Schreibtich nur mit Keyboard und Monitor vor einer weißen Wand, an der Wand ein leeres Bücherregal.

23-03-15 Schreibtisch leer, Kopf leer

Madame prüft die Reichweite der Wissenschaftsschranke.

Ich hänge hypnotisiert wie ein Fußballfan beim WM-Finale vor dem Fernseher. Ich verfolgte die DHL-Live-Sendungsverfolgung. Die Avocados und Orangen sind Freitag im Zustellbezirk angekommen, wurden Samstag um 7 morgens zur Verladung vorbereitet – aber nicht verladen. Samstag um 22:20 verkündete dann auch DHL, dass es heute nichts mehr wird.

Montag wurden sie ganz ignoriert, Dienstag dann wieder um 8 zur Verladung vorbereitet – aber nicht verladen und heute am Mittwoch landeten sie im Zustellfahrzeug. Ich fürchte wenn ich dem Boten nicht auf der Treppe entgegenstürme werden die Orangen ihr Leben vergammelt in irgendeinem Sammelpunkt beenden.

Aktuell noch fünf Stopps bevor die Avocados hier ankommen. Laut Karte müsste ich das Fahrzeug bereits vom Balkon aus sehen könnten. Laut Karte konnte ich das aber auch schon vor 90 Minuten als es noch 10 Stopps waren. Es bleibt spannend.

Auf die DHL-Karte schauen ist heute das höchste der geistigen Gefühle. Denn ich schrieb meine Online-Mathe-Klausur (damit 2 von 3 dieses Semester beendet, sofern bestanden war das Klausur 4 von 16) und nun bin ich geistiger Wackelpudding.

Gestern Abend räumte ich noch den Schreibtisch frei – denn beim Schreiben werde ich gefilmt und wollte nicht einmal den Anschein erwecken in der Nähe Spickzettel zu haben. Heute morgen schaltete ich den Rechner ein – der Windows-Updates installieren wollte, Hurra – und trat dann dem Zoom-Meeting bei. Zoom hatte zwischen dem Techniktest vorgestern und heute auch noch Updates zum Installieren entdeckt – aber mein Puls war ja eh noch unter 200.

Schreibtich nur mit Keyboard und Monitor vor einer weißen Wand, an der Wand ein leeres Bücherregal.

Ich trat dem Meeting bei, teilte meinen Bildschirm und rief die Onlineklausur auf. Ich entdeckte die Kraft des Lernens. Dachte ich letzte Woche noch „Mathe passt schon – Statistik keine Ahnung“, waren mir heute die Statistik-Aufgaben sehr viel sympathischer als die Mathe-welchen. Am Ende beantwortete ich alle Fragen, manche gewusst, manche geraten – und bin gespannt auf das Ergebnis.

Und ich möchte mich bei den 44 anderen Anwesenden in diesem Meeting mit zwangsweise offenem Mikrofon entschuldigen – ich habe den Presslufthammer auf dem Nachbargrundstück (Nicht Hinterhaus, nicht Hinterhof – Nachbarn) wirklich nicht bestellt.

Noch 3 Zustellstops. Laut Karte steht das DHL-Auto in unserem Hinterhof. Laut Fensterblick ist es dort noch nicht.