Blick in den Bahnhof Südkreuz. Zentrales Motiv. ein abstraktes Rosa Kunstwerk, das sich entoang der Decke zieht.

23-05-04 Pollinator Pathmaker

Madame ließ Finanzbeamtenklischees zeichnen.

Ich nutzte die Gelegenheit, neben dem ICE-Bahnhof zu arbeiten. Nach Feierabend konnte ich noch kurz rüberlaufen und Madame zu ihrem Zug nach Süden bringen. Zum Glück hatte dieser nur „geänderte Wagenreihenfolge“ und nicht „einige Wagen fehlen“ wie der Vorgängerzug. Für das Jahr 2023 überraschend: Madames Zug kam pünktlich in Stuttgart an.

Auch ansonsten mag ich die Bürolage direkt neben einem Preisklasse-1-Fernbahnhof. Ich mag dieses „Allein in der Menge“-Gefühl, das Bahnhöf bieten. So viele spannende Geschichten, die sich gerade ereignen. Sollte ich jemals einen Posten als „Poet in Residence“ anstreben, kämen für mich eigentlich nur Freibäder, Bahnhöfe oder Flughäfen in Frage.

Blick in den Bahnhof Südkreuz. Zentrales Motiv. ein abstraktes Rosa Kunstwerk, das sich entoang der Decke zieht.

Ich bestellte mein Deutschlandcard-Jobticket. Es bleibt spannend: Gerne hätte ich mein privates Deutschlandticket für den Mai gleich gekündigt. Dies war aber nicht möglich, weil ich das Mai-Deutschlandticket immer noch nicht besitze. Weder habe ich das Ticket noch eine Kunden- oder eine Vertragsnummer. Werde ich nun im Juni zwei BVG-Deutschlandtickets besitzen? Oder gar keines? Oder etwas Anderes?

Die Taubenkolonie in der Tiefgarage der „Südkreuz Offices“ erfreut sich weiterhin ausgeprägter Lebendigkeit. Immerhin hat sich jemand nach vier Monaten erbarmt und die zersausten Federreste einer ehemaligen Taube aus der Ecke neben meinem Fahrradständer geräumt.

Im Internet lese ich von zurückkehrenden Mauerseglern. Nur unser Hinterhof bleibt leer. Ich fürchte, die Nachbarhaus-Fassaden-und Dachbodensanierung hat diese Kolonie aus unserer Hinterhoflandschaft vertrieben. Gerade im Spätsommer boten diese ein großes Spektakel, wenn sie im Rahmen der „Screaming Parties“ laut kreischend in ihrem Tempo im Formationsflug Kreise über die komplette Hinterhoflandschaft flogen.

Ihr kennt vielleicht diese lustigen Internet-Clickereien „In welchem Land hast Du bereits gelebt?“. Auf Tröt fand ich die Frage in der Variante: „In welchen WWF-Ökoregionen hast Du gelebt?“. Und deren Ergebnisse fand ich fast spannender als die Länderfrage: Bei mir sind es die Central European mixed forests, die Atlantic mixed forests und die Mississippi lowland forests. Leider kann ich den einschlägigen Karten nicht entnehmen, wo genau in Deutschland die Grenzen verlaufen. Eventuell lebte ich auch in den Western European Broadleaf Forests.

Letztens waren wir in der Garten-Ausstellung im Vitra-Museum. Und eines meiner Lieblingsstücke wollte ich doch noch erwähnen: Pollinator Pathmaker. Ein interaktives Online-Kunstprojekt mit praktischer Anwendung: Der Garten aus der Sicht von Wildbienen und anderen Bestäubern. Bastel dir Deine Fläche (Gib Größe, Lage, Boden, Wetter an und Präferenzen an) und du kriegst eine 3-D-Ansicht wie dieser aus Sicht der Bestäuber aussehen würde. Und wenn Du ihn dann umsetzen willst, gibt es gleich einen Pflanzplan. Erfreulicherweise stehen bei uns (Lehm, Vollsonne, Deutschland) viele Pflanzen auf dem Plan, die eh schon im Garten stehen. Tolles Spielzeug, schöne Kunst und vielleicht inspirierend.

Meine persönlich spannendeste Karl-3-Krönungsfrage war: Rücken die Schotten den heiligen Stein wieder heraus, der für die Krönung nötig ist? Sie haben. Ich liebe Monarchie dafür, dass sie so herrlich nicht-logisch, nicht-rational und reichlich ineffizient ist. Und dass sie gelebte Geschichte ist, die in ein paar Aspekten das Mittelalter in die Jetztzeit trägt. Mehr zum Stone of Destiny bei medievalists.net.

Die Welt ist ja so etwas wie die interne Schüler:innenzeitung der Axel Springer SE. Umso spannender war, wie und wer „Noch Wach?“ besprechen würde. Die Besprechung wurde überraschend gut: Die Enthüllung.

FAZ-Feuilletonkorrespondent Andreas Kilb ist Stammgast in der Schwimmhalle Finckensteinallee.

Falls ich jemals ernsthaft mit e-Sport anfange, habe ich meinen Wettbewerb gefunden. (Nicht, dass ich irgendwie gut wäre, selbst bei so Haushalts-Excel schleppe ich mich mühsam durch. Aber die Idee gefällt mir sehr).