ Frau Rabensalat hatte mich bei den ersten Worten und endgültig begeistert war ich bei der Schilderung des Mindfulness-Workshops.

Frau Novemberregen schildert Erfahrungen aus einer Welt in der man regelmäßig Augenbrauen kosmetisch behandeln lässt.

Die kuriose Fernsehsendung „Raue der Restaurantretter“ führte uns mal wieder in das ioff-Forum. Old-School-Internet-Foren in denen man gemeinsam über schlechtes Fernsehen lästert – besseres 90er-Jahre-Feeling geht nicht.

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