24-12-24 Samstags steht unser Wasserspielzeug DOGGY zur Verfügung

Schlafen, schlafen nicht mehr ganz so müde. Der Kalender gönnt uns drei Tage zwischen den Zeiten – nicht mehr Alltag, aber auch noch nicht Weihnachten – und diese wirken wie ein langsames Ausatmen über 72 Stunden.

Von beiden Seiten schwappt es herein in diese Tage der unwirklichen Schwerelosigkeit. Die Downton-Abbey-Filme auf DVD fühlen sich weihnachtlich ein. Ebenso der wiederentdeckte Sherry zum Roman. Paketeinpacken und ein letzter Gang in den Supermarkt gehören noch in die Rubrik Alltag. Die letzten verschollenen Pakete tauchen auf. Noch sind nicht alle angekommen, aber bei den Übrigen wissen wir immerhin ungefähr wo auf dem DHL-Weg sie sich befinden.

Innerlich überschlage ich kurz Seminar- und Klausurtermine und denke, dass ich eigentlich dafür etwas tun müsste. Aber zu kostbar erscheinen mir diese Tage des Schwebens zwischen den Zeiten.

Mehrere Tage hintereinander las ich konzentriert ein Buch – wann passierte dies zuletzt? Weiterhin in Olga Tokarczuks Jakobsbüchern, die sich langsam dem Ende nähern. Die Protagonisten werden alt, die neue Welt, die sie um sich herum erleben, ist nicht mehr die Welt des Buches, nicht mehr wirklich die ihre.

I feel like I am living on another planet now – sagt die Dowager Countess of Grantham im Downton-Abbey-Film – Everybody does, lautet die Antwort, you only need to live long enough.

Ich las Nils Minkars Newsletter und über Deutschland und Frankreich und das Elend der jeweiligen Politik; kurz darauf „Schleswig-Holstein. Die Kulturzeitschrift für den Norden.“ mit einem Portrait von Carl Friedrich Cramer – deutscher Intellektueller zur Zeit der französischen Revolution. Er war Übersetzer von Schiller ins Französische und Übersetzer von Rousseau und Diderot ins Deutsche – glühender Anhänger der französischen Revolution, aus Kiel vertrieben nach Paris und am Ende in Frankreich politisch so heimatlos wie in Deutschland. Ein Minkmar des späten 18. Jahrhunderts und auch nicht.

Die Mahlzeiten eine Mischung aus Tiefkühler-zum-Jahresende-ausleeren (Pomeranzenmarmelade, Skinny Boullabaisse aus Tiefkühl-Muscheln und Garnelen), Frankfurter Kranz bei Bäcker Plentz und Rehgulasch-Reste. Wir kaufen letzten Lauch. Denn weil wir Heiligabend zu zweit verbringen und total crazy sind, wird es Fondue irlandaise geben aus Cheddar, Guiness, Whiskey und Worcestersauce mit Roggenbrot und Lauch.

Mr. Darcy – Ettenbühl Sunset – Tuscany Superb – Betty Prior

Das allerletzte verschollene Paket lokalisierten wir in dem Schreibwarenladen/DHL-Filiale auf den Märkischen Hamptons. Zum Glück kennen sie uns und die Siedlung, wissen, dass es im Winter ein paar Tage dauern kann bis wir kommen, und behielten das Paket trotz Fristablaufs im Laden.

Der Wasserversorgen hatte uns hinausgerufen. Wir sollten zum Jahresende den Zählerstand mitteilen. Dazu: Durchatmen, Weite. Trotz windigem Nieselregen die Freude draußen zu sein und den Himmel zu sehen. Stanwell Perpetual macht ihrem Namen alle Ehre und blüht noch. Selbst Violina scheint noch eine Knospe hervorzubringen.

Wir überwanden die klamme Nässe, setzten Mr. Darcy und Ettenbühl Sunset (Beet), Tuscany Superb (die Alte-Rosen-Allee-in-Entstehen) und Betty Prior (Vorgarten).

Festtagspreis wie früher

Endlich wieder schwimmen gehen, wie seit Wochen nicht mehr. Endlich den schwarzen peinlichen Fleck auf meiner inneren Berliner Schwimmbadlandschaft füllen: Wir nutzten die Fahrt zu den Latifundien für einen Abstecher im Stadtbad Hennigsdorf. Dies eröffnete nach Neubau 2023 und noch nie war ich dort.

Vorgänger: das aqua Hennigsdorf, von mir geliebter Typenbau der DDR-Volksschwimmhalle C. Schlicht und doch von einer untypischen Eleganz für den Arbeiter- und Bauernstaat mit Diktaturhintergrund. Jetzt abgerissen.

Der Neubau überrascht: in Bahnhofsnähe – sogar öffentlich erreichbar. Von außen so schlicht, dass wir ihn mit dem Auto ein paarmal umrunden, bevor wir das Schwimmbad ausmachen. Innen: Im Geiste seines Vorgängers. Schlicht – keine zusätzliche Deko, ein Schwimmerbecken, ein Nichtschwimmer, ein kleines niedriges Nichtschwimmer und ein Planschbecken – Holz, Stein und Glas. Jegliche Gestaltung besteht aus Funktionselementen.

Ein Bad, das mitdenkt wie ich mir wünsche: Föne umonst; im Schuhausziehbereich stehen Schuhlöffel; die Verriegelung der Kabinen mit dem besten störungsfreisten System; in den Duschen ausreichend Ablagen und Haken. An der Decke eine Markierung für die Rückenschwimmer. Ein Bad in dem irgendwie alles funktional ist, und zusammen doch irgendwie schön.

Die Digitaluhr in der Halle fungiert auch als Anzeigetafel. Ich erfahre, dass Mittwochs und Freitags(?) eine Bahn für Flossen- Anzug und Geräteschwimmen frei ist, sowie das Samstag das große Wasserspielzeug DOGGY im Schwimmerbecken bespielt werden kann.

Weil Ferien sind, hat das Bad Montagmittag für die Öffentlichkeit geöffnet. Weil Festtage sind, bezahlen wir einen Eintrittspreis wie früher.

Kein Weihnachtslied

Elke Brüser beobachtet Kraniche: Geflügelte November-Fischer

Dieser Haushalt hat zu Weihnachten ein besseres Verhältnis als zu Deko. Und so besteht die Weihnachtsschmückung aus einem Adventskranz, einem Herrnhuter Stern und der immerwährenden Lichterkette, die im Frühjahr und Herbst als Kinobeleuchtung für Beamer-Abende fungiert und im Dezember als Weihnachtsschmuck. Die einzige Variante eines Weihnachtsbaums, die ich mir für mein Heim vorstellen kann, steht sowieso im Garten und sieht ungefähr so aus. Aber Garten und Wohnung liegen weit auseinander – also nichts.

Dennoch finde ich das Konzept Weihnachtsbaum spannend, habe einiges über ökologisch-nachhaltiges Weihnachtsbaum und Gardenwashing bei Gunhild Rudolph gelernt: Die Tradition des Weihnachtsbaums und Der ökologische Weihnachstbaum.

Die Kaltmamsell sah ein Theaterstück über (im weitestmöglichen Sinne) ein Schwimmvereinsmitglied. Die Bühnendeko immerhin ausschließlich in Schwimmbadblau und Rot: Journal Sonntag, 22. Dezember 2024 – Laufwetterglück, Eine Zierde für den Verein im Marstall

Zum Abschluss ein Weihnachtslied, das eigentlich kein Weihnachtslied ist. Schedryk, ukrainisches Volkslied über die Ernte und später bekannt geworden als Carol of the Bells. Ich muss dringend in die Ukraine sobald man dort nicht mehr von russischen Drohnen abgeschossen wird: The Unknown Ukrainian Carol that everyone knows

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