Blick auf den unaufgeräumten Schreibtisch mit Tastatur und zwei Monitoren.

23-02-05 { ( == ) { ;} ( > ) { ;} system.out.println („WMDEDGT“)}

Schwimmbad bis Gottesdienst

Irgendwann des Nachts. Mir träumt, ich gehe in ein um 45 Grad gekipptes Schwimmbad. Das Bad ist ein Teil eines gigantisches postsowjetischen Industriegebäudes. Das ganze Gebäude hat an den Schornsteinen übergewicht bekommen und ist gekippt. Obwohl alles Wasser aus den Becken lief, sind alle Menschen tiefenentspannt. Immerhin ist ihnen bewusst, dass sie generell ein um 45 Grad gekipptes Gebäude verlassen sollten. Sie packen ihre Badesachen zusammen und machen sich zum Aufbruch bereit. Die Badleitung lädt mich in ihr holzgetäfeltes Büro ein.

Aufwachen gegen 8. Madame kocht und bringt Kaffee ans Bett. Sie selbst liest im Internet Hintergrundinformationen zu wichtigen kulturellen Ereignissen des Zeitgeschehens. Ich dämmere vor mich hin. Meine Gedanken wechselnd beim Zustand der Berliner Bäder und rekursiven Java-For-Schleifen. Ich denke an die Hamburger Monate zurück als ich mal aus Versehen in eine trotzkistische WG an der Reeperbahn gezogen bin + denke dass die Letzte Generation mich in Aktionsformen und Habitus sehr an die damaligen Trotzkist*innen erinnert.

Rechtzeitig zum DLF-Radiogottesdienst stehen wir auf. Madame besorgte und bereitete Aufbackbrötchen. Wir beschlossen, dass ein spätes Frühstück bedeutet, das Mittagessen ausfallen zu lassen.

Der Gottesdienst stellt musikalisch eher die Avantgarde der Radiogottesdienste dar, ich verpasste aber den Moment, als sie sagten, wer spielt. Ich glaube es war katholisch.

(Nachtrag: St. Konrad, Stuttgart „Neben bekannten Liedern aus dem Gesangbuch „Gotteslob“ werden auch Stücke des bekannten Saxophonisten Antoine Auberson zu hören sein.“)

Mit Elektrogeräte

Ich hatte den Vormittag zum Lerntag erklärt und verbrachte den Tag am Pendeln zwischen den Online-Übungsaufgaben der Fernuni, meinem Java-Buch (das glaube ich deutlich besser erklärt als die Uni; aber halt zum Teil andere Sachen) und diversen Internet-Tutorials. Ich fühle mich wie jemand der zwar immer noch bei den Skateboard-Tricks zuverlässig hinfällt, aber ich habe den Eindruck: Da fehlt nicht mehr viel und ich werde stehen und dann wird es spektakulär.

Räumlich pendelte ich zwischen Schreibtisch, Schaukelschaf und Küchentisch.

Nachdem ich vor den letzten Klausuren auch einfach nur nervös war, kommt langsam dieses Schulgefühl wieder, in dem ich mich eigentlich auf sowas freue. Zwei Stunden konzentriert ohne Ablenkungen um Flow sein und danach der Adrenalin-Stoß „Es ist vorbei.“ Ich erfreute mich daran immer.

Blick auf den unaufgeräumten Schreibtisch mit Tastatur und zwei Monitoren.

Ohne Elektrogeräte

Kurz vor 14 Uhr verordnete der Stromversorger eine Pause. Der Strom war weg. Mein Desktoprechner verabschiedete sich ebenso wie das Internet. Sicherung: War noch drin. Ampel auf der Straße: Liefen noch. Bis wir mit den Nachbarn geklärt hatten, dass diese auch keinen Strom haben, war auf Stromnetz.berlin die entsprechende Störungsmeldung erschienen.

Ein kurzer Test: Der Gasherd läuft auch ohne Strom. Zumindest das Gas kommt. Anzünden funktioniert noch per Feuerzeug oder Steichholz. Kochen und Not-Heizung oder -Beleuchtung wären mit diesem durchführbar.

Wir plauschten noch etwas mit den Nachbarn. Wir freuten uns, dass A zurück aus Israel ist. Dass wir ihre Netanjahu-Begeisterung nicht teilen, hatten wir bereits an anderer Stelle geklärt.

Ich nutzte die stromlose aber sonnenbeleuchtete Zeit, um Kleider zu sortieren. Danach wieder mit Buch ins Schaukelschaf bis der Strom gegen 14.30h zurückkam.

Wir stellten Uhren neu, programmierten den Geschirrspüler und freuten uns, dass die Waschmaschine dort fortsetzte, wo sie aufgehört hatte. Ich hängte Wäsche auf und begann mit dem Schreiben des Blogeintrags.

Heute läuft wie jeden fünften „WMDEDGT“ (Was machst Du eigentlich den ganzen Tag). Und dann wird das bloggen ausführlicher. Andere Posts sind bei Frau Brüllen.

She is what she is (Peking-Ente)

Dann aber nahte bereits der Aufbruch. Der Schienenersatzverkehr fuhr uns gerade noch rechtzeitig nach Berlin-Mitte. Wir setzten unser dieswinterliches Binge-Watching der Komischen Oper Berlin fort. Nachdem zuletzt die düstere, geradezu erschütternde „Rusalka“ auf dem Programm gestanden hatte, versprach der heutige Nachmittag mehr Glamour „Ein Käfig voller Narren“ – einst ein italienisch-französischer Film, dann ein Broadway Musical und nun eine Barrie-Kosky-Inszenierung.

Und es war nur schön. Kostüme, die vor lauter Glitzer gar nicht mehr wussten, wohin mit sich, überbordende Bühnenbilder und großartige Schauspieler wie Peter Renz als Georges oder Stefan Kurt als Albin / Zaza. Hinzu kam auch ein ausnehmend sympathisches Publikum mit vielen Regenbogenflaggen. Die im Publikum zahlreich anwesenden älteren schwulen Paare machten den Abend noch sympathischer.

Die Vorstellung dauerte von 16 Uhr bis kurz nach 19 Uhr. Langsam wurde es Zeit für das Abendessen. Da das nahe gelegene Restaurant Peking-Ente beim letzten Komischen-Opern-Besuch den Geschmackstest bestanden hatte, hatten wir wieder einen Tisch reserviert.

Und gingen auf’s Ganze: In der Peking-Ente bestellten wir Peking-Ente. Ausnehmend geschmackvoll und noch eine weitere Bildungslücke geschlossen.

Mit dem M48er-Bus ging es Richtung Schöneberg. Zu hause lief der Strom noch, wir richteten eine Wärmflasche. Ich schreibe diese Zeilen zu Ende und werde dann noch ein paar Seiten Nicht-Java lesen.