Fahrrad vor Schuld "Blvd KU'damm" und Buddy Bears. Im Hintergrund ein Käthe-Wolffahrt-Geschäft.

23-09-02 Maximales Matching?

Madame besuchte ein Konzert. (Nicht die Premiere, den Abend danach, selbes Programm, selbe Energie). Zuvor aß sie mit Professor Transformation in den Galeries Lafayettes.

Vor vielen Jahren – Jahrzehnten geradezu – war ich einmal als Gruppen-Gast einer Bundestagsabgeordneten in Berlin. Der ganze Trip war hochgradig abstrus (was vor allem an der hochgradig eigenwilligen Reiseleitung lag, die uns der Bundestag stellte) – aber in Erinnerung blieb das Essen im Alt-Berliner Biersalon.

Das Gericht war, es gibt kein anderes Wort und ist nun auch lange her, eine wirklich eklige Matschepampe aus halbglasigen zerkochten Kartoffeln, Fleisch, das ebenso zerfallen wie zäh war und einer hellbraunen dünnen Sauce. Nur die Vegetarier hatten Glück: Frisches Gemüse in vielen Farben, eine aromatische Käsesauce und krosse Bratkartoffeln.

Ich erinnere mich daran, weil ich damals vegetarisch lebte und vegetarisches Restaurantessen in jenen Jahren gerne auch aus Rührei mit Kartoffelbrei oder ähnlichem Bestand. Aber nicht hier!

Niemals hätte ich geahnt, dass ich einst vom Altberliner Biersalon aus einmal über den Ku’damm gehen würde, in die Hinterhöfe des Neuen Kranzler-Ecks schlendere und dort Mathe-Klausuren schriebe. Wie die Fernuni ausgerechnet in dieses Gebäude kam – die Geschichte wüsste ich gerne.

Injektiv, Surjektiv, Bijektiv

Aber vor der Klausur kommt die Vorbereitung. Ich wiederholte alles noch einmal, und noch einmal. Ich überlegte, welche Teile ich wirklich dringend wissen sollte. Dann ging ich alte Klausuren durch, schrieb alles an Sätzen, Formeln und Definitionen auf, die ich für diese gebraucht hätte, aber nicht im Kopf hatte, Die schrieb ich auf den erlaubten Spickzettel.

Danach googlete ich nach anderen Sprickzetteln zur selben Klausur – hatte ich noch etwas vergessen, was andere Leute aufgeschrieben hatten?

Beim Suchen fand ich zwei weitere „Wirtschafts-informatik-Uni-Hagen-Blogs“, die beide mit Uni-Abschlüssen enden: FernUni Blog (Bachelor Informatik, Master Wirtschaftsinformatik) und der peripherstudent (Bachelor Wirtschaftsinformatik) sowie das schon bekannte Blog zur Wirtschaftsinformatik Uni Hagen (Bachelor Wirtschaftsinformatik, Master Praktische Informatik, Master Wirtschaftsinformatik).

Wobei ich nicht weiß, was ich spannender finde: Die gemeinsame Erfahrungen zu bestimmten Kursen, Dozenten und der „Fernlernexperience“ oder die Unterschiede war Lernart und Lerntyp und persönlichen Hintergrund angeht.

Dann abendliches Kopf-Leer-Bekommen. Erst zu Fuß durch den Schöneberger Nachbarschaftspark: dort ein lauer Abend aus dem Bilderbuch: Junge Herren, die Frisbee spielen ein französisch sprechender Junge mit Mutter(?) in dezenter Punkkleidung am Fußballspielen, kleine Hunde tollen herum, Paare/Zweiergruppen (m/w/d) schlendern zusammen über die Wege.

Mich führte der Weg ins Stadtbad Schöneberg: ein paar Bahnen schwimmen, ein paar Bahnen planschen, und zwischenzeitlich war es leer genug für zwei Bahnen auf dem Rücken.

Heute dann, vor der Klausur: Für keine andere der Fernuni-Klausuren habe ich so intensiv gelernt. Und vor keiner anderen war im direkten Vorfeld meim Kopf so leer/frei – die Gedanken so sehr bei anderen Themen und so wenig bei der Mathematik.

Vier Kugeln, drei davon Schwarz

Zur Klausur immerhin waren die Mathe-Gedanken wie geplant wieder zurück.

Die Klausur hat einige Eigenheiten. Unter anderem: Es sind immer 12 Frageblöcken zu 12 Themengebieten. Die Fragen ändern sich, die Themengebiete bleiben im großen und ganzen identisch.

Wichtiger: Es ist eine 3-Stunden-Klausur mit zwei Stunden Bearbeitungszeit. Das heißt, wer ein volles 2-Stunden-Programm schafft (also 60 von 90 Punkten) bekommt 100%, wem die Hälfte davon gelingt (also 30 von 90 Punkten) besteht. Oder anders gesagt: Wenn man ein Drittel der Klausur komplett richtig hat, kann man zwei Drittel vollkommen ignorieren.

Ich hatte eine Klausurstrategie entwickelt: Ich lerne zwei Drittel der Themen. Ich lasse das Drittel weg, das (a) aufwendig zu lernen ist und (b) für dessen Lösuing viel Schreiberei und Rechnerei nötig ist – es also kostbare Klausurzeit kostet und potenziell Punkte kostet für blödsinnige Verrechner.

Der Plan ging weitgehend auf, die Fragen waren im Wesentlichen wie erwartet. Nur dass ich bei der Wahrscheinlicheitsrechnung überraschend strauchelte, das ist mir schon etwas peinlich. Wenn jeder meiner Sätze und Aussagen komplett richtig ist, habe ich 49 Punkte – zu den 30 zwingend nötigen Punkten existiert ein gewisser Sicherheitsabstand.

Andererseits lief der ganze Kurs so abstrus, dass man nie weiß was passiert.

Wind im Haar, Sonne im Rücken

Selten bin ich so dankbar, in Berlin zu wohnen wie an diesen Klausur-Tagen. Während Kommiliton*innen teilweise Stunden anfahren müssen, dann in Berlin ein Hotel nehmen (und das auch noch währned Ifa stattfindet!) und im Zweifel auch noch den Rückreisezug erreichen wollen, kann ich morgens auf das Fahrrad steigen. Ich radle tiefenentspannt durch die halbleere Stadt Richtung Kranzler-Eck und komme mit frisch freigeblasenem Kopf und einmal aktiviertem Kreislauf an.

Fahrrad anschließen vor Käthe Wohlfahrt, noch einmal Beine vertreten und durchatmen vorbei an Ralph Lauren, dem Altberliner Biersalon und dem Theater des Westens. Und dann hinein in die Challenge.

Fahrrad vor Schuld "Blvd KU'damm" und Buddy Bears. Im Hintergrund ein Käthe-Wolffahrt-Geschäft.

Ordner und U-Boote

Der Kaptain war ihrer Zeit voraus. Das Ordner/Datei-System auf Computern hat sie immer abgelehnt. Und ist damit voll in der heutigen Zeit angekommen: File not found. A generation that grew up with Google is forcing professors to rethink their lesson plans.

Ich lernte: bei diesem fatal geplatzten U-Boot wusste nicht nur die komplette Community vorher, dass es platzen würde (aber konnte nichts Entscheidendes dagegen machen), sondern die zahlenden Gäste waren auch „Mission Specialists“, also offiziell Besatzungmitglieder. Nicht etwa nur aus Marketinggründen und weil es cooler klingt, sondern auch weil im Seerecht Besatzungsmitglieder weit weniger Schutzrechte genießen als zahlende Gäste: The Titan Submersible Disaster Was Years in the Making, New Details Reveal

3 Gedanken zu „23-09-02 Maximales Matching?“

  1. Injektiv, Surjektiv, Bijektiv: Wenn ich von Kollegenund Kolleginnen eine Sache übers Mathestudium höre, dann immer das. Weil es so grundlegend ist? Oder schwierig? Schwierig finde ich es nicht; Relationen tauchen ja auch in der Informatik immer wieder auf. Aber ich weiß natürlich nicht, was man damit in der Mathematik alles anstellt.

    Vier Kugeln, drei davon Schwarz: Doch wohl genau drei davon Schwarz, oder? Oder ist genau das der Knackpunkt? Ich frage als alter Rätsellöser.

    Vielen Dank für Gedanken und Link zu Verzeichnisstrukturen. Ich bin selber ein großer Freund des hierarchischen Ordnersystems und halte meines peinlichst in Ordnung. Aber ich weiß, dass meine Schüler und Schülerinnen damit nicht umgehen können; wie wenig, das habe ich jetzt erst begriffen. Das ist Stoff der 6. Klasse, theoretisch eher am Ende, aber natürlich muss man das am Anfang machen, weil die SuS ja Dateien laden und speichern und verschieben sollen. Oder sollen sie das noch? Wenn ich alles über Moode-Mebis mache, entfallen bereits Teile davon. Aber es ist doch wichtig für die Zukunft. Aber ist es das? Jedenfalls werde ich beim Einstieg in zwei Wochen explizit das Bucket-Modell thematisieren.

    1. Ich habe auch den Eindruck, sowohl die Desktop-Metapher als auch die Akten-und-Ordner-Metapher sind in Zeiten des Smartphones fremd geworden. Meine Studis sollen eine eAkte bedienen, die die alten Akten nachbildet. Es fällt ihnen oft schwer, das zu verstehen. Sie haben kein Bild dazu im Kopf. Und dann komme ich und erkläre juristisches Denken mit Schubladen und es wird leider nicht besser…

  2. Injektiv, Surjektiv, Bijektiv – es ist vor allem grundlegend. Anscheinend wird die komplette(?) Mathematik auch als als Abbildung von Mengen aufeinander definiert und dementsprechend entscheidend ist die Gestalt der Abbildung. Wobei mir bei Injektiv und Surjektiv auch weder der Begriff eingängig erscheint, noch eine offensichtliche Eselbrücke da ist. Da Injektiv von x nach y zeigt und Surjektiv von y nach x (wobei das natürlich nie so profan ausgedrückt würde) muss gelernt werden.

    Die Kugeln: 3 Schwarz, eine Rot, ohne Zurücklegen, wie hoch ist die Chance die Rote zu ziehen? Erst das „ohne zurücklegen“ überlesen. Dann zweimal hintereinander die Zahlen verwechselt und dann mit Müh und Not hoffentlich noch ins Ziel gerettet..

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