Madame lernte Hillary kennen, Singer-Songwriterin aus New Mexico, später dann ein sächsisches Ehepaar, das Steak tartare essen wollte.
Ich traf den Bauleiter unserer Dachbaustelle. Gute Nachricht: Wenn sie mit dem Dach fertig sind, ist unsere Wohnung zur Renovierung vorgemerkt – was nötig ist, angesichts der ganzen Schäden, die sich über die letzten zweieinhalb Jahre Baustelle über unseren Köpfen angesammelt haben. Schlechte Nachricht: Wenn sie mit dem Dach fertig sind, ist unsere Wohnung zur Renovierung vorgemerkt – leider stehen Wohnung renovieren und gleichzeitige wohnen in einer Wohnung in einem gewissen inneren Spannungsverhältnis.
Es war ein letzter dreiviertel Arbeitstag und ein erster Tag der freien Tage zur Vorantreibung der Bachelorarbeit – der Bachelurlaub. Ich machte aber erstmal Urlaub vom Bachelor und verbrachte den Samstag auf den Latifundien.
Trotz Urlaub, Strohwitwertum und potenzieller Lernverhöhlung gelang es mir bisher, Struktur im Alltag aufrecht zu erhalten. Vier von fünf Abendessen waren ordnungsgemäß gekocht und hatten jeweils drei Gänge. (1 – immer Gemüserohkost, 3 – immer Obst. Ich will auch nicht übertreiben)
Ausgelesen: Wir schon wieder – 16 jüdische Erzählungen. Die letzten drei Texte. Einer (der der Herausgeberin) ein bißchen belanglos, Ljudmila Ulitzkajas Dankesworte an die Antisemiten eindrucksvoll, aber irgendwie mehr Statement als literarischer Text und Was hättest du getan?, der Deutschland 2025 gut und schmerzhaft trift. Erst beim Nachsehen wird mir bewusst, dass der Text von Dana Vowinckel ist, deren Gewässer im Ziplock hier länger von Madame im Bungalow gelesen wurde.
Ratatouille verpönt
Wenn wir verreisen, stelle ich fest, vor lauter Reiserei komme ich nicht zum Schreiben und es passiert eh zu viel, um es zu würdigen.
Dies passiert selbst, wenn ich gar nicht mitfahre. Alleine Madames Telefonerzählungen aus Paris-Versailles-Bayeux sprengen jeden Blograhmen. Allein die Serenade in Versailles bietet genug Stoff für eine ganze Reihe.
Deshalb nur ein Detail: der Potager du roi – der königlichen Küchengarten. Der ist durch alle Revolutionen und politischen Verwerfungen seit dem 17. Jahrhundert im Betrieb – Obst und Gemüse wollten alle Versailles-Zuständigen.
Madame bekam eine Führung auf französisch. Sie erfuhr: Aus bürokratischen Gründen fördert der Staat den Garten – Weltkulturerbe seit 1979 und Teil von Versailles – nicht, so dass sie alleine von Eintrittsgeldern leben und dem Verkauf ihrer Erzeugnisse.
Denn es gibt einen Stand, an dem frisches königliches Obst und Gemüse verkauft wird.
Der Klimawandel zeigt sich auch hier: der Anbau wechselt weg vom Obst hin zum Gemüse.
Eine Änderung gegenüber der Geschichte: Ludwig XIV war größer Obst und Gemüsefan. Aber zu seiner Zeit war mediterranes Gemüse (im Wesentlichen alle Zutaten der Ratatouille) verpönt. so dass hier Feigen und Äpfel wuchsen.
Original Reise Ratatouille
Der Bachelurlaub begann im 248er Bus vom Südkreuz in den Bergmannkiez. Schon vor vielen Wochen hatte ich Original Sin: President Biden’s Decline, Its Cover-Up, and His Disastrous Choice to Run Again in der Hammett-Buchhandlung bestellt und dann über viele Wochen nicht abgeholt. Endlich Zeit es zu ändern.
Wie es sich für eine gute Buchhandlung gehört: Ich betrat den Laden. Und während ich noch in der Tür stand, sah Christian mich, drehte sich sofort um, und holte das Buch aus dem Vormerkregal. Beste Buchhandlung.
Und weil ich nicht anders kann, also in einer Buchhandlung spontan ein Buch zu kaufen, kam ein antiquarisches Exemplar von Rainer Erlers Reise in eine strahlende Zukunft (Verlag das neue Berlin, 1986) hinzu.
Und weil ich ja Urlaub habe, wandelte ich in die neben gelegene Marheineke-Markthalle. Im Gedenken an Madames Frankreichtour entdeckte ich Le Bretagne, die mir ein vortreffliches Ratatouille-Galette servierten und dazu eine überzeugende französische Konditorei-Auswahl im Tresen stehen hatten.
Der Schrei des Rotmilans
Fahren auf die Latifundien in dichtem Bodennebel. Der Regen hinterlässt spuren. An der Raststätte Stolper Heide1 sucht der Kassierer jeden möglichen Rabatt heraus, den er noch finden kann. Dabei ist die Raststätte eh schon die preiswerteste Quelle für Autogas.
Wöchentliches Mähen im August – das Wetter ist ernstlich kaputt. Der Garten wirkt so üppig wie nie – zumindest was das leuchtende Grün angeht, bewegt er sich überraschend stark in Richtung englischer Landhausgarten. Nur wächst das Gras auf den Wegen auch wie blöde.
Nach Mäh- und Falläpfelrunde folgte die Besorgungsrunde: Die letzten Bratwürste vor dem Urlaub der Metzgerei, Rasenmäherbenzin, Altglasverbringung, Gemüse und alkoholfreies Bier, ein Stück Erdbeerschnitte am Kremmener Marktplatz. Über dem Marktplatz kreiste ein Storch.
Nachmittag eine Geräuschkulisse aus dem Schrei des Rotmilans und herüberwehenden Fetzen der Speedwaybahn.
Fast beinahe lasse ich alle selbstgesteckten Regeln sausen und werde üppig. Der Garten zeigt sich nach all‘ dem Regen in paradiesischer Paradiesheit zudem mit besten Wolken. Meine Regel: 1 Post – 1 Bild wankt. Denn welches nehmen?
Aber egal. Ich bleibe bei einem Bild. Ich entscheide mich für zwei Mitbewohner*innen, die sich bisher allen halbwegs scharfen Fotos entzogen: Chorthippus brunneus (aka brauner Grashüpfer – sehr häufig, aber halt sprunghaft im Versuch ihn zu fotografieren) und eine Schwebfliege (Ehrlich gesagt, keine Ahnung, wie häufig sie sind – wir haben so viel gelb-schwarze Insekten aller Art, dass ich nur noch selten bestimme)2. Auch habe ich immer keine Lust, sie zu fangen, einzufrieren und dann ihre Geschlechtsteile unter dem Mikroskop zu bestimmen.


Teletext und Blitz nach oben
Aharoni kann etwas, was vermutlich niemand sonst auf dieser Welt: Wirrwarr-Text, der auf englisch geschrieben wurde, aber auf hebräisch ausgegeben wird, fließend lesen. My Useless Super-Power: Reading Incorrectly Encoded Teletext
I guess this is BookTok speaking: eine geschlossene Veranstaltung um 23:00h zur Präsentation einer neuen Young Adult Reihe.
Konstantin freut sich: In einem Raum mit über 3 Meter Höhe und 99 Jahren an Geschichte aufwachen. – und da sagt der Berliner Altbaubewohner: Ha! Das habe ich jeden Morgen!
Ein Blitz nach oben, fotografiert aus der ISS. (via Das BlaBlog)
Urlaub in der Normandie scheint im Trend zu liegen: Saint-Valéry-en-Caux: kleines Küstenstädtchen in der Normandie
Urlaub im Balkan. Karen verlässt ausnahmsweise den Zug: Turku-Sarajevo mit dem Zug: (9) Split – Dubrovnik
Mit dem Boot. Über Geld wird eh zu selten geredet: Was kostet ein Bootsurlaub in Friesland?
Mehr als Urlaub: Holger und Angela geben den Schlüssel zum Liegeplatz ab und steigen für 13 Monate aufs Boot.
Anmerkungen
- Ich glaube eine der wenigen Autobahnraststätten, die nicht zum Tank&Rast-Imperium gehört. ↩︎
- Der Halluzinator lässt sich übrigens nur mühsam davon abbringen, dass es sich bei dem Tier um eine Wespe handelt. Selbst wenn ich dazu sage, dass es eine Schwebfliege sein soll. Er verweist dabei jedes Mal auf die Wespentaille als ausschlaggebendes Merkmal. Und was sehen wir auf dem Foto NICHT: Genau, eine Wespentaille. ↩︎