25-01-26 Die Rückkehr des Schornsteins

Bei dm sind die nature-Geschirrspültabs aus. Leider sind dies die einzigen Tabs, bei denen das Silber mit in die Spülmaschine kann ohne danach seltsam auszusehen.

Dafür gibt es Ramadan-Kalender im Laden. Sagt mir: Irgendwann demnächst muss Ramadan sein.

Es gibt keine Graupen mehr. Wie kann ein Nahrungsmittel, das Oma Uetersen regelmäßig zubereitet hat, nicht einmal mehr in großen Vollsortimentern auftauchen? Erdmandelmehl my ass. Ich will Graupen. Zum Glück wohne ich in einer Stadt, in der es auch osteuropäische Supermärkte gibt.

Freundlicherweise eröffnete ein Ledo ein paar Busstationen weiter an der Goebenstraße. Ich nutzte die Chance, den Laden mal näher zu betrachten. Nicht ganz so beeindruckend wie der Ur-Ledo im Schmargendorf, aber gerade Fisch- und Fleischtheke beeindruckend genug. Er verkaufte mir Graupen – und wo ich schon da war auch Kwas und Smetana.

Nur auf Kaviar hatte ich keine Lust. Irgendwie ist Ledo eigentlich und ursprünglich ein Kaviar-Großhändler, so dass es dort an der Fischtheke immer mindestens 20 Sorten falschen und echten Kaviar aller Arten gibt.

Es gelang mir letzte Woche, eine Lesebrille im leeren 10-Quadratmeter-Zimmer der Hagener Bildungsherberge zu verlieren und danach drei Tage lang nicht mehr wiederzufinden. Diese Woche: Mit Brille im Wohnzimmer losgelaufen, ohne Brille im Schlafzimmer angekommen. Es ist ein Rätsel.

Die Zukunft der Kaiser-Richard-Passage klingt nicht gut. Ich fand eine längere Pressemitteilung vom Verkauf der Nachbarschaftspassage: Weiterhin soll das Nutzerspektrum optimiert und das Gebäude zeitgemäß revitalisiert werden.

Weiterhin wildes Getöse ab 8 Uhr, auch am Samstag, auf dem Dachboden. Die Baustelle besteht seit anderthalb Jahren. Seit einem guten halben Jahr sind wir dachlos. Bisher sahen wir nur Sachen verschwinden. (Seien es Teile des alten Dachbodens, seien es Baumaterialien die nach oben fuhren). Einziges sichtbares Erzeugnis des Baus waren große Mengen Müll.

Und nun: ein Ergebnis. Auf dem Dach steht ein neuer Schornstein. Er durchbricht die Dachabdeckungszeltplane. Es passiert Konstruktives. Es gibt Hoffnung.

Die wöchentliche Palästina-Demo stand diesmal am Potsdamer Platz. Die Gegendemo hatte sich vergrößert: Fünf Personen, dabei unter anderem Regenbogenflagge mit Davidstern und zwei IDF-Flaggen.

Um mich selbst zu zitieren:

Etwas weniger gespannt bin ich, wie Friedrich Merz seine Kanzlerkandidatur versemmeln wird. Ich habe noch keine Vorstellung über den Ablauf – aber darüber, dass er an sich selber scheitern wird, bin ich sicher.

Er gibt sich alle Mühe.

Principe

Derzeit existieren im Netz verschiedene Vorschläge, wie mensch sich als politisch interessierte Person vor Donald Trumps Überwältigungsstrategie schützen kann. Ich empfehle beispielsweise ein Buch zu lesen: Der Fürst / Il Principe.

Nicht so sehr, weil es toll ist (ist es), sondern weil die Trump-Bagage es offensichtlich auswendig gelernt hat, es als 1:1-Handlungsanweisung nimmt und jetzt das Programm abspielt. Zwei Kernpunkte sind mir in Erinnerung geblieben:

  • Es ist für den Herrscher besser gefürchtet zu werden, als geliebt zu werden. Denn Liebe und Zuneigung sind flatterhaft. Sie können von einem auf den anderen Tag plözlich verschwinden. Furcht hingegen ist stabil und zuverlässig.
  • Der Fürst soll alle unpopulären Grausamkeiten am Anfang seiner Herrschaft begehen. Denn in diesem Moment hat er die größte Macht, die unpopulären Maßnahmen werden über die Zeit vergessen werden.

Betrachten sie Ausstellungsstück A in Washington. Und ja, es hilft gegen Überwältigung, wenn man die Strukturen dahinter in etwa nachvollziehen kann.

Aber wo ich eh schon beim Thema Donald Trump bin, stelle ich eine Prognose auf:

Panta rhei / Alles fließt und mit der Realität lässt sich nicht verhandeln.

  • Es wird ein Punkt kommen, an dem sich Trumpismus erschöpft hat und die Menschen seiner Überdrüssig sind. Soviel ist sicher.
  • Weniger sicher bin ich mir, ob die USA bis dahin noch fähig sind, einen friedlichen Machtwechsel durchzuführen. Und genau das ist das eine wichtige Gefecht das dort geschlagen werden muss. Und das wirklich die Aufmerksamkeit auch hier lohnt.

So, ich hoffe, das war es dann mit Trump im Blog für dieses Halbjahr.

Selbstgemalte Pappschilder

In Bautzen demonstrierten 45 Menschen gegen Rechtsruck. Und vor jeder einzelnen Demonstrant*in verbeuge ich mich und ziehe meinen Hut. In Neuruppin waren es 500.

In Berlin auf eine solche Demo zu gehen, ist deutlich einfacher. Dafür landet man als Berliner*in in den Fernsehnachrichten. Das ist als Effekt nicht zu unterschätzen. Also trotz aller Gründe1 dagegen auf zum Brandenburger Tor, als Brandmauer gegen Faschismus auflaufen.

Der Linienbus Richtung Stadtmitte war schon bei uns voll besetzt – also von hinten links mit U4 und U2 bis zum Potsdamer Platz und den Rest gelaufen. Um mich herum, Menschenmassen mit demselben Ziel. Am beeindruckendsten fand ich die nicht enden-wollende Kolonne aus Radfahrer*innen.

Die Demo diesmal stand vor dem Brandenburger, nicht dem Reichstag. Der Ort erwies sich als besser geeignet: Er war besser zu beschallen. Die Menschenmenge verlief sich weniger auf dem riesigen Gelände.

Die Demozahlen schwanken zwischen 30.000 (Polizei) und 100.000 (Veranstalter). Ich traue mir aus meiner Position keinerlei Aussage zu. Zu groß die Menge, die zu unübersichtlich und groß das Gelände, zuviel „normaler“ Verkehr der dort auch noch stattfand.

Verglichen mit dem Januar 2024 waren es weniger Menschen. Aber wie damals ein großes Spektrum stinknormaler Berliner*innen, die ich alle so im Alltag im Bus treffen könnte. Wie 2024 war die Demo besonders überzeugend und ergreifend durch die vielen selbst gemalten Plakate.

Und es ist ein Marathon – nicht eine Demo ist wichtig, wichtiger ist, dass sich diese nach einem Jahr wiederholen ließ.

Jeep ducking

Herr Mess reflektiert über Lehrergesundheit und Arbeitsumstände.

Gerade noch setzte ich „Besuch eine Bouillons“ auf die Paris-Liste, da schreibt Nils Minkmar (unter Bezug auf arte) schon vom Comeback des Bouillons. (hier der arte-Beitrag auf deutsch)

Ich bin totaler Metallbau-Laie; finde aber sehr spannend wie so etwas ablaufen kann: Lauf, OL-AF, lauf!

Kunal Mehta (einer meiner Mastodon-Admins) ist auch Wikipedianer und gibt einen Rückblick über sein Wikipedia-Jahr 2024. Dabei gelernt: Es gibt Jeep ducking – den Brauch anderen Jeep-Fahrern eine Plastikente auf das Auto zu setzen.

Anmerkungen

  1. Angefangen bei „Ich find den Co-Veranstalter Campact doof“ bis zu „In der Zeit könnte ich auch lernen“ ↩︎

3 Gedanken zu „25-01-26 Die Rückkehr des Schornsteins“

  1. Oh, Graupen! Da wird mir direkt etwas flau im Magen. Gräupcheneintopf war einer meiner Endgegner in der DDR-Schulspeisung. Und es gab durchaus Zeiten, da blieb man solange sitzen, bis die Schüssel leer war.

    1. Dann ist es ja eine gute Nachricht, dass die Graupen offensichtlich am Aussterben sind 🙂 Ich kenne sie vor allem als Graupensuppe – die mochte ich immer gern, aber vermutlich wir die Oma-Variante auch der Schulspeisungsvariante überlegen.

    2. Als ich in 1988/89 für eineinhalb Jahre in Berlin gearbeitet habe war es dort im Vergleich zu dem wie es sich heute darstellt sehr ‚ruhig‘. Die erste Veränderung war 1989 ff. , daß man kaum noch einen Parkplatz auf der Kaiserallee fand (da wo sie die Autobahn kreuzt wohnte mein bester Freund).

      Ich habe mich gefreut hier ein Paar Informationen zum aktuellen Geschehen aus erster Hand zu lesen – ansonsten kommt in den üblichen Medien doch nur Eingedampftes Bla-bla ….

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