25-02-04 Klausur naht, trotzdem da – Teilzeitstudi-Antifa

Fiat Lux! Madame testete, ob der Baustellenschmodder an unseren Fenstern eher abwaschbarer Schlamm oder eher ewig bliebender Betonmatsch ist. Es sieht nach Schlamm aus. Sie bekam die Fenster ein gutes Stück sauberer.

Fiat Lux! Selbst an längeren Bürotagen gehe ich im Hellen aus dem Haus und verlasse zumindest in der Dämmerung die Südkreuz Offices.

Happy office days because of zwei neue Kolleg*innen.

(Auch Du kannst Nummer 3 werden, wir suchen noch eine:n Teamleiter:in IT-Infrastruktur (d/w/m))

Mir träumte, dass Anna-Maria aus Bielefeld mir einen bösen Brief schickte, weil ich ihre Rezepte nicht mehr in meinem Blog verlinke. Anna-Maria, ich weiß nicht wer du bist und ob du jenseits des Traums existiert – aber sorry.

„Bier ist mein Yoga“ titelte ein LKW, der an mir vorbeifuhr. Und damit bringt er viele Probleme von Männlichkeit auf einen Punkt.1

Letztens gab es eine Suche nach einem Slow Medium, dass die US-Ereignisse zusammenfasst. Ich neige zum neuen Rebecca Solnit-Newsletter Meditations in an Emergency – weil Rebecca Solnit großartig ist. Und weil sie niemals nie dieses verzweifelte Doomscrolling von sich gibt. Gedanklich ist sie schon einen Schritt weiter:

Underlying all this is an old assumption by many elites, especially the authoritarian and fascist variety, that ordinary people are weak, timid, fearful and pretty much collapse if you say boo to them. They also tend to think we are selfish and operate only out of self-interest because they think we’re like them. They are very often wrong in very consequential ways..

Some resistance is going to look familiar: protests, marches, demonstrations, blockades. New tactics may emerge, and there is reason to fear that the lawless people who’ve seized our federal government–or rather parts of it–will be ruthless in new ways against civil disobedience. But that’s far from all that’s happening. …

Some resistance is not going to look like anything at all because we will not see what goes on inside some of those government offices or how a medical worker doesn’t comply with an unjust or inhumane mandate or how local police rebuff ICE (though it’s been great to local police say publicly „here’s how we do not with ICE“), will not see a neighbor quietly reaching out to a targeted individual. All this matters.

Die Partei die Linke hat 71.000 Mitglieder und damit so viele wie seit 2010 nicht mehr. Vor zwei Wochen waren es noch 60.000. In 14 Tagen 11.000 Mitglieder zu gewinnen ist ein nie dagewesener Rekord. Bei Bündnis90/Die Grünen waren es 5000 neue Mitglieder in fünf Tagen. Sie müsstem damit bei 165.000 Mitgliedern sein: „Seit November haben wir eine riesige Eintrittswelle, seit letzten Mittwoch ist daraus ein regelrechter Ansturm geworden.“

Oha, das Wikipedia:Café wurde gelöscht. Die eine Seite, die frei von jedem Enzyklopädie- oder Arbeitsgedanken rein der Laberei diente. Prinzipiell fand ich das Konzept sympathisch – praktisch waren die „Diskussionen“ dort meistens komplett unerträglich. Diese Meinungen teilten viele Wikipedistas, wie sich der epischen Löschdikussion entnehmen lässt.

Über die Mengenlehre zu SAP

Samstag teilte sich unser temporäres Sextett auf.

Der jung-dynamische Teil verschwand Richtung Olympiastadion, eine Stadionführung mitmachen. Der ältere gebildete Teil ging erst zum Noonsong und dann ins Museum. Ich ging ein Café suchen.

Nach kurzen Einkäufen rosenkohliger Art suchte ich mir ein friedliches Café zum Lernen. Samstagnachmittag war die Suche nach einem freien Platz überraschend schwierig. Aber am Ende landete ich im Wiener (Offenbacher) Feinbäcker im Eingang von Rewe. Der Kaffee war vollkommen okay, ich hatte Platz, um mich auszubreiten, ich hatte alle Ruhe der Welt zum Lernen und konnte ab und an Leute schauen. Triple Win.

Lernen aber tut not. NUR NOCH ZWEI WOCHEN BIS ZUR KLAUSUR! und ich komme immer noch mit der Struktur des Moduls Betriebliche Informationssysteme nicht klar – finde sie im Aufbau so komplett fremdartig und eigentümlich, so wild im Niveau schwankend, dass ich mich nur schwerlich eingrooven kann.

Er definiert wirklich von ganz unten „Was ist Information?“, „Was ist ein Betrieb?“, „Was ist ein automatisches System“ und bastelt sich langsam hoch. Der Versuch einer mathematischen Denkweise, in der wirklich jeder Schritt sicher und schlüssig auf dem Vorhergehenden aufbaut und ganz genau definiert ist – aber angewandt auf ein realweltliches System. Das ist schräg.

Noch schräger die gelegentlichen wilden Ausflüge in Mathematik oder Code, die nirgendwo eingeführt werden und dann auch plötzlich wieder enden.

Aber ich mache glaube ich Fortschritte. Ich glaube zu verstehen, was genau dieser Aufbau und Ablauf beabsichtigen will. Ich finde es immer noch falsch – aber zumindest erkennen ich ein System; es kommen nicht mehr wild blaue und rote Stangen auf mich zu, sondern ich erkenne die gesteckte Slalomstrecke.

Und am Ende landet alles bei SAP.

Antipasti Baba Ganoush

Abends galt es, das Sextett wieder zusammenzusammeln. Nach unseren verschiedenen Exkusionen (Olympiastadion/Hackesche Höfe oder DHM mit zwei Ausstellungen (Aufklärung und Roads not taken) oder Café und lernen) trafen wir uns im Marienkäfer an der Marienstraße. Die osteuropäische Kellnerin servierte uns von Arabern zubereitete Pizza, und es war wie immer großartig.

Für Mitte-Mitte, für eine Lage nahe von Friedrichstadtpalast, Berliner Ensemble und drölf Millionen Hauptstadtsitzen von Lobbyorganisationen, ist der Laden extrem nett, die Pizza überdurchschnittlich und selbst das Ambiente und die Deko wirklich schön. Wir hörten Erzählungen vom Deutschen Stadion (dem Vorgängerbau des Olympiastadions) und den Wendepunkten deutscher Geschichte.

Heimfahrt mit dem 100er Bus, noch einmal vorbei an Brandenburger Tor, Reichstag, Schloss Bellevue und Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Mit den M46 nach Schöneberg.

Danach: Alle platt. Alle Bett.

Plakate mit Faltanleitungen auf der Rückseite

Sonntag: Platt. Nicht im Bett.

Denn die CDU und Friedrich Merz nötigten mich zum Aufstehen. Auf zum Reichstag, demonstrieren.

Die Zahlen sind müßig, wenn Du auf der Straße des 17. Juni stehst und weder ein Ende noch ein Anfang der Demo erahnbar sind; wenn selbst die breite Prachtschneise mit ihren 45 bis 85 Metern Breite nicht mehr ausreicht, die Demo aufzunehmen und diese auf Parallelstraßen ausweicht.

Ich glaube außer „Silvester 2000 – oh Gott wie bin ich hier hingekommen“ auf derselben Straße war ich noch nie in annähernd so großen Menschenmengen. Und es war komplett friedlich und entspannt. Wieder einmal staunte ich darüber wie normal alle waren. Wie jede zweite Gruppe IKEA oder Umzugs-Kartons wiederentdeckt hatte und mit eigenen Sprüchen verziert. Da war nichts zentral organisiert, nichts gelenkt – es waren einfach sehr sehr viele Menschen, die die Ereignisse der letzten Tage sehr scheiße fanden.

Zwei Plakate fielen mir besonders auf:

Kein Lillet trotzdem da – Nina Chuba Antifa. Eine Prise Humor, eine Prise Hedonimus, und ein Zeichen dafür, dass der Protest weit über die üblichen Kreise hinaus trug.2

Meine Vorfahren kamen nicht her, haben dieses Land aufgebaut und für die Demokratie gekämpft, damit jetzt dies passiert. (Sinngemäß, der Spruch war vergleichsweise lang und komplex). Endlich einmal ein Faschismus-Protest, der anerkennt, dass in Deutschland auch Menschen leben und mitzureden haben, deren Vorfahren 1933 noch nicht in Deutschland lebten. Die haben auch eine deutsche Geschichte und die muss erzählt werden. Davon gibt es auch auf den Demos viel zu wenig.

Montag nach dem Wochenende: Alle platt. Alle Bett.

Kafka Zombie Kürbiseintopf

Die Washington Post gedachte Jimmy Carter mit einem Rezept und Frau Küchenlatein adaptiert: Kürbis-Erdnusseintopf.

Thomas Gigold räumt auf: Wenn auf einer internationalen Seite mit 30.000 Followern pro Post noch 3 Likes zusammenkommen weißt du: Organische Reichweite beim dicken blauen Flaggschiff [Facebook] ist tot.

Herr Rau hadert mit einem Theaterbesuch.

Sari fährt sehr tapfer sehr oft zum Fußball.

  1. Muss ich erklären, warum? Ich hoffe nicht. ↩︎
  2. Der Wikipedia-Erklärartikel für dienigen, die sich fragen: Lillet? Nina Chuba?: Wildberry Lillet (Lied) ↩︎

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