Blick auf den Vorplatz Kombibad Gropiusstadt vor strahlend blauem Frühlingshimel. Ein noch kahler Baum, angeschlossene Fahrräder, ein Mann der auf das Bad zuläuft.

24-03-16 Sanitätsservice Pissarek

Im Hausflur steht eine Matratze. Das ist erstmal nicht ungewöhnlich. Außergewöhnlich ist es dadurch, dass sie neu und originalverpackt ist. Es steht eine Empfängerin auf dem Paket, die mir im Haus unbekannt ist.

Madame bekam zu Recht Blumen.

Typisches durch-die-Stadt-treiben-lassen nach der Klausur: 248er-Bus, U7, zu Fuß laufen, Schwimmbad, X71-Bus, am Hafenbecken sitzen und der Bootsschule zusehen, U6 und M46.

Mäandern durch die Stadt führte mich unter anderem zur alten Wirkungsstätte am Ullsteinhaus. Dafür, dass die Samwer-Brüder einst Großes ankündigten, wirkt alles unverändert. Nur die Currywurstbude neben dem Einkaufszentrum verschwand. Die U-Bahn-Baustelle ist in den letzten zwei Jahren gewachsen.

In Neukölln steht eine Pizzeria Cordoba. Hauptsache Griechenland.

Neben meinem Bus hielt ein Kastenwagen vom Sanitätsservice Pissarek. Ich grinste. Ich hoffe, sie melden sich mit „Läuft“ am Telefon.

Gelernt: wenn jemand sagt, dass er die Fernuni-Online-Klausuren nicht Online schreiben kann, besteht die Möglichkeit nach Hagen zu kommen und die Klausuren vor Ort zu schreiben.

(Bereits gewusst: Es gibt umfangreiche Sonderregelungen und -Bestimmungen für JVA-Einsitzende, aber die laufen nochmal anders.)

Schokoladenfabrik

Die BWL-Klausur dieses Semester ist Vergangenheit.

Inzwischen habe ich ganz gut Routine im Online-Klausur-Verfahren: Aufbau und Rückbau des klausurgerechten Arbeitsplatzes läuft von mal zu mal schneller. Die Klausur selbst mochte ich.

Angesetzt war die Klausur von 8:55h bis 11:00h. Um 9:13h hatte ich den Eindruck, dass ich genug Punkte zum Bestehen zusammengesammelt hatte. Um 9.33h hatte ich alle Fragen beantwortet. Um 10:00h hatte ich alles doppelt gecheckt und alle Rechnungen soweit möglich mit anderen Rechenwegen nochmal gerechnet.

(Also erst aufgelöst, dann umgeformt statt anders herum. Handgerechnete Teile diesmal mit Taschenrechner bzw. umbekehrt etc.)

Um 1030h hatte ich dann alles, wo es Hakler gab oder Ergebnisse in den ersten beiden Runden nicht übereinstimmten noch ein drittes und viertel Mal durchgegangen.

Und dann stellte ich langsam fest, dass ich meine Lösungen und Rechenwege auswendig konnte.

Weitere Korrekturrunden hätten nur etwas gebracht, wenn ich zwischendurch 10 Minuten auf den Balkon hätte gehen können, kurz ein Youtube-Clip sehen – halt lauter Sachen, die im Rahmen einer Klausur nicht möglich sind.

Also gab ich ab. Wenn ich hier nicht bestanden habe, muss ich heute morgen vielleicht ein hallizugenes Stadium der Besundseinsverwirrung durchlaufen haben.

50-Meter-Bahnen

Nach der Klausur ist vor der Klausur ist nach der Klausur. Oder so. Es galt drei Klausuren (eine geschrieben, eine noch-zuschreiben, von einer das Ergebnis bekommen) zu verarbeiten.

Auf jeden Fall wollte ich mir nach Abgabe Anspannung vom Leibe schwimmen. Und da ich noch einen halben Tag übrig hatte, konnte ich mich nahe der brandenburgischen Landesgrenze begeben.

Mit der U7 ging es nach Gropiusstadt und dann durch den Frühling zum Kombibad Gropiusstadt. Ein echter Vorteil der Großsiedlungen sind ihre reichlichen Grünflächen. Ein Vorteil, den sie bei knapp 20 Grad, Sonnenschein und Frühblühern allüberall perfekt ausspielen können. Es roch nicht nur nach Frühjahr, das Frühjahr wirkte intensiv aus sämtliche Sinne ein.

Der Spaziergang war architektonisch spannend, seelenwärmend und voller Rentner*innen?

Wo kamen sie her? Inmitten der Gropiusstädter gingen selbst unsere Eltern noch als junge Hüpfer durch. Uns verkaufen sie in Gropiusstadt vermutlich nicht mal Alkohol ohne Ausweiskontrolle.

Wo wollten sie hin? Ins Schwimmbad! Meine Güte war das voll. Eine grau-weiße Haarmenge wogte über den Wellen.

Zum Glück war das Becken in drei Bereiche geteilt: Sportschwimmer, Unsportschwimmer und Menschen-die-sich-im-Wasser-unterhalten-wollen. Das hat gut funktioniert. Die 50-Meter-Bahn in Gropiusstadt half, damit die Rentner*innen sich verteilen konnten.

Ich war im Flow, die Sonne schien, das Fenster erlaubte den vorfreudigen Blick auf das Freibadgelände. Elend des Lebens: würde ich nicht soviel Zeit damit verbringen, für die die Bäder zu arbeiten, hätte ich mehr Zeit zum Schwimmen.

Aber auch so: alles molto perfetto und wunderbar, um die eine Klausur (BWL) aus dem System zu bekommen und die andere (Mathe) innerlich zu verarbeiten.

Blick auf den Vorplatz Kombibad Gropiusstadt vor strahlend blauem Frühlingshimel. Ein noch kahler Baum, angeschlossene Fahrräder, ein Mann der auf das Bad zuläuft.

Bye, bye Zahlentheorie

Nahezu Zeitgleich mit dem Verfassen der BWL-Gedöns-Klausur kam die Notennachricht der Mathematische-Grundlagen-Klausur.

Es war knapp. Leider von der falschen Seite. 27 Punkte hätte zum Bestehen gereicht, bei mir waren es 25 Punkte und die Note „n.b.“ wie „nicht bestanden.“. Manchmal hat man Glück und manchmal läuft es so.

Spontan hörte ich tief in mich hinein, wie ich damit umgehen will und wie es mit dem Masterplan steht und hörte ein überraschend lautes: „Fuck You! Jetzt erst recht. Ich hab die Tortur doch nicht für ein blödes „nb“ auf mich genommen.“ Okay.

Nach einer Nacht des darüber Schlafens und einmal drüber Schwimmen stimmt die Grundtendenz immer noch. Aber ist natürlich ambivalenter geworden, offenbart Schmerz und Freude.

Schmerz, denn es kratzt am Ego. Mein Selbstbild ist das eines Menschen, der Klausuren besteht und erst recht Mathe-Klausuren. Nun ist Uni-Mathe-Mathe etwas Anderes als anderes Mathe. Die Durchfallquote von knapp 60% bei der Klausur sagt auch etwas. Zumal die Schreibenden kein repräsentativer Schnitt durch die Gesellschaft sind. Dennoch: Autsch,

Schmerz, denn die Lernerei war aufwendig im letzten Semester. Ich hatte die Hoffnung, es im Sommersemester ruhiger angehen zu lassen. Und nicht den Mist schon wieder vor der Nase zu haben.

Schmerz, denn ich muss mir den Platz freiräumen für die Mathematische Grundlagen. Mein schöner innerer Plan für die nächsten drei Semester geht nicht mehr. Das bedeutet mindestens, dass das Modul Zahlentheorie auf Unbestimmt verschoben wird.

Freude, denn ich habe wenig Zweifel, dass es nächstes Semester etwas wird mit der Klausur und mir. Zwei Punkte sind nicht viel; die kann ich mir in einem Semester erarbeiten.

Zumal ich weiß, woran es haperte: Zuwenig praktische Übung, zuwenig Aufgaben gerechnet. Das wusste ich auch schon vor der Klausur. Aber es war eine bewusste Entscheidung.

Meiner Erfahrung bringt es mir wenig, bei den Rechnungen im Nebel zu stochern, wenn ich die Grundsystematik nicht verinnerlicht haben. Die zu verstehen war ein Kampf. Aber ich bilde mir, den Kmapf habe ich gewonnen.

Da ich mir diesmal den langen, ausführlichen Teil erspare, der da lautet „was wollen die von mir?!?“, kann ich von Anfang an mit rechnen loslegen. Darauf freue mich.

Freude, denn der Titel „Mathematische Grundlagen“ scheint Programm. Auf dem Inhalt dieses Moduls baut die komplette Uni-Mathematik auf. Wenn das Fundament schief sitzt, kann der Aufbau nicht gut werden. Inhaltlich ist es mir lieber, die Inhalte dieses Kurses sitzen fest als „irgendwo so durchgemogelt.“

Also wieder angemeldet und auf in’s Abenteuer.

Stand

10 Klausuren insgesamt geschrieben, eine dieses Semester noch ausstehend. Bei zweien fehlt noch die Bewertung, sieben sind bestanden, eine ist nicht bestanden. Bachelor Wirtschaftsinformatik: 70 von 180 nötigen ECTS. Eventueller Bachelor Mathematisch-Technische-Softwareentwicklung: 10 von 180 ECTS plus ein Fehlversuch.

Why libertarian cities fail

Als wir letzten Sommer bei knapp 40 Grad in Warschau waren, sahen wir gelegentlich einfache Wasserschläuche in den Straßen, die für Sprühnebel sorgten. Das schien mir sofort ein überzeugendes Konzept zur Stadtkühlung im Sommer. Die SPD Schöneberg sieht das auch so und möchte es einführen: Wassernebel gegen Hitzeinseln.

Schönes aus dem Autorenleben: Cover Animal For ActivityPub Book (via Tröt)

Auch viaa Tröt: Why libertarian cities fail.

Blog-Schreiben als Teil des Schulunterrichts. Spannend. Schreibenblog.

Anke Gröner freut sich über den ICE neo.