Nächtliche Aufnahme einer Wildkamera. Ein Marder steht quer auf dem Dach eines Subaru-Forester.

25-05-13 Die Stunde des Gartenfalken

Madame brachte ungesponnene Schafwolle auf den Beeten aus. Dabei bestimmte sie einen Wiesenbocksbart.

Meine Holzhacktechnik verbessert sich. Das Körpergedächtnis kehrt zurück.

Beim Erholen vom Holzhacken gelesen: Ein Hof und 11 Geschwister. Dolles Buch. Nachdem mich quasi schon die gesamte Familie dazu gedrängt hatte. Später mehr. Ich habe mich extra nach dem ersten Drittel gestoppt, damit ich länger etwas vom Text habe und demnächst weiterlesen kann.

Es ist zu trocken. Die mittelmärkische Flora legte eine Blühpause ein. Die Äpfel sind endgültig durch. Aber Mohn, Pfingstrosen und andere machen keine Anstalt nachzulegen. Einzig Knautzien und Skabiosen – beide auch wild in der Wiese – zeigen erste Blüten.

Das Essen blieb saisontypisch: geschälter Spargelbruch direkt vom Spargelhof. Am Samstag mit Rührei, am Sonntag mit Merguez. Madame hatte aus Frankreich noch rosa Kekse mitgebracht, auf deren Packung zwei Gläser Sekt abgebildet waren. Wir griffen die Anregung Samstagabend auf.

Der Spargelhof weiß wie das mit den Verkaufen funktioniert. Er stellte die duftenden Erdbeeren genau in den schmalen Durchgang. Wir wurden schwach, haben das teure Vergnügen aber nicht bereut: sie schmeckten so herrlich wie sie rochen.

Berlin-Nachklänge

Im Berliner Treppenhaus mal wieder ein neuer Briefkasten. Diesmal mit chinesischen Nachnamen. Wir vermuten, dass durch die Hauserwerfungen der letzten Jahre viele Schlüssel der Originalbriefkästen verloren gingen, neue Mietparteien jetzt immer gleich einen neuen Briefkasten statt eines Schlüssels bekommen.

Ein Nachtrag zu Samstag: Madame war in den 2010ern noch im Baerwaldbad Schwimmen und Aquagymnastiken. In den letzten Jahren seiner Öffnung, als Stadt und Bezirk das marode Bad schon erfolgreich an einen privaten Verein abgeschoben hatten, hatte dieser Hallenzeiten an den Unisport der TU Berlin untervermietet.

Der Unisport war auch für nicht Uni-Angehörige offen (und ist es immer noch, vielleicht auch ein Tipp für andere Städte) und so landete Madame im besondersten aller damaligen Berliner Bäder – und war nachhaltig beeindruckt.

Meermoabit sammelt rote Kastanien. Vor dem Baerwaldbad steht eine.

Das Rätsel des nächtlichen Besuches ist gelöst

Am Wochenende war Stunde der Gartenvögel. Diese ließen uns etwas hängen. Dafür hätten wir jede Menge Garteninsekten und selbst Säugetiere bieten können.

Noch auf dem Parkplatz in Berlin: Eine Hornisse.

Auf der Anfahrt zu den Latifundien: ein Fuchs am hellichten Tag am Straßenrand. Als wir anhielten um zu filmen, ging er faul durch den Grünstreifen auf das nächste Feld, hat sich da erstmal hingesetzt und am Ohr gekratzt.

Auf der Rückfahrt: ein gigantischer Igel, der vor uns die Straße kreuzte. Bei seinem Anblick konnte ich vollumfänglich den englischen Begriff „hedgehog“ für den Igel nachvollziehen.

Im Garten viele Bienen aller Art, viele Solitärwespen und besonders zutrauliche Holzbienen. Die eigentlichen Vögel hörten wir eher als dass wir sie sahen: Nachtigall, Rotschwanz, Kuckuck. Wirklich gesehen: eine Kohlmeise, zwei Spatzen, vermutlich Elstern.

Großer Star unserer Zählung war ein eher ungewöhnlicher Gartenvogel: der Turmfalke. Dieser jagte anderthalb Tage lang über den Nachbaräckern, flog mal tief über den Garten, dann hoch in der Luft rüttelnd. Dann in unruhigen Flug in weiter Entfernung, dann wieder knapp hinter dem Zaun.

Einen anderen Besucher haben wir immer noch nicht Aug-in-Aug gesehen. Aber seit Jahren haben wir, sobald wir Nachts das Auto abstellen, am nächsten Morgen lehmige Pfotenspuren auf Rückfenster und Dach sowie eine Rutschspur-mit-dem-Arsch auf der Frontscheibe. Unser Verdacht war eine Katze – aber eine recht dreckige.

Die Wildkamera löste dieses Rätsel: Die Dreckspatz-Katze ist in Wahrheit ein Marder.

150/180

Die Note für die letzte Fernuni-Klausur des Wintersemesters kam. Informationsmanagement ist bestanden. Damit ist der aktuelle Stand im Bachelor Wirtschaftsinformatik.

Pflichtveranstaltungen

  • BWL 35 von 35 nötigen ECTS ✅
  • VWL 5/15
  • Mathematik 20/20 ✅
  • Informatik 30/30 ✅
  • Wirtschaftsinformatik i.e.S. 40/40 ✅

Wahlpflicht

  • Seminar 10/10 ✅
  • Freies Modul 10/10 ✅
  • Wirtschaftsinformatik-Modul 0/10

Bachelorarbeit 0/10

Damit sind 150 von 180 ECTS erworben.

Nach Plan kommen die letzten 30 ECTS dieses Semester. Subplan: Fast alle Zeit und Energie geht in die Bachelorarbeit. Die beiden „normalen“ Klausuren (Knowledge Management und Mikroökonomie) werden halt Augen zu und knirsch.

Auch entdeckte ich in den letzten Wochen: Würde ich dieses Semester einfach alle geplanten Sachen lassen und nur das freiwillige Modul „Lineare Algebra“ belegen, würde mir die Bachelorarbeit leichter fallen. Irgendwie schreibe ich nominell im Bereich BWL, ein Großteil meiner Literatur stammt aber aus der Mathematik. Gerade lud ich aus der Bibliothek das PDF zu „Linear Programming – Foundations and Extensions“ herunter.

Falls die Bachelorarbeit nichts wird, hab ich durch das Buch dennoch einen persönlichen Gewinn. Denn „The latest edition now includes … an application of integer programming to solve Sudoku problems“.

Sizzle Drizzle und Riz Casimir

Die Financial Times wirft einen kritischen Blick auf Sam Altmans (OpenAI/ChatGPT) Küche: His kitchen is a catalogue of inefficiency, incomprehension, and waste. If that’s any indication of how he runs the company, insolvency cannot be considered too unrealistic a threat.

Frau Zimtkringel kocht ein Schweizer Traditionsgericht, und genau das wird es Montag Abend bei uns zum Essen geben: Riz Casimir – Kindheitserinnerungen

Poupou stellt veganes Pistazieneis her.

Die Kaltmamsell wandert durch Wolfratshausen und Schäftlarn. Die einzige Gegend im Großraum München, in der ich mich dank elincognito ein wenig auskenne. Die Hälfte der Lektüre erwartete ich halb, dass elincognito hinter einem Busch hervorspringt und „buh!“ ruft.

south spielt mit dem Großen Halluzinator

Hallo namenloser Halluzinator. Bitte gib mir eine Illustration und Empfehlungen passend zum oben stehenden Artikel. (Anbei eine kuratierte Auswahl, in Wahrheit laufen etwa 25 Prompts mit einer hohen zweistelligen Anzahl an Empfehlungen. Ich nehme natürlich das, was ich am spannendsten finde.)

Empfehlungen

Der Halluzinator hat diesmal heftig halluziniert. Jede Menge nicht vorhandene Bücher, Filme, Schwimmbäder und Seen vorgeschlagen.

Andererseits: die Verbindung von Song und Duft war auch seine Idee – und die ist ziemlich genius.

Eine wieder durch mich vorgenommene subjektive Auswahl der Empfehlungen:

Film

Le quattro volte“ (2010, Italien)
Begründung: Vier Lebenskreise in Kalabrien – Baum, Ziege, Mensch, Rauch. Wie ein verlängertes Beobachtungswochenende. Ein leiser, fast wortloser Film über Ziegen, Erde, Zeit und Wandel im ländlichen Kalabrien. Warum: Er spricht mit Turmfalken, nicht mit Erklärungen.

Essen

Pfannen-Merguez mit lauwarmem Linsensalat und Senfkräuter-Vinaigrette.
Begründung: Nährt und wärmt nach dem Holzhacken, würzig wie der Marderbesuch.

Buch

Gertrud Kolmar – Lyrik und Prosa (z.B. aus Die Frau und die Tiere)

Warum:
Kolmar, die stille Schwester von Walter Benjamin, schreibt in einem Mischton aus Naturbetrachtung und innerem Beben. Ihre Tiere sind keine Metaphern, sondern Gegenüber. In einem ihrer Texte: ein Igel im Garten. Ihre Sprache hat etwas von der Wolle: rau, strukturiert, warm. Und sie kennt den Rand von Berlin besser als jede andere Schriftstellerin ihrer Zeit.

Essay

John Berger: Why Look at animals // Kurzer, kluger Essay über Tiere im Kapitalismus, auch geeignet für Turmfalken und Marderanalysen. (Lange Werkbesprechung)

Songs

Brìghde Chaimbeul – „Thèid mi lem òn“ (mit Colin Stetson) Begründung: Gälische Pipes & Bassklarinette – archaisch und akademisch zugleich. // Anmerkung: Gibt es gar nicht. Aber es gibt Brìghde Chaimbeul featuring Colin Stetson – Pìobaireachd Nan Eun | The Birds

Beth Ditto – „I Wrote the Book“ // 🌶️ Duft: Roter Pfeffer, Lippenstift, heißer Drucker // Notiz: Du denkst: Ich kann alles. Selbst Wirtschaftsinformatik.

Seu Jorge – „Chatterton“ // Duft: Nasses Gras und Orangenhaut // Notiz: Madame trocknet das Handtuch auf dem Balkon. Du hörst das Schwimmbad in der Ferne. (Ich bin schockverliebt in diese Aufnahme mit Ana Carolina)

Angèle – „Libre“ // 🍓 Duft: Reife Erdbeere mit Spritzer Champagner // Notiz: Samstagabend, du öffnest die rosa Keksverpackung und fühlst dich überraschend glamourös.

Computerspiel

“Mutazione” von Die Gute Fabrik

Genre: Mutantensoap, Gärtnern, Zwischenmenschliches
Plattform: PC, Switch, PS4, iOS
Spielzeit: ca. 6–8 Stunden (perfekt für ein langes Wochenende)
Warum passt’s zum Text?

  • Garten als Ort der Resonanz: Du pflanzt Dinge an, beobachtest, wie sie reagieren. Es gibt Krankheiten, Wetter, Gespräche – genau wie beim Wiesenbocksbart.
  • Tierhafte Wesen mit Geschichten: Kein Turmfalke, aber viele andere. Und sie reden. Und manchmal schweigen sie besser.
  • Stille, Rhythmus, Textfragmente: Alles ist langsam, seltsam, liebevoll kaputt. Wie eine Hornisse, die sich verflogen hat.

Beim Spielen:
– Iss rosa Kekse.
– Mach dir Notizen auf echten Papierzetteln.
– Wenn der Marder auftaucht: keine Panik. Der ist Teil des Spiels.