24-11-19 Ein Laubbläser heulte. Blut spritzte.

Anti-Brumm! Ich brauche Anti-Brumm! Ende November bei 3 Grad Außentemperatur in einer Innenstadtwohnung. Wie absurd kann es werden?

So verstochen wie ich bin, scheint es wenig Alternativen zu geben. Unsere Arbeitshypothese: die Mücken lebten friedlich in einer Pfütze / Wasserbehältnis auf der Dachbodenbaustelle. Jetzt wo es kalt wird, fliehen sie ins Warme – und unsere Wohnung ist der nächstgelegene warme Aufenthaltsort.

Der Sonntag blieb ein echter nur-nicht-rausgehen-Sonntag mit Romanlektüre. (Weiter in Olga Tokarczuks Jakosbüchern. Nach Der Dibbuk schon wieder der Handlungsort Wolhynien.)

Bei plötzlich eintretenden Energieschüben machte ich mich an’s Heimbüro-Aufräumen: Kalender aufgeräumt; als Wahlhelfer angemeldet; Stromzählerstand Berlin gemeldet; am Stromverbrauch Latifundien herumgerechnet; die Monatszahlung für meinen Mastodon-Host erneuert; was man halt so macht.

Madame besorgte derweil Foxgloves und Sourir d’Orchidee.

Gelernt: das Kaufmanns-Und & entwickelte sich aus lateinisch et, das im Laufe der Jahre zu einem Zeichen verschmolz. Die Schriftgeschichte hat viele spannende Varianten dieses Zeichens hervorgebracht.

Mir träumte, ich spiele eine Art SimLife mit 1980er-2D Graphik von oben. Nur die Soundeffekte waren äußerst aufdringlich. Irgendwann war ich wach genug, um die Soundeffekte als montäglichen Wecker zu erkennen.

Passend dazu setzte ein Laubbläser ein. Er trieb mich ins Bad, wo ich eine der Stechmücken erwischte. Blut an der Wand! So viel Blut an der Wand! Wie konnte eine einzige Mücke mir so viel Blut abzapfen?

Es gelang mir gerade noch, mich halbwegs morgenfertig zu machen, bevor the marvelous Frau Z die Wohnung betrat.

In der Mittagspause den Kurzspaziergang ausnahmsweise links herum geführt. Dabei in dem Haus, das letzten Monat noch eine Baustelle war, zwei neue Lokalitäten gesichtet. Die Rote Insel verspricht Coffee and Food. Noch hat sie geschlossen, aber vielleicht könnte das etwas für die Mittagspause werden.

Le Quartier sieht spannend aus. Aber 12,50€ für das einfachste Mittagsgericht sind doch etwas viel für täglichen Besuch. Aber vielleicht könnten wir mal einen lauschigen Abend machen bei Steak Tartar, Escargots, Bouillabaisse oder Steak Frites. Es kommt auf jeden Fall auf die Liste.

Auf dem Heimweg konnte ich einen Blick auf den neuen 1-Cent-Dönerladen erhaschen: Ömi’s Gemüsedöner. Dem einsehbaren Innenleben nach gehört er zur besseren Hälfte der Dönerläden dieses Häuserblocks.

Nach dem Heimweg erfreulicherweise noch die Energie gehabt wieder ernsthaft über Sensitivitätsanalyse nachzudenken und ein paar Schmierzettel vollzumalen. Dass ich das Wochenende nutzte, um mich in Raum und Zeit zu verorten, viele Liegengebliebenes wegzusortieren, half um mich wieder gedanklich auf die Uni stürzen zu können.

Inhaltlich waren meine Sensitivitätsschmierzettel noch nicht so gehaltvoll. Aber da halte ich es mit Adrienne: „Der schwierigste Teil, ist es anwesend zu sein. Der Rest geht wie von alleine.“

Egal

Eine Kollegin fragte mich nach Tipps für den privaten Laptopkauf. Ich konnte mich gleich als Nicht-Nerd beweisen, in dem ich keine Präferenz hatte: Ist für Deine Zwecke1 ziemlich egal. Alles was in den letzten Jahren in den Handel kam, sollte technisch ausreichen.

Ich würde lieber hochwertig-gebraucht kaufen als zusammengeschustert-neu. Wenn Windows, dann Windows 11, das wird noch länger supportet. Und wenn gebraucht, dann den Händler ein wenig anschauen, ob das Bauchgefühl passt. Sie selbst legte Wert auf einen 15-Zoll-Laptop oder größer.

Zu technischen Details habe ich zwar Meinungen, halte die aber in dem Kontext für ziemlich irrelevant und verwirrungsstiftend. Um sie nicht ganz so verloren mit „ist egal“ heimzuschicken, suchte ich ihr noch einen Rechner heraus, den ich bestellen würde. (ThinkPad, 3 Jahre alt. 400 Euro)

Hey Du, ich kann Dir Geld überweisen

Ich beendete den Sonntagabend damit, Wero-Nutzer zu werden. Wero soll eine Art PayPal auf europäisch werden. Und ich leide schon länger darunter, dass es bei Zahlungen im Internet genau vier Möglichkeiten gibt – PayPal, Klarna, Visa, MasterCard – die mir alle gleichermaßen unsympathisch sind.

Wer Nutzer eines deutschen Onlinebankings bei einer altmodischen Bank ist, kann sich Wero ziemlich problemlos einrichten. Im Zweifel ist es schon in der normalen Banking-App hinterlegt und muss nur einmal aktiviert werden.

Nachteil: Noch kann es nix, außer Geld an andere Wero-Nutzer*innen zu übermitteln. Ich stellte schnell fest: die Zahl der Wero-Nutzer*innen im Bekanntenkreis beträgt Null.

Erschütterung

Frau Rabe inspizierte in Indien.

Östlich von Istanbul ist östlich von Istanbul in Almaty (Kasachstan):

Hinter der Kathedrale ist das Kriegerdenkmal Grund für meine Standardlektion ans Kind und die Lesenden: Deutschland überfiel im Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion. Nicht Russland, sondern die ganze Sowjetunion. Ja, die Frage, wer angefangen hat, ist historisch eindeutig geklärt. Und es wurden alle Völker, auch jene die tausende Kilometer von der Front lebten, in den Wahnsinn hineingezogen. Kasachen und Uiguren, Usbeken und Kirgisen fielen überproportional häufig und auch wenn sie die deutschen Truppen nicht unmittelbar im Land hatten, wie der westliche Teil des Riesenreiches, traf die Mobilmachung, die brutalen Forderungen nach Abgaben für die Front und die Flüchtlingsströme aus dem Westen doch auch Zentralasien massiv.

Harte Liebe für Patrick Bahners:

Es gab in der FAZ regelmäßige, ausführliche Geburtstagskonferenzen und ein kompliziertes Regelwerk, wann runde und wann nur halbrunde Jubiläen zu einem Artikel führen. Patrick Bahners war der Zirkusdirektor in der Arena dieser Debatten und fasste sich erschüttert an die Stirn, wenn die Runde befand, der Geburtstag eines führenden schwedischen Numismatikers müsste nicht unbedingt in der Zeitung für Deutschland gewürdigt werden. (via der siebte Tag)

Aus der Praxis: Versicherungstelematik im Auto bei Christian Buggisch.

Eine andere iOS/Android-Alternative für das Handy: GrapheneOS in der langfristigen Nutzung

  1. Bißchen Internet, bißchen Office. Keine aufwendige Bildbearbeitung, keine Games, kein Bitcoin. ↩︎